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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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warteten in der Diele und waren von der Idee begeistert. Hinten im Garten stand ein Apfelbaum mit leuchtend roten Äpfeln, daneben ein Birnbaum.
    »Da ist es«, sagte Ted und zeigte durch die Lücke zwischen den Bäumen, durch die die Rückseite von Miss Pebmarshs Haus deutlich zu sehen war. »Das ist Nr. 19, wo der Mord passierte.«
    »Von den oberen Fenstern kann man es wahrscheinlich noch besser sehen«, meinte der Inspektor.
    »Stimmt«, bestätigte Bill. »Wenn wir nur gestern da oben rausgesehen hätten! Dann hätten wir vielleicht was gesehen.«
    »Wir waren im Kino«, ergänzte Ted.
    »Wart ihr gestern einmal im Garten?«
    »O ja, ab und zu – das heißt, den ganzen Vormittag. Wir haben aber nichts gehört oder gesehen… Miss Pebmarsh kennen wir. Sie ist blind, aber sie kann ganz allein im Garten Spazierengehen – braucht keinen Stock oder sonst etwas. Sie hat uns mal einen Ball zurückgeworfen – anständig, nicht?«
    »Gestern habt ihr sie nicht gesehen?«
    Die Jungen verneinten es.
    »Vormittags sieht man sie nie«, erklärte Bill. »Gewöhnlich kommt sie erst nach dem Tee in den Garten.«
    Colin untersuchte einen Wasserschlauch, der an einen Hahn am Haus angeschlossen war und bis in die Nähe des Birnbaums reichte.
    »Wusste gar nicht, dass Birnbäume gesprengt werden müssen«, meinte er.
    »Oh«, sagte Bill und sah etwas peinlich berührt aus.
    »Andererseits«, fuhr Colin fort, »wenn ihr auf den Baum klettert« – er grinste die Jungen an –, »dann kann man eine Katze mit einem tüchtigen Wasserstrahl abspritzen, nicht wahr?«
    Beide Buben scharrten mit den Füßen auf dem Kies und sahen überall hin, nur nicht auf Colin.
    »Klettert ihr manchmal durch Mrs Hemmings Zaun?«
    »Doch nicht durch diesen Draht hier!«, sagte Ted unvorsichtigerweise. »Man kann schon durch den Zaun – in Miss Pebmarshs Garten, und von da in Mrs Hemmings. Da ist ein Loch im Zaun.«
    »Kannst du nicht den Mund halten, du Idiot?«, fauchte Bill.
    »Vermutlich habt ihr ein bisschen nach Spuren gesucht, als ihr aus dem Kino kamt und hörtet, was passiert war? Ihr seid doch bestimmt durch den Zaun gekrochen, in den Garten von Nr. 19 gegangen und habt euch gut umgesehen…«
    »Nun…« Bill hielt vorsorglich inne.
    »Es ist durchaus möglich«, sagte Hardcastle ernsthaft, »dass ihr etwas gefunden habt, was uns entgangen ist. Wenn ihr – äh – etwas aufgelesen habt, wäre ich euch sehr dankbar, wenn ihr es mir zeigen würdet.«
    Bill kam zu einem Entschluss: »Hol’s, Ted«, und Ted sauste davon und kam mit einem schmutzigen, zusammengeknoteten Taschentuch wieder. Hardcastle knüpfte es auf und breitete den Inhalt aus: ein Tassenhenkel, eine Scherbe, eine rostige Gabel, eine Münze, ein Stückchen irisierendes Glas, eine halbe Schere…
    »Interessante Sammlung«, sagte der Inspektor ernst. Ihm taten die Jungen mit ihren gespannten Gesichtern leid, und er nahm das Stückchen Glas. »Das könnte vielleicht irgendetwas bedeuten.«
    Colin hatte nach der Münze gegriffen und untersuchte sie.
    »Keine englische«, sagte Ted.
    »Nein«, bestätigte Colin, »keine englische.« Er sah Hardcastle an. »Vielleicht sollten wir die auch mitnehmen.«
    »Sagt keinem ein Wort davon«, bat Hardcastle die Jungen im Ton eines Verschwörers. Begeistert versprachen sie es.

12
     
    » R amsay«, sagte Colin nachdenklich… »Klingt nicht schlecht. Er reist ins Ausland – auf Abruf. Seine Frau sagt, er sei Bauingenieur, und mehr scheint sie nicht über seine Arbeit zu wissen.«
    »Sie ist nett«, meinte Hardcastle.
    »Ja – und nicht besonders glücklich.«
    »Erschöpft, nichts weiter. Kinder sind anstrengend.«
    »Dahinter steckt mehr.«
    »Die Person, die du suchst, würde sich doch sicherlich nicht mit einer Frau und zwei Söhnen belasten«, gab Hardcastle skeptisch zu bedenken.
    »Man kann nie wissen. Du würdest überrascht sein, womit manche Burschen sich tarnen. Eine Witwe, die sich hart plagen muss mit ein paar Kindern, könnte sich vielleicht zu einem Arrangement bereitfinden… Ich meine, sie würde bereit sein, als Mrs Ramsay aufzutreten und eine respektable Fassade abzugeben. Natürlich würde er ihr etwas Geeignetes vorschwatzen. Er spioniere ein bisschen für uns – alles sehr patriotisch.«
    Hardcastle schüttelte den Kopf.
    »Du lebst in einer merkwürdigen Welt, Colin.«
    »Ja, da hast du wohl Recht. Eines Tages muss ich damit aufhören… Man verliert jedes Maß für Menschen und Verhältnisse. Die Hälfte dieser

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