Auf Dunklen Schwingen Drachen1
Zahnstümpfen aus dem Mund gelaufen war.
Dann verließ ich sie erneut, um die Armbänder zu suchen, die ich in einer der Gassen zwischen dem Danku und dem Hof der Glasspinner verscharrt hatte, an jenem Tag, an dem Mutter versucht hatte, Waivia zurückzukaufen.
Ich fand sofort den Weg dorthin, wo ich sie vergraben hatte.
Durch die neblige Dunkelheit, das Gewirr der nahezu gleichen Gassen marschierte ich und grub gleich beim ersten Versuch die in Tuch gewickelten Armbänder aus. Mutter hatte mich gebeten, sie zu holen, also machte ich es. So einfach war das.
Ich band sie in den Saum meines Bitoos, kehrte zu Mutter zurück und schlief das erste Mal, seit ich zugesehen hatte, wie der Jährling meinem Vater die Eingeweide aufgerissen hatte.
Ich musste lange und tief geschlafen haben. Es war in der Abenddämmerung des folgenden Tages, dass Kobos Dash mich weckte, indem sie die Tür zu unserer Latrine aufriss. Sie blickte auf Mutter herab und dann zu mir. Ich lag zusammengerollt neben ihr.
»Komm raus, Zarq, sofort! Die Männer haben sich gestritten. Sie werden dich morgen in die Kiyu - Schuppen verschachern.«
»Ich lasse meine Mutter nicht allein.«
»Das wirst du, entweder jetzt oder wenn die Männer dich binden und wegschleppen.«
Ich schüttelte trotzig den Kopf.
Sie kam herein, packte meine Oberarme und versuchte, mich hochzuzerren. Ich boxte sie in die Rippen. Zischend ließ sie mich los und stolperte zurück. Ich rollte mich wieder neben Mutter zusammen.
Kobos Dash starrte uns böse an. Dann warf sie die Hände in die Luft. »Ich habe mein Bestes gegeben, heho! Ich hab’s versucht!« Als keine von uns darauf antwortete, beförderte sie mit dem Fuß kleine Dreckklumpen in unsere Richtung.
»Kavarria, bei der Liebe deines Kindes, bring diese mörderische Sache zu Ende, die du angefangen hast, und kümmere dich um Zarq, verstehst du? Bring sie irgendwo in Sicherheit, bevor du stirbst, tu wenigstens das!«
Damit schlug sie die Tür zu. Ihre Füße klatschten auf dem Boden, als sie sich entfernte.
Dunkelheit umfing uns und das Summen der Fliegen, die ihre Eier in die Wunden meiner Mutter legten.
Schließlich gurgelte Mutter und bewegte sich. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass sie versuchte, aufzustehen, gehen wollte. Aber das vermochte sie nicht, und im nächsten Moment öffnete die Tür sich erneut. Ein Hüne von einem Mann stand da. Er würgte, wich vor dem Gestank zurück; vielleicht war es auch nur unser Anblick, der ihn so abstieß.
Er wendete sich ab, spie aus, spie noch einmal aus und fluchte.
»Steht auf«, blaffte er schließlich. »Kommt mit mir.«
Keiner von uns rührte sich. Er sah sich um, leckte sich die Lippen, blickte wieder auf uns herab, hockte sich hin.
Ruhiger sprach er erneut, diesmal mit meiner Mutter. »Darquel hat mich gebeten, mich um Zarq zu kümmern. Ich will meinen Schwur halten. Also, kommt mit mir, he!«
Jetzt erkannte ich ihn. Xxef-keau, der Erste Sohn des alten Kobo, des Eiferers. Er sah gut aus, war so stämmig wie mein Vater, nur größer, und obwohl er noch nie eine Frau erwählt hatte, war allgemein bekannt, dass er Kinder in anderen Clans gezeugt hatte.
Er bewegte sich unruhig und blickte erneut über die Schulter. »Hört zu, ich habe Essen. Und eine Münzkette von der Küste. Ihr wisst doch, was das ist, ja? Einige sind der Meinung, auch Frauen dürften sie besitzen. Einige der Männer finden … na ja. Es wurde eine Entscheidung getroffen, und diejenigen, die damit nicht einverstanden waren, haben sich an mich gewandt und … versteht ihr? Jetzt kommt mit!«
Mutter nickte langsam. Ihr Kopf wackelte, als hätte sie Muskelschwund. Sie hob einen Arm. Xxef-keau zögerte, griff dann zu und zog sie hoch, blieb jedoch sichtlich angewidert auf Abstand. »Kannst du nicht laufen, Weib?«, knurrte er.
Mutter versuchte zu gehorchen, sackte jedoch zu Boden. Er betrachtete sie stirnrunzelnd, befahl uns zu warten und kehrte nur Augenblicke später mit einem Eierkarren zurück. An mich gewendet, deutete er mit einem Nicken auf einen armseligen Korb auf dem Boden. »Trag das«, befahl er. »Wir verlassen den Hof des Danku.«
Er hob Mutter in den Karren, legte sie mit einer Behutsamkeit hinein, die so charakteristisch für große Männer ist und seinem angeekelten Ausdruck merkwürdig widersprach. Mutters Beine baumelten über die Seiten des Karrens.
Dann hob er mich hoch, während ich den Weidenkorb festhielt, der bereits kaputtging, immer höher und setzte
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