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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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und deckten von Silber und Kristall funkelnde Tafeln, zu denen sie auf Holzflöten aufspielten. Das Essen wurde später von den Makmakis selbst verzehrt oder an solche wie unsere Brüder verkauft, die dafür mit ihrer Arbeitskraft zahlten.
    In diesen Türmen gab es keine Ratten oder Staub auf den Einbalsamierten, und die Hängematten, in denen die Toten sanft schaukelten, bestanden nicht aus geflochtenen Lianen, die zweimal im Jahr ersetzt werden mussten, sondern waren aus feinster Seide. Diese Türme wurden von den Bayen-Verwandten häufig besucht, die dort Geesamus-Di-Root - Feste feierten, Unterhaltet-die-Toten-Feste, deren brandendes Gelächter und trunkene Musik die ganze Zone der Toten erfüllte. Sollte die Familie unserer Kigos jemals zu Besuch kommen, sollten Mutter und ich uns in einer Kiste verstecken, in welcher angeblich die Habseligkeiten der Toten verwahrt wurden. Ich habe einmal darin nachgesehen und fand sie leer. Damals war ich traurig, weil mir klar war, dass die Lieblingsspielzeuge und Kleider der Toten auf einem Markt gegen Dracheneier eingetauscht worden waren, damit die Makmakis etwas zu essen hatten. Noch trauriger machte mich das Wissen, dass die Brüder so etwas nur gewagt hatten, weil ihr Gawabe so selten besucht wurde.
    Eine Rishi-Bestattung, bei welcher der Leichnam an die Gharials verfüttert und rasch aufgefressen wurde, kam mir sauberer und würdiger vor, als ständig in Matten zu schaukeln und vernachlässigt zu werden, bis man verrottete.
     
    Mutter kam wieder zu Kräften. In diesem verschlissenen Weidenkörbchen, das uns Xxef-keau gegeben hatte, hatte sich auch eine Kräutersalbe befunden, die den Schmerz ihres gebrochenen Kiefers linderte. Dennoch konnte sie immer noch nicht deutlich sprechen oder feste Nahrung zu sich nehmen, und sie lehnte auch häufig den Yanichee-oder Featon-Brei ab, den ich mit der alten Mutter der Makmaki-Brüder gekocht hatte.
    An schlechten Tagen brachte sie nicht einmal die Kraft auf, allein auf den Nachttopf zu gehen, und ich verbrachte meine Tage damit, zunächst sie und dann ihren verunreinigten Bitoo zu säubern und anschließend den Boden unter ihr, um dann erneut damit anzufangen, wenn ihre Blase sich wieder leerte.
    Sie schlief recht viel und erwachte häufig von ihren eigenen Schreien.
    Aber dennoch, sie wurde kräftiger. Eines Abends fand ich sie auf den Beinen, als sie auf der unteren Etage unseres Gawabes aus einem vergitterten Fenster schaute. Sie drehte langsam den Kopf und sah mich an. Es fiel mir schwer, ihren Blick zu erwidern. Ihr Gesicht – mit den eingefallenen Augen und dem schlaffen, ausgerenkten Kiefer, den farblosen Wangen – war nicht das Gesicht meiner Mutter.
    Sie bedeutete mir, näher zu kommen. Ich schüttelte den Kopf. Ihre Augen schienen sich vor Trauer zu vernebeln.
    Sie holte rasselnd Luft durch den offenen Mund und trat auf mich zu. Ich wollte fliehen, wollte nichts mit ihr zu tun haben, aber alles war so wie früher. Sie legte sanft ihre Hände auf meine Wangen, und mit den Daumenballen, nunmehr runzlig wie die eines alten Weibes, streichelte sie mich immer wieder. Tränen flossen mir aus den Augen, als würden sie unter großem Druck herausgepresst.
    Sie zog mich an ihre knochige Brust, und ich verbarg mein Gesicht an ihren schlaffen Brüsten. Sie murmelte tröstend, während sie mich hielt, mich wiegte. Draußen senkte sich die Dunkelheit herab.
    Da wusste ich, dass wir die vom Drachen geheiligte Zone der Toten bald verlassen würden. Ich würde den Frieden sehr vermissen.
    Mutter zeigte den Makmaki - Brüdern an jenem Abend einen der Armreifen. Sie reagierten ohne den Argwohn der Leute, die von dem Tempelverdikt gegen diese Art Schmuck wussten. Also bat sie die beiden, das Armband für sie auf dem Markt zu verkaufen, und zwar nur gegen eine Münzkette, denn was nützte einer Frau Geldpapier? Natürlich würde sie ihnen ein Viertel von dem Erlös geben, den sie dafür erzielten.
    Sie bat die beiden auch, sich bei dem Verkauf klug anzustellen, und deutete an, der Armreif wäre gestohlen. Die Brüder interessierte es nicht, wie sie daran gekommen war, sondern nur, wie viel Gewinn sie bei dem Handel abschöpfen konnten. Ich fragte Mutter in dieser Nacht, warum sie den Brüdern überhaupt vertraute. Immerhin waren wir ihnen ausgeliefert. Sie würden den Reif verkaufen und uns gar nichts geben …
    »Vertrau ihnen«, krächzte sie, und einen Herzschlag lang tanzte ein Funken in ihren Augen. »Sie sind gut.«
    Also redete

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