Auf Dunklen Schwingen Drachen1
bedachten, wie viel Bullenfutter ihre Drachenkühe verschlangen. Sie verhöhnten unsere Armut noch, während sie uns gleichzeitig tadelten, dass wir den Ranreeb um Waren angingen. Ich fragte meine heiligen Schwestern oft zischend, wie in aller Welt sie von unseren Ersuchen erfahren hatten. Sie baten mich, still zu sein.
Zwei Heilige Hüter vergewaltigten Kiz-dan.
Sie trieben sie bei Einbruch der Dämmerung in der Nähe des Beckens am Wasserfall in die Enge, sie jedoch sagte aus Furcht vor Vergeltung nichts, bis Daron Cuhan und sein Gefolge wieder verschwunden waren. Sie erklärte ihre blauen Flecken und ihr geschwollenes Auge mit einem Kampf mit einem unserer alten Bullen, Ka, während eines Tobsuchtsanfalls, den er eines Nachts bekommen hatte. Erleichtert über das Urteil Daron Cuhans, dass der Tod der Edeldame tatsächlich trotz unserer Vorsichtsmaßnahmen von Wundbrand herbeigeführt worden war, akzeptierten wir alle Kiz-dans Erklärungen für ihre Verwundungen, ohne nachzufragen.
Kiz-dan jedoch veränderte sich danach. Sie spottete offen während der Anbetungen, wütete gegen unsere Armut und drohte den Grimmigen Gebenedeiten. Zudem stritt sie sich unablässig mit Gelbgesicht.
Meinetwegen.
Während meiner Zeit in Tieron habe ich mich oft gefragt, ob unsere Pflege der alten Bullen nicht nur eine Form der Grausamkeit war, ob wir, indem wir sie am Leben erhielten, nur ihr Leiden verlängerten, statt ihnen ihr Alter zu versüßen. Die Kuneus vom Konvent Tieron wären schon vor Jahrzehnten gestorben, hätten sie nicht im Schutz der Mauern der Rotunde gelebt und unsere Pflege genossen. Dass wir die Kuneus am Leben erhielten, stellte ich nie infrage, denn ich wusste nur zu gut, dass mein einziger Zweck im Konvent die Pflege der Bullen war und dass ich und die anderen heiligen Frauen ohne diese Bullen kein Dach über dem Kopf gehabt hätten, ohne die Mildtätigkeit des Tempels und ohne einen sicheren Zufluchtsort hätten überleben müssen.
Aber ich bezweifelte oft, dass wirklich Mitgefühl der Grund für unser Verhalten war.
Ich dachte darüber nach, während ich rittlings auf dem knochigen Rücken des Kuneus Maht hockte, dem alten Bullen der Brutstätte Maht, als der Drache nieste.
Ich blickte auf seinen Rumpf hinab und fühlte seine schwachen, löchrigen Schwingen unter meinen Waden. Das Dazwischen ging gerade zu Ende, und Sonnenstrahlen drangen durch den dünnen Nebel in der Rotunde und vertrieben die schmerzende Kälte aus meinen Knochen. Der alte Maht genoss die Sonne auch. Er hob seine Schnauze, schwang seinen vernarbten Schädel hin und her, schnupperte die warme Luft.
Dann nieste er wieder. Ein blutiger Schleimklumpen klatschte auf den Schieferboden.
»Du armer Kerl«, murmelte ich, grub meine Fersen in seine Flanken und rieb ihn, was er sehr mochte. »Du solltest längst tot sein, heho. Du stirbst von innen nach außen, verrottest ganz langsam.«
Blut tropfte auf die Schieferplatten. Der alte Maht schüttelte sich, ließ den Hals sinken und starrte dumpf auf den Boden. So verbrachte er Tag und Nacht, stumpfsinnig auf den Boden starrend. Auf seinen gespreizten Klauen hatten sich Wundblasen gebildet, die vor Eiter stanken. Wir hatten schon vor zwei Monaten aufgehört, seine Krallen zu kappen. Es war unnötig, weil er zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr nach uns schlagen konnte.
»Ich weiß nicht, warum ich mir überhaupt all diese Mühe mache!«, knurrte ich leise. Mein Mitgefühl ärgerte mich. »Ich sollte einfach zulassen, dass die Schlangen dich erledigen!«
Aber ich machte trotzdem weiter, fuhr mit einem Schlangenstock unter jede halb offene, rot und grün schimmernde Schuppe, erwischte gelegentlich eine blutsaugende Kwano mit meiner Schlinge, riss selbige zurück und schleuderte den sich windenden Leib der Jungschlange zu Boden, wo er klatschend landete, während der Kopf noch im Drachenfleisch feststeckte.
Sieben so enthauptete Schlangen lagen vor den Klauen des alten Maht; einige von ihnen wanden sich noch im Todeskampf.
Ich verstand mich ziemlich gut auf Drachenpflege.
Die Kwano-Schlangen bringen ihre Jungen zwischen und unter den Schuppen eines Drachen zur Welt. Die Jungen graben ihre Zähne in das weiche Fleisch unter den Schuppen und ernähren sich von Drachenblut, bis sie erwachsen sind. Dann verändern sich ihre pilzartigen Lippen und die Saugnapf-Zähne, sodass ein charakteristisches Schlangenmaul entsteht; sie lösen sich von dem Drachen und verschwinden im Dschungel. Die
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