Auf die Freundschaft!
schnell, sobald man sie nicht mehr benutzte.
Mike berichtete ihm von der Schule und seinen Lehrern. Es war bereits nach Mitternacht, als ich auf die Uhr blickte.
„Mike, du gehörst ins Bett.“
„Mom, ich habe Zeugnisferien! Bitte, ich bin noch nicht müde!“
Ich wollte gerne noch ein paar Minuten mit Ken alleine sprechen, bevor er ging und ich war bereits müde.
„Bitte, du kannst Dad morgen wiedersehen. Unternehmt doch etwas miteinander.“
„Dad“, flehte Mike, „bitte, ich will noch nicht ins Bett. Ich bin doch nicht mehr zehn!“
Ken sah mich kurz an und schüttelte den Kopf, als er Mike antwortete.
„Sorry, aber ich denke auch, dass du jetzt lange genug wach warst. Ich habe eine Idee: Lass uns doch morgen zu den EWE Baskets gehen. Ich habe gelesen, dass die morgen spielen. Aber nur, wenn du jetzt schlafen gehst.“
Als großer Basketballfan konnte Mike das Angebot natürlich nicht abschlagen.
Mike verschwand in sein Zimmer. Ken starrte die Tüte Chips an, die auf dem Couchtisch lag.
„Liebst du mich eigentlich gar nicht mehr, Claudia?“, fragte Ken nach einer Weile, in der wir einfach schweigend nebeneinander gesessen hatten.
„Ich bin in einer neuen Beziehung, Ken. Mach diesen schönen Abend nicht kaputt.“
„Das war keine Antwort auf meine Frage.“
„Ich kann dir nicht mehr vertrauen“, antwortete ich. Wir schwiegen wieder.
„Und wenn du wieder könntest?“
„Ich kann es nicht.“
Ich wagte einen Seitenblick auf Kens Gesicht. Er hatte die Arme auf die Beine gestützt und die Hände wie zu einem Gebet gefaltet.
„Was muss ich tun, damit du mir wieder vertrauen kannst?“
In seiner Stimme lag das Leid der ganzen Welt. Ich glaubte sogar seine Augen schimmern zu sehen, aber er wischte sich schnell darüber. Es war eine unangenehme Situation, beklemmend und irgendwie erdrückend. Natürlich wollte ich am liebsten all meine Zweifel über Bord werfen und mein Gesicht in seinem Hals vergraben, seinen Geruch einatmen und mit ihm verschmelzen. Aber ich konnte es nicht.
„Das weiß ich auch nicht“, flüsterte ich traurig.
Mit etwas gedrückter Stimmung verabschiedeten wir uns, und Ken ging zurück ins Hotel. Ich verkroch mich unter meine Bettdecke und ließ meine Gedanken rotieren.
Ken war wieder da.
Ich liebte Lutz nicht so, wie ich Ken früher geliebt hatte.
Aber liebte ich Ken noch immer?
***
„Der Abend war wunderschön.“
Mehr beinhaltete die SMS nicht, die ich auf dem Handy empfing, kurz bevor ich einschlief. Ich beschloss, nicht zu antworten.
Ich musste Lutz zur Rede stellen, es nutzte alles nichts. Kens Erscheinen wühlte mich auf und säte Zweifel in mir, die ich im Keim ersticken wollte. Ich rief Lutz auf dem Handy an.
„Ja?“, meldete er sich in barschem Ton.
„Lutz, hier ist Claudia. Kommst du Sonntag wieder?“
Es dauerte ein paar Sekunden, bis er mir antwortete.
„Ja.“
„Soll ich uns vielleicht etwas Schönes kochen?“
Lutz lachte auf.
„Versuchen kannst du es ja mal.“
Ja, ich war keine Sterneköchin, aber musste er mir das jedes Mal vorhalten?
„Wir können es auch lassen“, antwortete ich schnippisch. „Ich wollte dir nur etwas Gutes tun.“
„Ist schon in Ordnung. Mach, was du willst.“
„Eigentlich wollte ich mal mit dir reden.“
Lutz wartete anscheinend auf eine Erklärung.
„Ich bin Sonntag gegen achtzehn Uhr zu Hause“, sagte er und legte auf.
Missmutig starrte ich auf das Handydisplay. So ein ungehobelter Kerl!
Maria und ich saßen abends alleine im Baldinis und warteten auf Hannah und Karin.
„Und, wie war es mit Ken?“, fragte Maria.
Ich gab alles wieder, was ich für erwähnenswert hielt, und sprach auch über meine Gefühle.
„Ich weiß echt nicht weiter“, gab ich zu. „Ken und ich haben so viele Gemeinsamkeiten, wir kennen uns in- und auswendig und wir kommen prima miteinander aus, aber ich bin mit Lutz zusammen. Außerdem kann ich Ken nicht mehr vertrauen. Ich weiß einfach nicht, wie ich das mit Lutz geradebiegen soll.“
Maria sagte eine Zeit lang nichts.
„Lassen wir Ken mal kurz außen vor – wie stellst du dir das mit Lutz vor? Ich denke nicht, dass er von sich aus plötzlich zu einem Romeo wird. Seit Weihnachten sind doch schon ein paar Wochen vergangen und ihr habt es noch immer nicht öffentlich gemacht. Willst du es denn immer noch öffentlich machen?“
„Im Grunde schon“, antwortete ich mit Bedacht. Irgendetwas in mir wollte die Beziehung unbedingt
Weitere Kostenlose Bücher