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Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition)

Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition)

Titel: Auf dünnem Eis: Die Psychologie des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Benecke
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inzwischen als Psychologe arbeitet, beschrieb es so: »Je nachdem, wie überzeugt man davon ist, dass man anders ist als alle anderen, kann anders entweder schlechter sein oder besser. Wenn man sich beweist, dass man besser ist als andere, dann bedeutet auch das eigene Anders sein, besser zu sein als andere. Ist man das nicht, ist man im schlimmsten Fall ein Vollidiot. Weil ich deutlich weniger fühle als andere, also etwas nicht kann, was alle anderen können, möchte ich in anderen Bereichen dafür besser sein als sie.« Ich fasste an dieser Stelle zusammen: »Das ist für dich also eine Kompensation dieser Schwäche?« »Auf jeden Fall.«
    Dieses Motiv kommt in Romanen, Filmen und besonders auch Comics wie beispielsweise der Marvel-Serie »X-Men« häufig vor: Jene, die anders sind und immer wieder Ablehnung erleben, entdecken irgendwann, dass ihre Besonderheiten nicht unbedingt eine Schwäche sein müssen. Sie haben dadurch zwar viele Nachteile, aber auch besondere Fähigkeiten. Durch diese Fähigkeiten sind sie in einigen Bereichen anderen überlegen. Sobald sie sich mehr auf ihre »besonderen Stärken« konzentrieren, können sie ihre »besonderen Schwächen« akzeptieren. Dadurch können andere sie nicht mehr so leicht verletzen.
    Ein prominentes lebendes Beispiel für diese Art, aus den eigenen Schwächen Stärken zu machen, ist Bill Gates. Als Mitbegründer der Firma »Microsoft« wurde er zu einem der reichsten Männer der Welt und somit auch einer der weltweit erfolgreichsten »Computer-Nerds«. Das Wort Nerd beschreibt in seiner eigentlichen Bedeutung »Außenseiter«, die von anderen Menschen komisch gefunden werden, dafür aber in mindestens einem Bereich ungewöhnlich gut sind.
    Der Autor und Journalist Charles J. Sykes – und nicht, wie im Internet teilweise falsch berichtet wird, Bill Gates persönlich – drückte es mit dem Zitat aus: »Sei nett zu Nerds, denn sehr wahrscheinlich wirst du irgendwann für einen arbeiten.«
    Amokläufer und sadistische Mörder
    Während einige Außenseiter ihre Schwächen zu Stärken machen und dadurch einen Weg finden, etwas Sinnvolles für sich und die Gesellschaft zu tun, schaffen es andere nicht. Dies kann verhängnisvolle Folgen haben. Im schlimmsten Fall ziehen sie sich immer weiter in ihre eigene Welt zurück und sehen die »Außenwelt« nur noch als Bedrohung und Belastung. Manche bringen sich um, weil sie glauben, nie mit ihren Besonderheiten leben zu können. Andere richten ihren Hass und ihre Verzweiflung früher oder später nach außen.
    Ein typisches Beispiel sind Schul-Amokläufer. Sie haben es nicht geschafft, ihre eigenen Stärken zu finden und sich dadurch selbst positiver zu sehen. Die Schuld daran geben sie aber den »anderen«. Das sind dann die Mitschüler, die ihnen mit ihren jahrelangen Hänseleien das Gefühl gaben, »zu schlecht zu sein, um dazuzugehören«. Sie empfinden ihr Leben als zutiefst ungerecht und nehmen sich selbst als völlig losgelöst von allen anderen Menschen wahr. Deshalb richtet sich ihr Hass nicht nur auf einzelne, sondern auf alle Schüler und Lehrer ihrer Schule, manchmal sogar auf völlig Unbeteiligte. Aus der komplett eingeschränkten Sicht des Amokläufers ist es schließlich nur noch ein Zweikampf: »Die Welt – also alle anderen – gegen mich.« Deshalb »rächen« sie sich an so vielen Menschen, wie sie können, bevor sie meist selbst ihr Leben beenden.
    Auch psychopathische, sadistische Serienmörder berichten oft davon, dass sie schon in ihrer Kindheit »anders« waren. Sie begannen, sich in ihre eigene Welt, wo sie sich sicher fühlten, zurückzuziehen. Diese Welt füllten sie meist spätestens ab ihrer frühen Jugend mit sexuell erregenden Tagträumen, in denen sie andere Menschen grauenvoll zu Tode quälen. Den Hass und die Verzweiflung über sich selbst, den »Schul-Amokläufer« irgendwann gegen ihre Mitschüler richten, wenden solche Serienmörder in ihrer Vorstellung gegen sexuell begehrenswerte Menschen.
    Wenn ein Kind in der Schule über Jahre als Außenseiter auffällt, kann man nicht vorhersehen, ob es irgendwann lernt, aus seinen Schwächen Stärken zu machen – oder ob es einen zerstörerischen Hass entwickelt, den es irgendwann gegen andere Menschen richtet.
    Daher würde ich den Spruch von Charles J. Sykes überspitzen:
    »Sei nett zu Nerds, denn irgendwann könnte einer von ihnen Macht über dich haben. Als dein Boss oder dein Mörder.«
Psychopathen – die »großen Brüder« der

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