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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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Djimbi.
    Die geschriebene Form der Verständigung flößte mir Ehrfurcht ein. Dass bloßes Papier und Tinte mit einer Person sprechen konnten, die viele Wegmaße entfernt lebte, schien mir wie Djimbi-Magie. Nae-ser versuchte, mich von der irrigen Annahme zu befreien, dass diese Botschaften eine Form von Zauberei waren, die ein Fragment der Person, die sie schrieb, beinhalteten. Aber vergeblich.
    Da Tinte und Papier kostbar waren, lernte ich die Kunst des Schreibens, indem ich in den Staub kritzelte, oft in der Nacht, wenn alle anderen schliefen, abgesehen von den acht Onai, die in der Rotunde Wache hielten.
    In der Hitze der Zeit des Feuers, in der alle anderen mittags in der kühlen Rotunde Kochgeschirr flickten, Hanf spannen, die Achsen von Schubkarren reparierten, hockten Nae-ser und ich in dem spärlichen Schatten der Mühle und kratzten hieratische Schriftzeichen in den Boden, immer und immer wieder. Nae-ser kannte nicht nur die hieratische Schrift, die handschriftliche Form der Hieroglyphen, die vereinfacht waren, damit sie schneller geschrieben werden konnten, sondern auch die gelehrte uralte Kunst der Hieroglyphen selbst. Sie bestand darauf, mir beides beizubringen.
    Mit dreizehn – ich weigerte mich, mein Alter zu vergessen, wie Kiz-dan es getan hatte – vertraute mir Nae-ser schließlich Tinte und ihren kostbaren Tintenstein das erste Mal an.
    Ich mahlte die Tinte sorgfältig, fügte die richtige Menge Wasser hinzu und schrieb meine erste Botschaft an den Ranreeb der Dschungelkrone, während ich am Rand des Gartens hockte und einen flachen Stein als Schreibunterlage benutzte. Wir hatten keine Tische in Tieron, nicht einen.
    Außer einer wortreichen Begrüßung und einer ausführlichen Liste, welcher Kuneus unter Verstopfung litt oder Würmer hatte oder worunter die Tiere diesen Monat litten, bettelte ich in meiner Botschaft höflichst um zwei neue Macheten, eine Hacke, zwölf Säcke Featon-Korn, ein Fass Lauge und ein Blatt Schreibpapier.
    Ich hatte den Gestank von feuchtem Holzbrei satt, und Naeser, deren Augen schlechter wurden, bemerkte nicht, dass ich das letzte Ersuchen hinzugefügt hatte. Von den gewünschten Dingen erhielten wir die zwölf Säcke Getreide, eine Mistgabel statt einer Hacke und ein Blatt bestes, weißes Papier. Ich war noch Wochen danach sehr zufrieden mit mir.
    Wir wussten nie, wann der Ranreeb auf unser Ersuchen antworten würde. Manchmal ging eine ganze Saison ins Land, in welcher die rostige Glocke über dem Steinhügel an der Handelsroute stumm blieb.
    Doch dann … Bimm, bimm, bimm, bimm.
    Die Onai, die im Dschungel oder auf den Feldern arbeiteten oder die Fallen kontrollierten, hörten das Geräusch zuerst. Gelbgesicht war immer bei der Gruppe der Frauen, die von Bojest ausgesucht wurden, unsere Waren zu holen, denn Gelbgesicht war eine unermüdliche Arbeiterin. Sie trug auch unsere Schriftrollen zur Handelsroute, eingeschlossen in ein mit Kork verschlossenes Bambusrohr, und legte sie dort auf den Hügel, damit der nächste Händler sie beim Ranreeb abgab.
    Wir bekamen nur selten das, worum wir so dringlichst gebeten hatten. Manchmal bekamen wir dafür jedoch Dinge, für die wir absolut keine Verwendung hatten. Zum Beispiel Haarnadeln aus dem Panzer der Abalone, einen Wein-Decanter, einen riesigen Mantel aus dem Pelz eines exotischen Tieres, der selbst einer hoch angesehenen Bayen gut angestanden hätte, oder einen Bilderrahmen aus vergoldetem Gips. All diese Dinge lagerten wir auf dem Dachboden, und wenn eine Gruppe Djimbi so lautlos wie eine Nebelbank auf unser Gelände kam, handelten wir lebhaft mit ihnen.
    Dieses Schicksal ereilte auch den Armreif, den meine Mutter dem Konvent im Gegenzug für meine Aufnahme gegeben hatte; dieses schandhafte Schmuckstück brachte nicht weniger als sieben frische Necijunes ein, diese fetten Flussnager, welche die Djimbi so erfolgreich fingen.
    Sieben fette Nager, jeder so groß wie ein zweijähriges Kind, für einen Armreif, der den Tod eines Vaters, eines Kindes, eines Aristokraten und am Ende auch einer Mutter verursacht hatte. Ich erinnerte mich an die große Menge von Geldpapier, die der Verkauf ähnlicher Armreifen in Brutstätte Re gebracht hatte. Irgendwie jedoch kam mir das Los dieses letzten Armreifs, der den Bizeps eines schmerbäuchigen, grünhaarigen Fleckbauchs zierte, irgendwie passend vor.
    Ein Jahr ging ins nächste über, unbemerkt, bis auf die erschöpfende Parade der Jahreszeiten.
    Als mein Zorn über den Tod meiner

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