Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
Vom Netzwerk:
die Werkzeuge ihrer Kunst zu retten, und keinen einzigen Gedanken daran verschwendet hatte, auch nur einen Happen Nahrung für mich zu verbergen.
    »Essen wird sich finden«, murmelte Korshans Limia. »Pack an, Kleine. Der Morgen graut schon.«
    Sie hatte recht. Die Sterne verblassten am lehmgrauen Himmel. Mutter suchte die leichteste Urne für mich aus und wollte mir übers Haar streichen, aber ich duckte mich rasch unter ihrer Hand weg.
    Wir taumelten auf unseren Hof, balancierten die Urnen auf den Hüften, die Lehmblöcke mit Lederriemen auf den gebeugten Rücken geschnallt. Im Arbeitsschuppen packten wir die Urnen aus, verteilten die Werkzeuge, als wären sie gefallen und übersehen worden. Die Urnen mit der flüssigen Glasur kippten wir um, nachdem wir uns vergewissert hatten, dass ihre Stopfen fest saßen, rollten sie in Ecken und unter den langen Töpfertisch, der nur wegen seines gewaltigen Gewichts und seiner Größe von den Plünderern zurückgelassen worden war.
    Es war eine armselige Tarnung, aber Mutter war sicher, dass niemand diese Verfehlung dem Tempel melden würde, und die anderen Frauen stimmten ihr zu. Sie berichteten Mutter, dass die Männer wundersamerweise noch so viel Geldpapier in ihren Hütten gefunden hatten.
    »Aha. Schön zu hören, dass ihr gesunder Menschenverstand stärker ist als ihre Frömmigkeit«, bemerkte Mutter spöttisch.
    Schließlich schlüpften wir alle ins Frauenhaus, um zu schlafen. Ich hatte kaum die Augen geschlossen, als ein Flammenschweif seinen Schrei ausstieß, und nur wenige Momente später Vogelgezeter die Stille des Morgens zerriss.
    »Zeit aufzustehen«, flüsterte Mutter und strich mir übers Haar. Ich rollte mich weg.
     
    Das helle Licht des Tages verriet Mutters Aufenthalt im Dschungel. Ihre Knöchel waren fleckig und aufgequollen, als hätten sich dünne Drähte hineingegraben, Insektenstiche eiterten auf ihren Armen, ein Augenlid war geschwollen und so groß und blau wie eine Pflaume. Ich war entsetzt. Und das von nur einer Nacht im Dschungel!
    Zu meinem Erstaunen jedoch spielte niemand auf ihre Verletzungen an. Kinder, die sie anstarrten, fingen sich Ohrfeigen von ihren Nabeltanten oder Müttern ein, damit sie in eine andere Richtung blickten. Selbst Waisi hielt den Mund und tat, als hätte sie Mutters Verschwinden nicht bemerkt. Merkwürdigerweise hatte sie ebenfalls ein blaues Auge wie Mutter und außerdem dunkelrote Striemen auf ihren Armen.
    Mein Ärger über Mutters Verschwinden war nichts im Vergleich zu der kalten Feindseligkeit, die Waisi ihr entgegenbrachte. Mutter überflog Waisis Verletzungen mit einem schnellen prüfenden Blick und wollte etwas sagen. Waisi blähte ihre Nasenflügel, spie Mutter vor die Füße und stakste dann zu den Latrinen.
    Ich glotzte nur.
    »Ach, Zarq.« Mehr sagte Mutter nicht, sondern seufzte nur, so schmerzerfüllt und erschöpft, dass mein Groll auf sie verschwand.
    Großvaters Ankündigung an diesem Morgen überraschte niemanden. Unser Clan würde Äste schlagen und Brennholzbündel daraus machen, die wir bei den Nachbarclans gegen Nahrung eintauschen konnten, während eine Gruppe von Töpfern zum Trauernden Fluss gehen und Lehm sammeln sollte.
    Hunger und Müdigkeit hatten mich ausgezehrt und machten mich nervös. Während der Proklamation starrte ich abwechselnd irgendwelche Dinge an und blinzelte unregelmäßig. Ich wusste nicht, wie ich die Äste tragen sollte. Aber ich war eine Brut-Leibeigene, dort geboren und aufgewachsen. Ich akzeptierte mein Los ohne Protest. Jedenfalls ohne sonderlich starken Protest.
    Bisher hatte sich niemand in den Arbeitsschuppen getraut. Die »übersehenen« Schätze, die dort warteten, waren noch unentdeckt.
     
    Angespannte Nerven, Hunger und drückende Hitze: eine üble Mischung. Die Stimmung war gereizt, während wir die Äste der Schlingpflanzen von der Außenmauer unseres Hofs schlugen.
    Schlingpflanzen müssen vollkommen trocken sein, bevor man sie mit Drachendung und harzhaltigen Macci - Blättern als Brennmaterial zusammendrehen kann. Am Ende des Tages hatten wir trotz unserer Plackerei den Gegenwert für nur wenig Nahrungsmittel geschlagen, da wir nur grüne Stämme zu verkaufen hatten. Das wussten alle. Trotzdem arbeiteten wir den ganzen Tag, grimmig, mit zusammengekniffenen Augen, und fuhren uns wie wilde Hunde gegenseitig an.
    Harte Arbeit und der Saft der Schlingpflanzen hatten die Bandage um meine verletzte Hand abgerieben, die, in welche mir der Drachenmeister an Mombe

Weitere Kostenlose Bücher