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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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um die Röcke ihrer Herrin.
    »Ich bin Inspektor Hardcastle.«
    »Hoffentlich kommen Sie wegen dieses fürchterlichen Mannes vom Tierschutzverein – ich hab ihn angezeigt. Zu behaupten, dass meine Katzen unter Bedingungen lebten, die ihrer Gesundheit nicht zuträglich seien! Ich lebe für meine Katzen, Inspektor! Sha-Sha-Mimi, nicht dorthin!«
    Sha-Sha-Mimi kümmerte sich nicht um die Hand, die sie zurückhalten wollte, und sprang auf den Garderobentisch.
    »Kommen Sie herein«, sagte Mrs Hemming, »bitte…« Sie öffnete eine Tür zur Linken. Hier war der Geruch noch unerträglicher. Überall lagen Bürsten und Kämme mit Katzenhaaren herum, dazu mindestens sechs weitere Katzen auf verblichenen, schmuddeligen Kissen.
    Unglücklicherweise war Inspektor Hardcastle allergisch gegen Katzen, und wie gewöhnlich stürzten sich die Tiere gleich auf ihn. Tapfer, wie er war, presste er die Lippen aufeinander und litt schweigend. Schließlich sagte er:
    »Ob ich Ihnen wohl ein paar Fragen stellen dürfte, Mrs Hemming, über…«
    »Was Sie wollen«, unterbrach Mrs Hemming ihn. »Ich habe nichts zu verbergen. Ich kann Ihnen das Katzenfutter zeigen, ihre Betten…«
    »Es hat nichts mit Katzen zu tun«, betonte Hardcastle. »Ich wollte über diese unglückselige Angelegenheit nebenan sprechen. Sie haben vermutlich davon gehört.«
    »Sie meinen den Hund von Mr Joshua?«
    »Nein, keineswegs. Ich meine Nr. 19, wo gestern ein Mann ermordet aufgefunden wurde.«
    »Wirklich?« bemerkte Mrs Hemming mit höflichem Interesse, aber auch nicht mehr. Ihre Augen schweiften immer noch über die Katzen.
    »Waren Sie wohl gestern Nachmittag zuhause? Zwischen halb zwei und halb drei?«
    »O ja. Ich kaufe gewöhnlich sehr früh ein und gehe gleich wieder heim, damit ich für meine Lieblinge das Essen zubereiten und sie dann kämmen und bürsten kann.«
    »Und Sie haben nebenan nichts bemerkt? Polizeiwagen, Rettungswagen – so etwas?«
    »Ich fürchte, ich habe nicht aus den Vorderfenstern gesehen – ich habe hinten nach Arabella gesucht, einer ganz jungen Katze. Sie war auf einen Baum geklettert, und ich hatte Angst…«
    »Ob ich mir wohl diesen hinteren Garten einmal ansehen darf?« fragte Hardcastle, denn inzwischen überschritt das Interesse der Katzen an ihm die Grenzen seiner Belastbarkeit.
    »Natürlich, gern«, erklärte Mrs Hemming und führte sie aus dem Zimmer. »Schließen Sie bitte die Tür, der Wind ist kalt heute, und ich möchte nicht, dass sich meine Lieblinge erkälten. Außerdem sind da diese fürchterlichen Jungen…«
    »Welche fürchterlichen Jungen?«, fragte Hardcastle.
    »Die zwei von Mrs Ramsay – am südlichen Ende der Straße. Unsere Gärten stoßen fast aneinander. Sie haben eine Schleuder…«
    Der hintere Garten war nicht besser als der vordere. Nach Colins Ansicht verschwendeten sie hier nur ihre Zeit. Durch das dicke Gestrüpp konnte man unmöglich Miss Pebmarshs Garten sehen. Diana Lodge konnte man als isoliert stehendes Haus betrachten.
    »Nr. 19 sagten Sie«, fragte Mrs Hemming, und stand etwas unschlüssig mitten im Garten still. »Aber ich dachte, dort wohnt nur eine Person – eine blinde Frau.«
    »Der Ermordete war kein Bewohner des Hauses.«
    »Ach so«, meinte Mrs Hemming, »er ging dorthin, um ermordet zu werden. Wie seltsam!«
    »Das«, sagte Colin nachdenklich zu sich selbst, »ist eine verdammt treffende Bemerkung.«

10
     
    S ie fuhren Wilbraham Crescent entlang, bogen rechts in die Albany Road ein und dann wieder rechts in die zweite Hälfte von Wilbraham Crescent.
    »Ganz einfach«, sagte Hardcastle.
    »Wenn man’s weiß«, ergänzte Colin.
    »Nr. 61 stößt eigentlich an Mrs Hemmings Haus – aber eine Ecke grenzt auch an Nr. 19, und das genügt. Da hast du gleich Gelegenheit, dir Mr Bland anzusehen. Sie haben übrigens keine ausländische Hilfe.«
    Der Wagen hielt, und die beiden Männer stiegen aus. »Das ist aber ein Prachtexemplar von einem Vorstadtgarten!«, sagte Colin ironisch angesichts der exakt angelegten Beete, der zahlreichen Gartenzwerge und ähnlicher Kunstwerke.
    »Meinst du, dass er um diese Zeit zuhause ist?«
    Hardcastle klingelte.
    »Ich habe ihn angerufen und gefragt, wann es ihm passe.«
    In diesem Augenblick fuhr ein schicker, kleiner Reisewagen in die Garage, die offensichtlich erst kürzlich angebaut worden war. Mr Josaiah Bland stieg aus, warf die Tür zu und kam auf sie zu. Er war mittelgroß, kahl und hatte ziemlich kleine blaue Augen. Er gab sich

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