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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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herausfinden. Wer kommt denn noch infrage? Könnte es das Mädchen gewesen sein?«
    Ich dachte nach. »Ich glaube nicht. Ich…« Mir fiel etwas ein.
    »Sie war es also«, sagte Hardcastle. »Sprich weiter. Wann war es?«
    »Wir wollten gerade zum Auto gehen«, erklärte ich unglücklich. »Sie hatte ihre Handschuhe vergessen… ›ich weiß genau, wo ich sie hingelegt habe. Jetzt, wo die Leiche weg ist, macht es mir nichts mehr aus, in das Zimmer zu gehen‹, so hat sie sich ungefähr ausgedrückt und bestand darauf, sie selbst zu holen. Es dauerte aber höchstens eine Minute…«
    »Hatte sie ihre Handschuhe an oder in der Hand, als sie wieder zurückkam?«
    Ich zögerte.
    »Ja… ja, ich glaube schon.«
    »Offensichtlich nicht«, sagte Hardcastle, »sonst hättest du jetzt nicht gezögert.«
    »Sie hatte sie wahrscheinlich in ihre Handtasche gesteckt.«
    »Das Dumme ist nur«, bemerkte Hardcastle in anklagendem Ton, »dass du dich in das Mädchen verguckt hast.«
    »Sei doch nicht so blöd«, verteidigte ich mich heftig. »Ich habe das Mädchen gestern zum ersten Mal gesehen, und es war nicht gerade das, was man eine romantische Begegnung nennen könnte.«
    »Dessen bin ich mir nicht so sicher«, meinte Hardcastle. »Es passiert nicht jeden Tag, dass jungen Männern Mädchen in die Arme fallen, die nach der bewährten Art unserer Großmütter um Hilfe schreien. Nur – du musst jetzt aufhören, das Mädchen zu beschützen. Sie steckt schon bis zum Hals in dieser Mordsache drin.«
    »Begreifst du denn nicht«, erklärte ich empört, »dass mir in meinem Beruf täglich wunderschöne Spioninnen aller Nationalitäten begegnen? Ich bin immun gegen derartige weibliche Verführungskünste.«
    »Keiner entgeht seinem Waterloo«, grinste Hardcastle. »Es kommt immer auf den Typ an. Sheila Webb scheint dein Typ zu sein«, seufzte er. »Ich will ihr gar nichts anhängen – aber ich brauche dir nicht zu sagen, wie oft der Mensch, der eine Person tot fand, derjenige ist, der sie als letzter lebend sah.«
    »Als ich kurz nach drei ins Zimmer kam, war der Mann mindestens schon eine halbe Stunde tot, wahrscheinlich länger. Was sagst du jetzt?«
    »Sheila Webb hatte von 13.30 bis 14.30 Uhr Tischzeit.«
    Ich sah ihn ärgerlich an.
    »Was hast du über Curry herausgefunden?«
    Hardcastle sagte mit unerwarteter Bitterkeit: »Nichts! Er existiert nicht. Auch die Metropolis and Provincial Insurance Company existiert nicht. Es gibt auch keine Danvers Street. Er könnte ein Schwindler gewesen sein oder für ein privates Detektivbüro gearbeitet haben. Wir wissen es einfach nicht… aber wir werden es schon noch herausbekommen. Wir haben seine Fingerabdrücke eingeschickt, um zu sehen, ob er irgendwelche Vorstrafen hat. Wenn ja, wird das ein großer Schritt vorwärts sein. Wenn nicht, wird es kompliziert.«
    »Ein privater Schnüffler«, sagte ich nachdenklich. »Das passt mir eigentlich. Es eröffnet Möglichkeiten. Wann ist die gerichtliche Leichenschau?«
    »Übermorgen. Reine Formalität und dann Vertagung – erstochen mit einem scharfen Gegenstand. So etwas wie ein Küchenmesser.«
    »Das entlastet Miss Pebmarsh, nicht wahr? Eine blinde Frau könnte kaum einen Mann erdolchen. Sie ist doch blind, nicht wahr?«
    »O ja, sie ist blind. Wir haben es überprüft. Es stimmt auch, dass sie Mathematiklehrerin an einer North-Country-Schule war – verlor ungefähr vor sechzehn Jahren ihr Augenlicht –, lernte Blindenschrift usw. und bekam schließlich eine Stellung am Aaronberg-Institut hier.«
    »Vielleicht können wir von den Nachbarn etwas Brauchbares erfahren.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Hardcastle bitter. »Und wenn der Mann im Vorgarten erstochen und von zwei maskierten Männern ins Haus getragen worden wäre – niemand hätte aus dem Fenster geschaut oder etwas bemerkt. Um eins sind auch die Putzfrauen schon weg.«
    »Kein Rentner, der den ganzen Tag am Fenster sitzt?«
    »Den suchen wir – aber wir haben bisher noch keinen gefunden. In Nr. 18 wohnen Mr Waterhouse, Bürovorsteher im Notariat Gainsford & Swettenham, und seine Schwester. Von der Frau, die in Nr. 20 wohnt, weiß ich nur, dass sie ungefähr zwanzig Katzen besitzt. Ich mag Katzen nicht…«

8
     
    M r Waterhouse blicke nervös auf seine Schwester.
    »Und ich kann dich wirklich allein lassen? Ich meine nur in Anbetracht dessen, was gestern nebenan passiert ist?«
    »Gibt es irgendeinen Grund, James, dass ich heute ermordet werden sollte, weil gestern jemand im

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