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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Busschaffnerin.
    Er war jetzt bei Nr. 14 angelangt. Die Tür stand offen, und es gab vier Klingelknöpfe mit Namen darunter. Mrs Lawton hatte eine Wohnung im Erdgeschoss. Er trat ein und drückte auf die Klingel links vom Eingang. Nach einiger Zeit hörte er Schritte, und eine große, dünne Frau mit wirren dunklen Haaren öffnete. Sie trug einen Overall und schien etwas außer Atem zu sein.
    »Mrs Lawton?«
    »Ja?« Sie sah ihn misstrauisch und verärgert an.
    Sie muss ungefähr fünfundvierzig sein, dachte er. Ihre Erscheinung hatte etwas Zigeunerhaftes an sich.
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie einen Augenblick Zeit für mich hätten.«
    »Worum geht es? Ich habe wirklich schon genug zu tun.« Dann fügte sie in scharfem Ton hinzu: »Sie sind doch nicht etwa ein Reporter?«
    »Ich kann mir denken, dass Sie von vielen Reportern belästigt worden sind… Sehr ärgerlich, ich weiß. Ich wünschte, wir könnten es Ihnen ersparen, Mrs Lawton. Ich bin übrigens Inspektor Hardcastle. Mir ist der Fall übertragen worden, dessentwegen Sie die Reporter behelligt haben.«
    »Es ist eine Schande, Privatleute so zu belästigen, wie die es tun… Aber kommen Sie doch herein.«
    Sie trat zurück, der Inspektor schritt über die Schwelle, und sie schloss die Tür. Auf der Matte lagen ein paar Briefe. Mrs Lawton bückte sich danach, aber der Inspektor kam ihr höflich zuvor. Seine Augen schweiften schnell darüber, ehe er sie ihr gab, die Adressen nach oben.
    »Danke.«
    Sie legte die Briefe auf den Tisch in der Diele.
    »Kommen Sie bitte ins Wohnzimmer. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick? Ich glaube, es kocht etwas über.«
    Sie zog sich schnell in die Küche zurück. Inspektor Hardcastle sah noch einmal auf die Briefe. Einer war an Mrs Lawton adressiert, die beiden andern an Miss R. S. Webb. Dann ging er in den kleinen, ziemlich wahllos und schäbig eingerichteten Raum. Aber ein paar Gegenstände, die gar nicht in den Raum passen wollten, erregten seine Aufmerksamkeit: ein schönes Samtkissen, ein vermutlich sehr kostbares venezianisches Glas und eine hübsche Schale aus gebranntem Ton. Entweder die Tante oder die Nichte muss eine künstlerische Ader haben, dachte er.
    Als Mrs Lawton noch atemloser als zuvor zurückkam, entschuldigte sich der Inspektor noch einmal.
    »Es tut mir leid, dass ich zu ungelegener Zeit komme. Ich war aber zufällig in der Nähe und wollte noch ein paar Punkte wegen dieser Angelegenheit überprüfen, in die Ihre Nichte leider verwickelt worden ist. Ich hoffe, dass ihr das Erlebnis nicht geschadet hat. Es würde jedem Mädchen einen tüchtigen Schock versetzt haben.«
    »Ja«, bestätigte Mrs Lawton. »Sheila kam in einer fürchterlichen Verfassung zurück. Heute Morgen war sie aber wieder soweit in Ordnung und ist deshalb pünktlich zur Arbeit gegangen.«
    »O ja, ich weiß. Mir wurde aber gesagt, dass sie jetzt irgendwo auswärts arbeitet, und da wollte ich sie nicht stören. Ich dachte daher, es wäre besser, wenn ich hierherkäme und mit ihr spräche. Sie ist aber noch nicht zurück?«
    »Sie wird wohl spät kommen«, meinte Mrs Lawton. »Sie arbeitet für einen Professor Purdy, und nach Sheilas Aussage hat dieser Mann überhaupt kein Zeitgefühl. Manchmal ist das sehr ärgerlich. Kann ich Ihnen vielleicht inzwischen helfen?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte der Inspektor lächelnd. »Wir haben neulich natürlich nur ein paar Angaben zur Person notiert, und ich weiß nicht einmal, ob ich die alle richtig aufgeschrieben habe.« Er tat, als befrage er sein Notizbuch noch einmal. »Also – Miss Sheila Webb – das ist ihr voller Name, oder hat sie noch einen Vornamen? Wir müssen alles sehr korrekt vermerken – wegen des Protokolls für die Leichenschau…«
    »Die ist übermorgen, nicht wahr? Sie hat eine Aufforderung bekommen, sich dort einzustellen.«
    »Ja, doch deswegen braucht sie sich keine Sorgen zu machen«, sagte Hardcastle. »Sie braucht nur zu erzählen, wie sie die Leiche fand.«
    »Sie wissen noch nicht, wer der Mann war?«
    »Nein, so weit sind wir noch nicht, fürchte ich. Er hatte eine Karte bei sich, und wir dachten zunächst, er wäre ein Versicherungsvertreter. Aber jetzt sieht es so aus, als hätte ihm jemand anders diese Karte gegeben. Vielleicht wollte er sich versichern lassen.«
    »Oh, ich verstehe«, sagte Mrs Lawton mit einer Spur von Interesse.
    »So, jetzt möchte ich gern den Namen genau wissen. Ich glaube, wir haben Miss Sheila Webb oder Miss Sheila R. Webb

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