Auf die Freundschaft!
hatte er in dieser Zeit vor? Von wem war die SMS?
Ich beschloss, ihn vorerst nicht darauf anzusprechen, sondern mit meinen Freundinnen die Situation zu besprechen. Als Ken und Mike vom Fußball zurückkamen, benahm ich mich wie immer. Glücklicherweise musste ich ohnehin wenige Minuten nach ihrer Rückkehr losfahren. Karin hatte uns Mädels zu Kaffee und Kuchen eingeladen. So konnte ich der Konfrontation entgehen.
Nachdem ich den Mädels die Situation erklärt hatte, mahnten meine Freundinnen mich zur Ruhe.
„Das könnte alles bedeuten“, sagte selbst Karin. Sie sah aus wie das pure Leben. Schwangerschaft stand ihr wirklich gut.
Sie konnten mich zwar nicht überzeugen, aber ich ließ mich überreden, nicht hysterisch zu werden und in jeder ungeklärten Situation einen möglichen Fehltritt zu sehen. Es musste nicht das sein, für was ich es hielt. Aber es stand doch so eindeutig da! Seufzend trank ich mein Glas aus, bezahlte und verließ Karins Haus frühzeitig. Ich konnte mich einfach auf nichts anderes konzentrieren.
Als ich die Tür zu unserer Wohnung aufschloss, fand ich mich in einem Meer von Kerzen wieder, die mir den Weg ins Wohnzimmer leuchteten. Ich stellte meine Tasche auf der Kommode ab und folgte dem Lichterpfad. Ken saß auf der Couch. Auf dem Tisch standen kleine Schälchen mit Nüssen, Lakritzen und Chips und auf dem Fernseher war ein Standbild von P.S.: Ich liebe dich zu sehen.
„Was soll das?“, fragte ich irritiert.
„Mein Schatz, das ist mein Überraschungsgeschenk für unsere gemeinsame Wohnung“, sagte Ken. „Ich habe Süßigkeiten gekauft, weil du so gern naschst und mir von Karin diesen Liebesschnulzenquatsch ausgeliehen, den ich nur ansehe, weil ich dich so liebe.“
Ich stutzte. Von Karin?
„Wann hast du den denn ausgeliehen?“ Eigentlich wusste ich die Antwort bereits. Ken lächelte wie ein Fünfjähriger, der endlich Fahrrad fahren konnte.
„Karin hat mir den Film vorbeigebracht, bevor ihr euch getroffen habt. Gleich als du losgefahren bist, kam sie schnell vorbei. Ich hatte sie eingeweiht und ich hoffe, sie hat nichts verraten.“
Deshalb hatte sie mich so beruhigen wollen! Ich stöhnte innerlich auf, sagte Ken aber nichts von meinen Zweifeln. Dann war die SMS also von Karin gewesen! Zum Glück hatte ich Ken nicht drauf angesprochen.
„Ich…ich bin gleich bei dir. Einen Moment“, stammelte ich.
Ich wählte Karins Nummer und verschwand im Büro.
„Stein?“, meldete sie sich.
„Karin, hast du Ken die SMS geschrieben?“, flüsterte ich, um sicherzugehen.
Sie kicherte. „Ja, das war ich. Mensch, es tut mir so leid, dass du ihn verdächtigt hast.“
„Da stand kann es kaum erwarten “, zitierte ich.
„Du musst die SMS schon bis zum Ende lesen, Claudi. Kann es kaum erwarten, zu hören, ob die Überraschung geklappt hat stand da. Ist denn etwas dazwischengekommen?“
„Nein, wieso?“
„Na, dann geh mal schnell wieder zu Ken und genießt euren ersten Abend in der gemeinsamen Wohnung“, antwortete Karin und verabschiedete sich. Ich legte auf und ging ins Wohnzimmer zurück.
„Danke für die Überraschung.“ Ich kuschelte mich zu Ken auf die Couch. Wir sahen uns Karins DVD an und knabberten Chips und Süßigkeiten. Es war ein wunderschöner Abend und ich ärgerte mich, dass ich so misstrauisch gewesen war. Ken liebte mich doch und ich liebte ihn!
***
Ich gewöhnte mich schnell an die neue Wohnung. Meine Zweifel an Kens Treue waren mir unangenehm, denn ich wollte ihm eine reelle Chance geben und vorbehaltlos die Beziehung leben.
„Leider musst du heute und morgen ohne mich auskommen“, gestand Ken an einem Freitagmorgen beim Frühstück.
„Ich muss nach Hamburg zu einem Meeting.“
Dort würde er auch übernachten und dann morgen zu mir zurückkommen, erklärte er.
„Aber jetzt wird es gerade endlich warm! Ich dachte, wir könnten vielleicht etwas zu dritt unternehmen. So eine Art Familienausflug“, antwortete ich traurig.
„In letzter Zeit nimmt die Arbeit überhand. Tut mir leid.“
Ken küsste mich auf die Stirn, aber das minderte meine Enttäuschung nicht.
„Gut, dann mache ich eben etwas mit Mike.“
„Ich bin am Wochenende bei Melli!“, rief Mike im Vorbeigehen. Er war mal wieder zu spät aufgestanden, um noch mit uns frühstücken zu können, bevor er zur Schule fuhr.
„War ja klar“, raunte ich. Dann würde ich mir eben ein schönes Wochenende für mich machen, oder bei meinen Freundinnen anrufen.
Ken
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