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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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plötzlich ab. Ihm folgte eine solche Stille, dass Mrs Ramsay Schrecken in ihrer Brust aufsteigen spürte. Die Stille war wirklich höchst unnatürlich. Die Küchentür ging auf, und Bill stand da. Sein Gesicht zeigte einen für seine elf Jahre höchst ungewöhnlichen Ausdruck von Ehrfurcht, fast Ekstase.
    »Mum«, sagte er, »ein Inspektor ist da und noch ein Mann mit ihm.«
    »Oh«, seufzte Mrs Ramsay erleichtert. »Was will er denn?«
    »Er hat nach dir gefragt, aber es wird wohl wegen des Mordes sein – weißt du, bei Miss Pebmarsh gestern.«
    Mrs Ramsay, dicht gefolgt von Bill, ging ins Wohnzimmer. Dort standen zwei Männer, und ihr jüngerer Sohn Ted starrte sie mit weit aufgerissenen Augen bewundernd an.
    »Mrs Ramsay?«
    »Guten Morgen.«
    »Ich nehme an, diese jungen Herren haben Ihnen gesagt, dass ich Inspektor Hardcastle bin? Dürfen wir uns setzen?«
    »O bitte!«
    »Ihr braucht nicht hierzubleiben«, sagte Hardcastle freundlich zu den beiden Jungen.
    »Wir gehen aber nicht raus«, sagte Bill.
    »Wir gehen nicht«, echote Ted.
    Hardcastle ging zur Tür und öffnete sie. Er sah die beiden an: »Raus!«
    Ohne zu mucksen, verließen die Jungen das Zimmer. Wie wunderbar!, dachte Mrs Ramsay. Warum gelingt mir das nur nicht?
    Hardcastle setzte sich wieder.
    »Wenn es wegen der Sache in Nr. 19 ist«, sagte sie nervös, »da kann ich Ihnen bestimmt nichts sagen, Inspektor. Ich weiß überhaupt nichts. Ich kenne nicht einmal die Leute, die da wohnen.«
    »Dort wohnt eine Miss Pebmarsh. Sie ist blind und arbeitet im Aaronberg-Institut.«
    »Ach so«, meinte Mrs Ramsay. »Ich kenne kaum jemanden auf der anderen Seite der Straße, fürchte ich.«
    »Waren Sie gestern zwischen halb eins und drei Uhr hier?«
    »O ja. Kurz vor drei bin ich mit den Jungen ins Kino gegangen.«
    »Würden Sie mir bitte sagen, ob Sie diesen Mann schon einmal gesehen haben?«, fragte der Inspektor und gab ihr das Foto.
    Jetzt, als sie darauf sah, zeigte sich Mrs Ramsay etwas interessierter.
    »Nein«, sagte sie, »ich glaube nicht. Ich wüsste allerdings auch nicht, ob ich mich an ihn erinnern würde, falls ich ihn gesehen hätte.«
    »Er ist nie hier aus irgendeinem Grund ins Haus gekommen?«
    »Nein, nein. Bestimmt nicht«, erwiderte Mrs Ramsay und schüttelte jetzt entschiedener den Kopf.
    »Wir haben Grund zu der Annahme, dass er Curry hieß, Mr R. Curry.«
    »Leider habe ich während der Ferien keine Zeit, irgen d etwas zu sehen oder zu beobachten«, sagte sie entschuldigend.
    »Da gibt es immer viel zu tun, nicht wahr? Nette Jungen, die Sie da haben. Sehr intelligent, würde ich meinen. Ich möchte mich mit ihnen unterhalten, ehe ich gehe, wenn Sie nichts dagegen haben. Manchmal bemerken Jungen Dinge, die niemandem sonst auffallen«, sagte Hardcastle.
    »Ich wüsste nicht, wie sie etwas bemerkt haben könnten. Wir wohnen ja nicht nebenan oder so.«
    »Aber Ihre Gärten stoßen aneinander.«
    »Ja, das schon«, gab Mrs Ramsay zu. »Aber sie sind völlig voneinander getrennt.«
    »Kennen Sie Mrs Hemming von Nr. 20?«
    »In gewisser Beziehung schon«, sagte Mrs Ramsay, »wegen ihrer Katzen und diesem und jenem… Das Theater, das diese Frau mit den Tieren macht – aber die Jungen sind in Ordnung, sie würden nie eine Katze quälen.«
    Der andere junge Mann, der schweigend Notizen gemacht hatte, überraschte sie etwas, als er jetzt den Mund aufmachte. »Sie sollten sich eines von diesen ausländischen Mädchen nehmen, au pair heißt es wohl – ›komm und hilf, dafür kannst du Englisch lernen‹.«
    »Vermutlich sollte ich so etwas mal versuchen«, überlegte Mrs Ramsay, »obwohl ich immer meine, dass Ausländer anders sind. Mein Mann lacht mich deswegen aus. Er versteht natürlich mehr davon als ich. Ich bin nicht so viel im Ausland gewesen wie er.«
    »Er ist zurzeit verreist, nicht wahr?«, fragte Hardcastle.
    »Ja, er musste Anfang August nach Schweden. Er ist Bauingenieur. Ein Jammer, dass er gerade zu Beginn der Ferien fort musste. Er ist so nett mit den Kindern. Eigentlich spielt er viel lieber mit der elektrischen Eisenbahn als die Jungen… Männer sind da wie die Kinder«, sagte sie nachsichtig.
    »Wann erwarten Sie ihn zurück, Mrs Ramsay?«
    »Das weiß ich nie.« Sie seufzte. »Es ist ziemlich – schwierig.« Ihre Stimme zitterte. Colin sah sie aufmerksam an.
    »Wir wollen Sie nicht länger aufhalten, Mrs Ramsay«, sagte Hardcastle und stand auf. »Könnten die Jungen uns vielleicht den Garten zeigen?«
    Bill und Ted

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