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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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zu brennen; nur frische Farben genügen den Ansprüchen.«
     
    Mutters Heiterkeit verschwand jedoch, als sie mein Gesicht mit einem Zipfel ihres Bitoo reinigte, den sie mit Spucke angefeuchtet hatte. »Woher hast du denn diese blauen Flecken, Kleine?«
    »Ich habe sie geschlagen«, antwortete Waisi sofort, ohne darin innezuhalten, ihr Haar zu bürsten, bis es seidig glänzte.
    »Sie ist im Eikeller herumgehüpft und wollte nicht aufhören. Sie hätte fast ein Ei zerbrochen. Ich habe ihr Vernunft eingebläut.«
    Mutter schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Du müsstest es doch besser wissen, Zarq. Ach, Kind. Komm, lass mich deine Hand sehen.«
    Ich hielt sie ihr hin, und sie wickelte den bröckelnden Verband ab. Auf meiner Handfläche hatten sich ölige Blasen gebildet, wie die lange gebratene Renimgar-Haut, die ich so liebte.
    »Kiiiyew!«, stieß Waisi hervor. Dieser Malacarit-Ausdruck des Abscheus ist auch der Ausdruck für Sex-Sklaven, deren Leiber vor Eiter stinken. »Jetzt wird dich kein Mann mehr erwählen.«
    »Zufällig braucht unsere Zarq auch keinen Mann, heho?«, erwiderte Mutter, während sie meine Hand wusch und anschließend eine Salbe daraufschmierte. »Vielleicht wird sie sich selbst jemanden erwählen.«
    »Unsinn«, höhnte Waisi, aber Mutter kniff mir in die Nase, als teilten wir ein Geheimnis.
    Plötzlich erbebten die aus Schilfgras und Lehm gefertigten Wände des Langhauses unter einem Windstoß. Das war merkwürdig, denn es war heiß und windstill draußen. Mein Puls beschleunigte sich vor Furcht, eine instinktive Reaktion jeder Kreatur, die einen unnatürlichen und plötzlichen Wechsel des Klimas erlebt. Mutters Hände sanken untätig auf meinen Verband, und wir alle im Langhaus hielten die Luft an.
    Ein Wirbelsturm?
    Vom Hof drang ein merkwürdiges, schlagendes Geräusch zu uns, das rasch lauter wurde, wie Wind, der durch Palmwedel fährt, aber eben nicht genau so. Dann ertönten Männerstimmen, die einen Gruß riefen. Aufgeregte Schreie von Jungen. Unruhe, ein blaffendes, explosives Schnauben, mehr Stimmen.
    Wir alle im Frauenhaus starrten atemlos und angespannt auf die roten Lehmwände. Schritte trampelten die Stufen zum Langhaus hinauf.
    Meine Spielkameradinnen, Rutvia und Makvia, stürmten herein, plappernd und gestenreich.
    »… draußen, im Hof, sie sind hierhergeflogen …«
    »… und sprechen gerade mit Großvater …«
    »… auf einem richtigen, geflügelten Drachen!«
    Ihren Worten folgte eine Pause, in der diese zusammenhanglosen Informationen in uns einsanken; dann stürmten wir zu den Türen des Langhauses, drängten und stießen uns, um eine gute Sicht zu ergattern. Der Anblick, der uns erwartete, veranlasste viele, sich auf die Knöchel zu beißen und zurückzuzucken, die Augen vor Schreck weit aufgerissen.
    Ein beeindruckender Jährling hockte gereizt mitten in unserem Hof. Seine grünen und rostroten Schuppen glänzten wie eine Glasur, trotz des Staubs, den die ledrigen, mit scharfen Klauen besetzten Schwingen aufwirbelten, die der Drache nervös faltete und ausbreitete. Der Hof wirkte winzig neben diesem Biest, das mit seinem langen, peitschenförmigen Schweif mit der rautenförmigen Membran am Ende über den Boden vor den Paarungskammern fegte. Sein ovaler Körper war fast halb so lang wie der ganze Hof, und seine Schultern überragten die meisten unserer Männer.
    Zwei Fremde standen neben der pfeilförmigen Schnauze des Jährlings und hielten die tückischen Schnauzenstangen mit den Haken in die Nüstern des Drachen, um ihn zu kontrollieren. Selbst ohne den geflügelten Drachen war klar ersichtlich, dass es sich bei den beiden Männern um Bayen handelte. Ihre glänzenden kniehohen Schaftstiefel, das leuchtende Türkis und der elegante Schnitt ihrer Hosen, die geöffneten prächtigen weißen Seidenhemden – das war die Kleidung von Ersten Bürgern, von Brut-Aristokraten, eben von Bayen.
    Einer der beiden schien sich nur um den Drachen zu kümmern, jedenfalls soweit ich ihn hinter dem Hals und den bläulichen Halslappen des Jährlings sehen konnte. Er hatte nur Augen für den Drachen und sprach beruhigend auf ihn ein. Der andere Aristokrat dagegen ignorierte das Biest vollkommen; stattdessen winkte er einen unserer Clansmänner zu sich, damit er seinen Maulstock hielt. Der Auserwählte, Groß Grum Grum, trat steif vor. Er hatte sichtlich Angst vor dem Drachen. Mit starrem Nacken und glasigen Augen packte er den dargebotenen Stock und stand so unbeweglich da wie eine

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