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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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frivol. Aus völlig unbegreiflichen Gründen war nur der Clan der Ledergerber von diesem unverdienten Makel ausgenommen; aber ich frage Euch, wieso sollte eine Ölamphore frivol sein, ein Lendenschurz dagegen nicht?
    Mauern sind in einer Brutstätte notwendig, nicht nur, um die einzelnen Clans voneinander zu trennen. Dschungelkatzen und Wildhunde hassen Mauern, und wenn sie sich in diese Umgrenzungen verirren, können sie mit Leichtigkeit gefangen und getötet werden. Natürlich besteht keine Brutstätte nur aus Mauern; richtig viele Mauern gibt es nur in der Nähe des Tempels jeden Sors. Die Sesalfelder, die Gharial-Becken, die Zone der Toten, all diese sind ausgedehnte Flächen ohne jede Ummauerung. Im Alter von neun Jahren mochte ich nicht einmal an sie denken. Mauern kannte ich. Freie Flächen flößten mir Furcht ein.
     
    Wir erreichten schon bald den Tempel. Sofort teilte sich unser Clan auf und ging in der Masse der Leute auf, die bereits um den Tempel herum wandelten. Wer in der Zeit des Feuers geboren war, umrundete den Tempel von Osten nach Westen, die aufgehende Sonne nachahmend, während diejenigen, die in der Regenzeit geboren waren, in entgegengesetzter Richtung gingen. Mutter und Waisi, die im Dazwischen geboren worden waren, gingen von Osten nach Westen, aber mit zurückgewandten Gesichtern, in Anerkennung der Härten der Jahreszeiten, welche der ihren folgten und vorangingen.
    Da ich ein Feuerkind war, ging ich neben ihnen, von Osten nach Westen. Aber ich blickte nach vorn.
    Wie alle Tempel in Brut Re war der Wabe Din Tempel mehr als nur ein Tempel. Er diente auch als Marktplatz und hatte eine Zisterne. Im Tempel wurden die zurechtgewiesen, die Glück gehabt hatten, und jene, die Pech hatten, ausgepeitscht. Hier lebten die Drachenjünger in Glanz und Gloria, verwalteten, mahnten und regierten unsere Leben. Und meditierten – obgleich ich das in meinen ganzen neun Jahren noch nie gesehen hatte.
    Im Gehen wirbelte ich mit meinen Füßen so viel Staub auf, wie ich konnte, spie immer wieder aus und wiederholte Waisis wortreiche Beschimpfungen. Es ist Frauen nur erlaubt, in Gegenwart von Männern zu fluchen, wenn sie den Tempel umrunden, also fluchten wir alle aus Herzenslust. Selbst Mutter verwünschte Re, unseren Brut-Bullen so heftig, dass ihr Gesicht rot anlief, wie ein im Feuer gebrannter Ziegel.
    Diese Flüche narren die bösen Kwano-Geister und wiegen sie in dem Glauben, dass ein männlicher Drache wertlos ist; deshalb ließen diese bösen Geister unseren Bullen Re in Ruhe. Aber es finden auch viele kleinere Rangeleien bei dieser Umgehung statt, und alle tun es ihren Nachbarn nach, verfluchen andere, seien es Schwestern, Onkel oder jemand aus einem benachbarten Clan. Es ist sehr reinigend, wenn man unter dem Deckmantel der Frömmigkeit Flüche ausstoßen und Staub aufwirbeln kann. Auch wenn einige dieser Frommen sich manchmal sogar prügelten. Aber das kam nur selten vor.
    »Stinkende Djimbi-Nachgeburt!«
    Der Schrei ertönte direkt hinter mir. Ich drehte mich um, und einen Herzschlag, bevor der Staub mich traf, erkannte ich Dono, der mich finster anstarrte.
    Halb blind vom Staub blieb ich stehen und rieb mir die Augen.
    »Drachenfickende Djimbi-Hure!«, kreischte er, und sein Fuß traf meine Kniekehle. Ich wäre hingefallen, wenn die Hand meiner Mutter an meinem Arm mich nicht gehalten hätte.
    »Geh weiter!«, befahl sie. Ihr Ton verriet mir, dass sie bemerkt hatte, dass Dono mich absichtlich getreten hatte, und auch, dass dies nicht der übliche Wettstreit zwischen mir und meinem alten Spielgefährten war, die übelsten Beschimpfungen zu erfinden.
    Ich blinzelte, bis meine Tränen den Staub aus den Augen spülten, und gehorchte. Dono folgte mir.
    »Drachenjungen-Knutscher! Dschungelbastard …« »Schlappschwänziger fickloser Gehörnter!«, konterte ich, aber Mutter warf mir einen Blick zu, der mich bat, zu schweigen und Dono nicht noch wütender zu machen. In Donos Stimme schwang mehr als nur Wut mit. Es war Boshaftigkeit. Mir tat von unserer Begegnung am diesem Morgen noch immer alles weh, und ich wollte seine Wut nicht erneut auf mich ziehen. Also gehorchte ich Mutters Blick und biss mir auf die Zunge.
    Danach schaute ich nicht mehr zurück, sondern versuchte, Dono zu ignorieren. Vergeblich. Waisi und Mutter flankierten mich, während wir weitergingen, und hakten mich ein, damit Dono mich nicht mehr treten konnte.
    Es war eine sehr lange Runde.
    Als sie schließlich beendet war, betraten

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