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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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werde ich seine Aufmerksamkeit bekommen. Er wird mich zu seiner Ebani erwählen.«
    Ich überlegte, ob ich die Frage zu stellen wagte. Welchen Blödsinn? Und welcher Bayen würde meine Schwester zur Lustspenderin erwählen? Wer nur?
    Meine Miene musste mich verraten haben, denn Waisi lachte.
    »Du willst wissen, wer mich als Wai-Ebani nimmt, stimmt’s? Ich habe es dir bereits erzählt. Gestern.«
    Als sie das sagte, sah ich diese lapislazuliblauen Augen vor mir, unter dem langen, strohblonden Haar. Ich sah den sonnengebräunten Arm, der eine Peitsche gegen die Waden eines kleinen Jungen schwang.
    »Ah, jetzt weißt du, wen ich meine«, erklärte Waisi, als die Erkenntnis sich auf meinem Gesicht abzeichnete. »Also dringt doch etwas in dein Gehirn! Sag es, Zarq. Los, sag es!«
    Ich gehorchte. »Der Erstgeborene Sohn des Kriegerfürsten«, flüsterte ich. »Waikar Re Kratt. Er wird dich zu seiner Wai-Ebani Bayen erwählen.«
    Sie nickte, sichtlich zufrieden mit sich selbst.

3
    W ir beendeten unsere Arbeit schweigend, rollten das Fass, bis das Eiweiß darin nur noch flüsterte und damit anzeigte, dass es Eischaum, Paak, geworden war.
    Mittlerweile hatte sich das weiche Rosa der Morgenröte in das strahlende, grelle Gelb des Morgens verwandelt; wir schwitzten, und meine bandagierte Hand pochte. Mutter half uns, die langen, rechteckigen Paak-Formen mit Gharial-Öl einzufetten, sie mit unserer Paak-Mischung zu füllen und zu den Öfen zu tragen, unter denen immer noch die Glut von den Keramiken schwelte, die zwei Tage zuvor darin gebrannt worden waren. Normalerweise machten Waisi und ich das allein. An diesem Morgen jedoch hinkten wir etwas hinter der Zeit her.
    Kein Wunder.
    Die Männer des Töpferclans scharten sich bereits auf dem Hof zusammen und begrüßten sich. Ihre Gliedmaßen glänzten von dem Palmöl, mit dem sie sich eingerieben hatten. Zwei Frauen stellten zwei Terrinen mit Sesalpaste vor sie hin, dazu Platten mit Paak vom Vortag, kalt und fein säuberlich in Scheiben geschnitten.
    Das aßen wir jeden Morgen, jeden Tag und zu allen Jahreszeiten: Dracheneier in jedweder Form. Unbefruchtete Dracheneier, selbstverständlich; der Verzehr von Drachenfleisch ist nur Drachen erlaubt, und ein befruchtetes Ei gilt als Drachenfleisch.
    Zum Abendessen gab es dasselbe wie morgens, Paak und Sesalpaste, dazu Yanicheesuppe nach Rishi-Art: Das Eigelb war zu Fäden gekocht, nicht gebraten, und schwamm in einer Brühe, die aus Renimgar-Fleisch und den allgegenwärtigen grünen Muay-Blättern bestand, die sich auf dem Speisezettel jedes Leibeigenen der Malacariten fanden.
    Oh, und natürlich Featon-Mehl.
    Ja, wir aßen dieses Getreide, das auch an die Brutdrachen verfüttert wurde. Die Körner waren steinhart, trotzdem aßen wir sie. Morgens und mittags wurden sie in Wasser aufgeweicht, abends in Yanichee. Eine karge Kost, so dachte ich in meiner Jugend. Aber obwohl der Speiseplan des Töpferclans nicht gerade abwechslungsreich aussah, sollte mich die Erfahrung lehren, wie gut es war, dass unsere Vorratskeller wenigstens nie leer waren und unsere Knochen stark und gerade, was man von anderen, die ein hartes, arbeitsreiches Leben führten, nicht behaupten konnte. Wir waren gut genährt, jedenfalls nach Rishi-Maßstäben.
    Dono sah mich finster an, als Mutter und ich uns zu den Kindern gesellten, die sich um die Männer herum sammelten. Die hatten sich mittlerweile auf den sauber gefegten Boden des Hofes gesetzt. Waisi warf Dono mit einer Mischung aus Wut und Vorwurf einen Blick zu, ehe sie ihn ignorierte.
    Einen Moment später räusperte Großvater Maxmisha sich lautstark.
    Ich verdrehte mir fast den Hals, um seine drahtige Gestalt in der Mitte der Männer zu erkennen. Ich liebte es, wie das Geschwür über seinem linken Ohr wackelte, wenn er redete. Es war schrecklich, so groß wie eine Faust. An den Morgen in der kühlen Regensaison wickelte er einen Turban darum.
    »Ich warte auf die Schwingen, welche die Herde Res segnen«, stieß er rau hervor.
    »Möge dein Warten ein Ende haben. Mögen die Schwingen schlüpfen«, antworteten wir.
    Nach der rituellen Begrüßung nickte er Vater und Blutonkel Rudik zu, die ihm eine große Scheibe Paak servierten, die dick mit Sesalpaste bestrichen war. Er biss ab, verzog das Gesicht, wie immer, und dann aßen auch die anderen Männer. Mutter konnte kaum stillhalten, gerade wie die jüngsten Kinder. Nachdem die Männer sich bedient hatten, aßen auch wir. Mutter nahm sich schamlos zwei

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