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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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war.«
    »Irgendein Betrüger also?«, fragte Miss Waterhouse.
    »Das können wir erst sagen, wenn wir es beweisen können.«
    »Natürlich – Sie müssen vorsichtig sein, ich weiß. Nicht wie einige Leute hier in der Gegend. Ich wundere mich, dass sich manche nicht ständig vor Gericht wegen übler Nachrede zu verantworten haben.«
    »Üble Nachrede – so«, Sergeant Lamb öffnete zum ersten Mal seinen Mund. Miss Waterhouse sah ihn erstaunt an und sagte dann: »Es tut mir ehrlich leid, dass ich Ihnen nicht helfen kann.«
    »Ich bedauere das auch«, antwortete Hardcastle. »Jemand mit Ihrer Intelligenz und Urteilsfähigkeit, mit Ihrer Beobachtungsgabe wäre ein sehr nützlicher Zeuge gewesen.«
    »Ich wünschte, ich hätte etwas gesehen«, sagte Miss Waterhouse, und einen Augenblick lang klang ihre Stimme so sehnsüchtig wie die eines jungen Mädchens.
    »Ihr Bruder, Mr James Waterhouse?«
    »James würde nichts wissen«, sagte Miss Waterhouse geringschätzig. »Er weiß nie etwas. Und außerdem war er bei Gainsford & Swettenham in der High Street. Wie gesagt, er kommt nicht zum Essen nachhause. Gewöhnlich bestellt er sich Sandwichs und Kaffee in den ›Three Feathers‹.«
    »Danke vielmals, Miss Waterhouse. Wir wollen Sie nicht länger aufhalten.«
    Inspektor Hardcastle stand auf und ging in die Diele. Miss Waterhouse begleitete ihn, und Lamb folgte. Colin Lamb nahm den Golfschläger an der Tür zur Hand.
    »Nettes Ding«, sagte er, »recht schweres Kaliber. Ich sehe, Miss Waterhouse, dass Sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sind.«
    Miss Waterhouse war etwas verwirrt. »Ich weiß wirklich nicht, wie dieser Golfschläger hierherkommt!« Sie nahm ihn und steckte ihn wieder in den Golfsack.
    »Eine sehr weise Vorsichtsmaßnahme«, sagte Hardcastle.
    Miss Waterhouse öffnete die Tür und ließ sie hinaus.
    »Nun«, sagte Colin Lamb seufzend, »aus ihr haben wir nicht viel herausbekommen, obwohl du ihr die ganze Zeit so geschmeichelt hast. Ist das deine übliche Methode?«
    »Manchmal führt es bei jemand ihres Typs zu guten Ergebnissen. Die zähe Sorte reagiert immer auf Komplimente.«
    »Sie schnurrte zum Schluss wie ein Kätzchen, dem man Sahne vorgesetzt hat«, meinte Colin, »nur schade, dass nichts von Belang dabei herausgekommen ist.«
    »Nein?« fragte Hardcastle. »Immerhin – Miss Pebmarsh ging zur Post und zu den Läden, aber sie ging nach links statt nach rechts, und nach Aussage von Miss Martindale wurde etwa zehn Minuten vor zwei angerufen.«
    Colin sah ihn verwundert an.
    »Du glaubst trotz ihres Dementis noch immer, dass sie es getan haben könnte? Sie klang aber sehr überzeugend und ehrlich.«
    »Ja«, sagte Hardcastle unverbindlich, »sie war sich ihrer Sache sehr sicher… Warum sie es getan haben sollte? Warum dieses ganze Theater? Wenn Miss Pebmarsh anrief, warum wollte sie, dass das Mädchen kam? Wenn es jemand anderes war, warum wollte man Miss Pebmarsh mit hineinziehen? Bisher wissen wir noch gar nichts. Wenn diese Martindale Miss Pebmarsh persönlich gekannt hätte, wüsste sie, ob es ihre Stimme war oder nicht, zumindest, ob sie es hätte sein können. Na ja, von Nr. 18 haben wir nicht viel erfahren. Vielleicht haben wir in Nr. 20 mehr Glück.«

9
     
    N r. 20 hatte neben der Nummer auch noch einen Namen – Diana Lodge. Die Gartenpforten waren bewehrt mit Draht gegen eventuelle Eindringlinge. Weiterhin erschwerten es ziemlich traurige und schlecht beschnittene Lorbeerhecken, das Tor zu passieren. »Warum es wohl Diana Lodge heißt?«, wunderte sich Colin. Der Garten war verwildert und roch vor allem nach Katzen. Das Haus schien reparaturbedürftig zu sein. Nur die Tür war mit hellblauer Farbe frisch gestrichen worden, was aber die sonstige Vernachlässigung nur noch mehr ins Auge fallen ließ. Hardcastle betätigte den Klingelzug. Nach ein oder zwei Minuten hörten sie merkwürdige Geräusche hinter der Tür, dazu eine Art Singsang.
    »Nein, Süßes. Hierher, Liebling, Kleo-Kleopatra. Ah, Lou-Lou!« Türen wurden geschlossen, ehe sich endlich die Eingangstür öffnete. Vor ihnen stand eine Dame in einem moosgrünen, ziemlich abgetragenen Nachmittagskleid aus Samt. Um die Schultern trug sie einen Kragen aus gelblichem Pelz…
    »Mrs Hemming?«, fragte Inspektor Hardcastle zweifelnd.
    »Ich bin Mrs Hemming. Ruhig, Sonnenstrahl, ruhig…«
    Erst da bemerkte der Inspektor, dass der gelbliche Pelz in Wirklichkeit eine Katze war – und nicht die einzige.
    Drei andere strichen miauend

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