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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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ihre aschefarbenen Bandagen, meine Füße wirbelten Staub von den rauen Bodendielen auf.
    Meine Bewegungen riefen den Geruch der Kigos wach, diesen modrigen, schimmeligen, essigartigen Gestank, der Balsamierten eigen ist.
    Die bleichen Mumien der Kigos hingen wie stumme Anklagen in der Luft. Zum ersten Mal fiel mir auf, wie sehr ihre Bandagen einer Babywindel glichen. Hätte der Makmaki-Bruder nicht so rasch reagiert, wäre Liz-dans Baby jetzt ebenso grau und leblos wie diese Kigos.
    Wie hatte das passieren können? Ich hatte die Windel doch festgeknotet, ganz sicher.
    Ich blieb stehen, schlug mir mit den Fingerknöcheln an die Schläfen und stellte mich der Realität. Ich funktionierte nicht mehr richtig zwischen denen, die ich liebte, solange das Drachengift in meinen Adern sang. Ich musste das Zeug aufgeben, sonst würde noch jemand wegen meiner vom Gift verursachten Unfähigkeit sterben.
    Ich musste es aufgeben.
    Oh, Re, gewähre mir deine Kraft!
    Ich hatte ohnehin nur noch Gift für eine Klauevoll Tagen, und das auch nur, falls ich es ausschließlich nachts nahm und es stark verdünnte. Also hatte ich gerade noch genug, um den quälenden Prozess der Entwöhnung zu beginnen. Ich würde es tun. Ja, ich würde es tun.
    Ich musste es tun.
    Ein Wimmern entrang sich mir, und ich ging weiter. Versuchte, vor meinem Verlangen, meiner Furcht wegzulaufen.
    Aber ein Gedanke verfolgte mich, so hartnäckig und schweigend wie ein Spuk. Ich konnte auch mehr Drachengift beschaffen, statt diese Gewohnheit aufzugeben. Es vernünftiger einsetzen. Vielleicht konnte ich irgendwie, irgendwo welches auftreiben …
    Ekel überkam mich. Hatte ich nichts begriffen? War die heutige Beinahe-Tragödie nicht Lektion genug gewesen?
    Krämpfe schüttelten mich. Meine Zähne klapperten, und saurer, kalter Schweiß tropfte aus meinen Achselhöhlen und lief mir über die Rippen. Ich schob den Gedanken, mehr Gift zu suchen, beiseite, diesen verlockenden, verführerischen Gedanken, und schlang die Arme um meinen Körper, um die nächste Welle von Krämpfen zu ersticken.
    »Ich werde es aufgeben«, gelobte ich den hängenden Toten. »Ich werde es tun.«
    Eine Ratte steckte ihren Kopf aus einem Loch in der Wand, sah mich mit ihren hervortretenden Knopfaugen an und schätzte mich, als wäre ich in letzter Zeit während meiner Nachtwachen nicht aufmerksam gewesen, als ungefährlich ein. Sie huschte mit ihrem tief hängenden Bauch über den Boden.
    Ich stürzte mich auf die Kreatur, brüllend, als wäre sie der Grund für meine Krise. Sie schoss hastig in ihr Loch zurück, und mein Stock prallte nur auf Holz.
    Mir stieg bittere Galle hoch. Mein Bauch brannte, war entzündet. Ich schüttelte mich, und mir brach erneut der kalte Schweiß aus. Taumelnd sank ich auf die Knie und erbrach mich.
    Es würde nicht leicht werden.
    Dann kochte die Wut in mir hoch. Es war nicht gerecht. Ich hatte den Kuneus so lange gut gedient, und jetzt einfach von allen Drachen abgeschnitten zu sein, von dem Gift, dem Geist meiner Mutter hilflos ausgeliefert, das war einfach nicht gerecht!
    Zudem, wie sollte ich diesen Spuk überleben, ohne den Schild, den das Gift mir bot?
    Ich wischte mir mit dem Handrücken über den Mund, stolperte zu einer Wand, glitt mit dem Rücken daran hinunter und saß zitternd da.
    Ohne Gift würde ich dem Begehren des Geistes folgen und Waivia suchen müssen. Oder aber … ich könnte Brut Re verlassen und so den Geist dazu zwingen, in sein Gefängnis in mir zurückzukehren.
    Niemals, nein, oh nein! Die Erinnerung an die nach Wild riechende Berührung des Geists, an seine Besessenheit und Wut, daran, als Geisel in meinem eigenen Leib gefangen gehalten zu werden, während er meinen Körper kontrollierte und mich wie eine Marionette benutzte …
    Mir drehte sich der Magen um, und ich fiel vor Qual auf den Rücken. Sterne erhellten die Dunkelheit hinter meinen geschlossenen Lidern. Die Sterne blitzten, verwandelten sich in einen Monsun aus Gold, Orange und Rostrot, in Flammen, Lippen, in Blut. Die Farben regneten auf mich herab, dröhnten in meinen Ohren, donnernd, ohrenbetäubend.
    Langsam klärte sich mein Blick. Das Dröhnen in meinen Ohren wurde zu einem Sirren, dann zu einem rhythmischen, feuchten Geräusch. Ich hob den Kopf zwischen meinen Knien hervor. Diese hängebäuchige Ratte war zurückgekehrt, leckte mein Erbrochenes auf.
    Ich übergab mich erneut.
    Als ich fertig war, schloss ich die Augen und lehnte den Kopf an die von Splittern übersäte

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