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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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antwortete auf meine Fragen. Korshans Limia, der ich den ganzen Tag wie ein Gänseküken folgte, blickte nicht einmal in meine Richtung.
    Schließlich gab mir Groß Grum Grums Li eine Ohrfeige.
    »Was hast du vor? Willst du unbedingt alle darauf aufmerksam machen, dass deine Mutter verschwunden ist?«
    Das war genau das, was ich versuchte. Aber die Antwort blieb mir im Hals stecken, als Groß Grum Grums Li ihre dürren Arme über ihren schlaffen Brüsten verschränkte und mich böse anfunkelte.
    Ich rollte mich auf dem blanken Boden des Langhauses zusammen und zitterte. Ich würde nie wieder schlafen können, niemals wieder.
    Ich wurde durch eine Bewegung geweckt, durch das Gefühl eines bevorstehenden Ereignisses. Ein Klauevoll Frauen erhob sich wie Nebelgespenster von ihren Schlafplätzen und schwebte lautlos durch die Tür des Frauenhauses. Car Manopus Wasaltooltic neben mir stand ebenfalls auf. Ich richtete mich auf, während mein Puls sich beschleunigte.
    »Schlaf weiter!«, befahl sie böse.
    Ich schüttelte trotzig den Kopf.
    »Zarq …!«
    »Ich schreie, wenn du mir nicht sagst, was hier passiert!« Ich wusste instinktiv, dass diese Frauen etwas Ungesetzliches vorhatten und infolgedessen Stille absolut notwendig war.
    Sie funkelte mich an. »Was willst du wissen? Du bist ein Kind. Du solltest schlafen.«
    »Ich will meine Mutter.«
    »Sie ist morgen früh wieder hier.«
    »Du weißt, wo sie ist«, sagte ich und ahnte, dass diese lautlosen Schatten, die nach draußen glitten, etwas mit Mutter zu tun hatten, mit ihrem Verschwinden, ihrer Entscheidung, angespornt von meinem heftigen Ausbruch, so viel Glasur und Lehm und Werkzeuge zu retten, wie sie konnte.
    »Sei ganz leise«, zischte Car Manopus Wasaltooltic schließlich. »Hier entlang, und keinen Mucks, bis ich es dir erlaube!«
    Ich blinzelte in der Dunkelheit und suchte aus einem Reflex Waisi heraus neben mir. Während ich schlief, musste sie irgendwann zurückgekehrt sein, denn sie lag da, zusammengerollt auf der Seite.
    »Sie nicht!«, flüsterte Car Manopus Wasaltooltic und erstickte meinen Freudenschrei rasch mit der Hand. »Lass sie schlafen. Und jetzt komm.«
    Ich gehorchte.
    Draußen glitzerten die Sterne wie feinste Porzellanpunkte am schwarzen Firmament. Ich kann nicht behaupten, dass der Himmel schwarz war, denn er glänzte so hell von Sternen, als hätte jemand weiße geschlämmte Tonerde darüber verteilt. Klumpfuß Ryns Tak, Groß Grum Grums Li, ihre kropfhalsige alte Mutter und Korshans Limia warteten bereits im Hof auf uns. Sie waren nervös wie gefangene Milbenflügel, bis auf Kropfmutter, die auf ihren Gaumen kaute und mich missbilligend ansah.
    Car Manopus Wasaltooltic beschwichtigte sie mit einer Geste, was Kropfmutter mit einem hochmütigen Kopfrucken beantwortete, bevor sie mir den Rücken zukehrte.
    Wir verließen unseren Hof durch den Torbogen, dessen Lianen, Schlingpflanzen, Blüten und Miniatur-Dracheneier aus Keramik im Licht der Sterne noch schöner aussahen. Der Boden darunter jedoch bildete einen krassen Gegensatz dazu. Menschliche Ausscheidungen und der Müll des Mobs von gestern beschmutzten die Erde. Wir suchten uns vorsichtig einen Weg dazwischen.
    Dann gingen wir durch die Gassen von Wabe Din Sor, lautlos bis auf das leise Rascheln unserer Bitoos, die an den Ziegelmauern entlangstreiften. Schließlich wagte ich es, zu reden.
    »Wohin gehen wir?«
    »Zu deiner Mutter«, erwiderte Car Manopus Wasaltooltic wenig hilfreich, denn darauf war ich bereits selbst gekommen. Aber ihre gepresste Stimme verhinderte, dass ich weiter fragte.
    Unsere kleine Gruppe blieb an einer Kreuzung stehen und beriet sich aufgeregt zischelnd, bevor wir die enge Gasse zurückgingen, durch die wir eben gekommen waren. Dem ranzigen Geruch nach zu urteilen, der in der Luft hing, vermutete ich, dass wir am Rand des Hofs der Ledergerber entlanggingen. Trotz des Gestanks von toten Gharials knurrte mein Magen. Ich erkannte den Geruch von Fleisch, so ungenießbar es auch sein mochte.
    Wir erreichten das Ende der Gasse. Vor uns erhob sich eine dichte schwarze Wand. Der Dschungel. Einfach so.
    Das Schwarz wirkte wie ein durchgehendes Tuch, aber aus den Augenwinkeln rechts und links sah ich Bewegungen.
    Der ganze Dschungel lebte.
    Ein Crick-ben flog gegen meine Stirn; es brannte. Ich hob die Hände und schlug nach dem fetten Insekt, erwartete, dass es in meine Augen flog, auf der Suche nach einem warmen, feuchten Ort, um seine Eier abzulegen.
    Jetzt war das Ding

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