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Auf doppelter Spur

Auf doppelter Spur

Titel: Auf doppelter Spur
Autoren: Agatha Christie
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immer gewusst, dass etwas faul ist. Deshalb glaube ich, mein Vater ist vielleicht ein Verbrecher gewesen – oder sogar meine Mutter. Man behauptet doch nicht, dass die Eltern tot sind – vergessen und ausgelöscht, wenn… wenn es da nicht ein furchtbares Geheimnis gibt.«
    »Vermutlich ist alles ganz einfach. Vielleicht warst du lediglich ein uneheliches Kind.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber der springende Punkt ist, dass ich es nicht weiß. Dass ich nicht weiß, was hinter allem steckt. Weshalb wurde ich Rosemary genannt? Ein ungewöhnlicher Name. Heißt das nicht soviel wie Erinnerung?«
    »Das wäre eine nette Auslegung«, meinte ich.
    »Ja, es könnte sein… Aber ich hab nicht das Gefühl. Jedenfalls habe ich darüber nachgedacht, seitdem der Inspektor mich damals fragte. Mich an den Ort zu locken, wo der Tote lag? Oder war es der tote Mann, der mich dort treffen wollte? Und statt dessen kam jemand und tötete ihn? Ich bin völlig durcheinander, ich habe Angst. Alles scheint auf mich hindeuten zu sollen. Mich dorthin zu locken, damit ich einen toten Mann finde, und mein Name, Rosemary, auf meiner eigenen Uhr, die dort nicht hingehörte. Deshalb geriet ich in Panik, und ich tat etwas Törichtes, wie du sagst.«
    Ich schüttelte den Kopf: »Du hast zu viel Detektivgeschichten gelesen oder abgetippt«, sagte ich vorwurfsvoll. »Was ist mit Edna? Hast du keine Ahnung, weshalb sie zu dir nachhause kam, wenn du sie doch jeden Tag im Büro sprechen konntest?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Sie hat bestimmt nicht angenommen, dass ich etwas mit dem Mord zu tun hatte, nein.«
    »Hast du irgendwelche Feinde? Enttäuschte junge Männer, eifersüchtige Mädchen…?«
    »Natürlich nicht.«
    Ich begriff diese Geschichte mit der Uhr immer noch nicht. Eine fantastische Sache: 4.13 Uhr – was bedeutet diese Uhrzeit? Warum der Satz »Denk daran« auf einer Postkarte, wenn der Empfänger nichts damit anfangen kann? Ich seufzte, bezahlte die Rechnung und stand auf.
    »Was hast du übrigens mit der Uhr gemacht? In deinem Strumpfkasten versteckt?«
    Eine Sekunde zögerte sie, ehe sie sagte: »Ich hab sie in die Mülltonne vom Nachbarhaus geworfen.«
    Ich war beeindruckt. Das war einfach und sehr vernünftig. Vielleicht hatte ich Sheila unterschätzt.

25
     
    C olin Lambs Bericht
    Als Sheila fort war, ging ich zum Hotel zurück, packte meinen Koffer und ließ ihn beim Portier. Es war eines von den Hotels, die genau darauf achten, dass man bis Mittag das Zimmer geräumt hat.
    Erst ging ich zum Polizeirevier und traf Hardcastle stirnrunzelnd auf einen Brief blickend an.
    »Ich fahre heute Abend wieder nach London«, sagte ich.
    Er sah mich nachdenklich an.
    »Wirst du einen Rat von mir annehmen?«
    »Nein«, sagte ich prompt.
    Er überhörte es, wie jeder, der gern gute Ratschläge gratis verteilt: »Ich würde fortfahren – und fortbleiben. Es ist das Beste, was du tun kannst.«
    »Das kannst du nicht beurteilen. Aber ich sage dir etwas, Dick. Wenn ich meinen derzeitigen Auftrag erledigt habe, kündige ich. Zumindest – beabsichtige ich zu kündigen… Ich bin wie ein altmodischer Pfarrer. Ich habe Zweifel.«
    »Lass dir Zeit.«
    Ich wusste nicht, was er damit meinte, und fragte, weshalb er so kummervoll dreinblicke.
    »Lies«, damit schob er mir den Brief zu.
     
    Dear Sir!
    Mir ist gerade etwas eingefallen. Sie fragten mich, ob mein Mann irgendwelche besonderen Kennzeichen gehabt hätte, und ich ve r neinte es. Ich habe mich aber geirrt. Tatsächlich hatte er eine Narbe hinter dem linken Ohr. Er schnitt sich mit der Rasie r klinge, als ihn der Hund ansprang, und die Wunde musste g e näht werden. Es war eine so u n bedeutende Sache, dass ich neulich nicht daran dachte.
    Ihre
    Merlina Rival
     
    »Sie hat eine schwungvolle Handschrift. – Hat der Tote eine Narbe?«
    »Ja, und genau da, wo sie sagt.«
    »Hat sie sie vielleicht gesehen, als ihr der Tote gezeigt wurde?«
    Hardcastle schüttelte den Kopf. »Sie ist vom Ohr verdeckt. Man muss das Ohr nach vorn biegen, nur dann kann man sie sehen.« Dennoch meinte Hardcastle düster, dass der Teufel in diesem Fall stecke. Er fragte, ob ich meinen französischen oder belgischen Freund in London aufsuchen würde.
    »Weshalb?«
    »Ich erwähnte ihn dem Polizeichef gegenüber, und er erinnert sich noch gut an ihn. Es handelte sich damals um diesen Mord an der Pfadfinderin. Ich soll ihn sehr herzlich empfangen, falls er hierherkommen sollte.«
    »Der kommt bestimmt
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