Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Bland.«
    Angus McNaughton knurrte.
    »Bland hat keine Ahnung, was ein Gärtner überhaupt ist. Wissen Sie, ein Gärtner, der sich so lange Jahre mit Büschen…«
    »Ich fürchte, ich spreche wegen einer sehr viel weniger erfreulichen Sache bei Ihnen vor«, mit dieser Bemerkung erstickte Hardcastle einen langen Vortrag über Pflanzen und Büsche bereits im Keime.
    »Natürlich. Die Geschichte gestern. Ich war im Garten, wissen Sie, als es passierte.«
    »Wirklich?«
    »Nun, damit will ich sagen, ich war hier, als das Mädchen schrie… Getan hab ich deswegen gar nichts. Ich dachte eigentlich, es wäre einer von diesen verdammten Ramsay-Bengels. Die brüllen immer so und machen Krach.«
    »Aber dieser Schrei kam doch bestimmt nicht aus dieser Richtung?«
    »Das wäre nicht der Fall, wenn diese verdammten Bengel in ihrem eigenen Garten bleiben würden. Aber die kriechen immer durch anderer Leute Hecken und Zäune. Sie jagen diese verwünschten Katzen von Mrs Hemming durch die Gegend. Es ist niemand da, der sie in Zucht hält, das ist es. Ihre Mutter ist viel zu schwach. Natürlich geraten die Jungen außer Rand und Band, wenn kein Mann im Hause ist.«
    »Mr Ramsay ist viel im Ausland, soviel ich weiß.«
    »Bauingenieur, glaube ich«, sagte Mr McNaughton unbestimmt. »Immer unterwegs. Dämme wohl oder Ölleitungen oder so. Ich weiß es nicht genau. Vor einem Monat musste er ganz plötzlich nach Schweden. Und die arme Mutter saß da mit der ganzen Arbeit und den Jungen. Es sind keine schlechten Jungen, nein, aber Disziplin fehlt.«
    »Sie selber haben nichts weiter bemerkt – außer dem Schrei, meine ich? Um welche Zeit war das übrigens?«
    »Keine Ahnung«, sagte Mr McNaughton. »Ich nehme immer meine Uhr ab, ehe ich in den Garten gehe… Wie spät war’s wohl, Liebling? Du hast es doch auch gehört, nicht?«
    »Es muss etwa halb drei gewesen sein – mindestens eine halbe Stunde, nachdem wir mit dem Mittagessen fertig waren… Wir essen, wenn’s gut geht, um halb zwei. Unsere dänische Hilfe hat kein Zeitgefühl.«
    »Und legen Sie sich anschließend ein bisschen hin?«
    »Manchmal. Heute nicht. Ich möchte mit meiner Arbeit vorankommen… ich bin beim Komposthaufen…«
    »Eine herrliche Sache, so ein Komposthaufen«, sagte Hardcastle feierlich, und Mr McNaughtons Gesicht strahlte sofort. Begeistert packte er Hardcastle am Arm und zog ihn zur Ecke des Zaunes, der seinen Garten von dem von Nr. 19 trennte. Dort, umgeben von Fliederbüschen, lag der Komposthaufen in voller Pracht.
    Hardcastle sah nachdenklich zu Nr. 19 hinüber. Auf der andern Seite des Zauns war eine Rosenpergola, die bis zur Rückseite des Hauses führte.
    »Sie haben nicht zufällig jemanden im Garten von Nr. 19 gesehen oder jemanden, der dort drüben aus dem Fenster schaute, als Sie am Komposthaufen arbeiteten?«
    McNaughton schüttelte den Kopf.
    »Habe überhaupt nichts gesehen, Inspektor.«
    »Weißt du, Angus«, sagte seine Frau nachdenklich, »ich glaube, ich habe eine Gestalt durch den Garten von Nr. 19 schleichen sehen.«
    »Ich glaube das nicht, meine Liebe«, sagte ihr Mann fest. »Und du glaubst es doch wohl selbst nicht, wenn du es dir genau überlegst.«
    »Die Frau würde behaupten, alles gesehen zu haben«, brummte Hardcastle, als sie wieder im Wagen saßen.
    »Du meinst nicht, dass sie das Foto erkannt hat?«
    Hardcastle bezweifelte es.
    »Sie möchte gern, dass sie ihn gesehen hätte. Diesen Typ von Zeugen kenne ich nur zu gut. Als ich sie festnageln wollte, konnte sie nichts bestätigen, oder?«
    »Nein… natürlich könnte sie ihm im Bus gegenübergesessen haben oder so. Aber ich glaube auch, dass es Wunschdenken war.«
    »Wir haben nicht viel erreicht«, seufzte Hardcastle. »Natürlich gibt es da einige Dinge, die merkwürdig sind. Zum Beispiel scheint es fast unmöglich, dass Mrs Hemming – ganz gleich, wie beschäftigt sie mit ihren Katzen ist – so wenig von ihrer Nachbarin Miss Pebmarsh wissen sollte. Und auch, dass sie so ungewöhnlich geringes Interesse für den Mord zeigt.«
    Sie waren wieder beim Polizeirevier angelangt. Hardcastle grinste seinem Freund zu: »Also, Sergeant Lamb, für heute haben Sie Ihre Pflicht getan.«
    »Keine Besuche mehr?«
    »Nein, jetzt nicht. Später muss ich noch einen machen, aber den Besuch erledige ich allein.«
    »Gut. Schönen Dank für heute. Kannst du meine Notizen abschreiben lassen?« Er gab sie Hardcastle. »Um welche Zeit ist die Leichenschau übermorgen?«
    »Elf.«
    »Gut.

Weitere Kostenlose Bücher