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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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überhaupt nichts sagte.
    Wir legten die Nahrungsmittel neben einen moosbewachsenen Steinhaufen, auf dem eine Handvoll Bromelien Wurzeln geschlagen hatte. Der älteste Sohn wickelte einen ganzen gesalzenen und gepökelten Gharial in breite Blätter, während wir anderen, von Spinnen und Moskitos geplagt, schwitzend Lianen von den Bäumen rissen und sie zu einem groben Tau flochten. Die ältesten Söhne banden dieses Seil um den eingepackten Gharial und hängten ihn an einen Ast. Er hing dort wie ein Kigo und drehte sich langsam um sich selbst.
    Die ganze Zeit lehnten die Lanrak Paras an den mächtigen Stützwurzeln der Bäume und kauten dünne teerige Maska-Wurzeln.
    Mittlerweile war es Spätnachmittag geworden. Der Handelsherr fluchte, weil er los wollte. Entenfuß kletterte auf die Stützwurzel eines graustämmigen Baumes, schob sich über einen Ast, und dann … wurde die Stille vom ohrenbetäubenden Scheppern einer rostigen Glocke zerrissen, die ich zuvor nicht bemerkt hatte.
    Er schlug die Glocke ziemlich lange, und als er aufhörte, summten meine Ohren, als hätten in meinem Mund Hornissen ihr Nest errichtet.
    Mutter setzte sich langsam auf und schob sich von dem Karren, auf dem sie fuhr. Sie wäre auf dem Boden zusammengesunken, wäre ich nicht zu ihr gelaufen und hätte meine Arme um ihre Hüften geschlungen. Sie deutete mit der Hand zu dem Hügel, damit ich sie dorthin brachte. Dort sank sie auf die feuchten Steine, holte rasselnd Luft und sah den Handelsherrn an.
    Er glotzte sie an. Alle glotzten sie an, ich selbst eingeschlossen. Sie wollte bleiben? Hier?
    »Sie werden solche wie dich nicht aufnehmen, auch nicht deinen Drachenköder von Sohn«, erklärte der Handelsherr und spie auf den Boden. »Aber es ist natürlich dein gutes Recht, zu bleiben.«
    Die letzten Worte äußerte er selbstgefällig, weil er erfreut war, uns so bald los zu sein, und recht glücklich über unsere Münzenkette um seinen Hals und stolz auf den Armreif um seinen Bizeps.
    Er schlug seinen Saton mit den Zügeln, woraufhin die Bestie einen Satz nach vorn machte. Die Karawane setzte sich langsam und knarrend in Bewegung. Ich sah ihr ungläubig nach, wie sie im Nebel verschwand.
    »Mama!«, jammerte ich. Vollkommen panisch packte ich einen ihrer dürren Arme und riss sie mit aller Kraft hoch. Überrascht und aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte sie ein paar Schritte weiter, bevor sie ihre Balance fand.
    »Wir können sie einholen, noch ist es nicht zu spät!« Ich rammte meinen Kopf in ihren knochigen Rumpf und schob sie vorwärts.
    Sie drehte sich um und schlug mir aufs Ohr. Auch wenn sie kraftlos war, genügte dieser Schlag, dass ich innehielt.
    »Da«, knurrte sie und deutete auf den Hügel. Zitternd sank sie auf die Steine und starrte mich aus ihren tiefliegenden Augen an.
    »Warum bringst du mich nicht einfach um, dann haben wir es hinter uns?«, schrie ich. Ich warf mich auf den Boden am Fuß des Steinhaufens, zog die Knie an die Brust, umschlang sie mit den Armen und schaukelte vor und zurück.
     
    Der Tag neigte sich dem Ende zu, dann kam die Nacht.
    Ich stand mit steifen Beinen auf, wühlte in der Dunkelheit herum, bis ich einen Stock fand, und knabberte das Ende mit meinen jugendlichen Zähnen zu einer Spitze. Dann löste ich das Tau aus Lianen, das den Kadaver des Gharial in der Luft hielt, außerhalb der Reichweite der Insekten, um ihn näher zum Boden herabzulassen. Aber das Tier war schwer, und die Liane sauste durch meine Hände, verbrannte meine Haut, und der Leichnam landete mit einem dumpfen Plumps im Dreck.
    Mutter beobachtete mich apathisch. Ich stieß einen der deftigen Flüche aus, die ich von den Lanrak Paras gelernt hatte, schlenderte zu dem toten Tier hinüber und hackte mir ein Stück von dem Dörrfleisch heraus. Das dunkle Fleisch war ölig und fett, stank jedoch wie schlecht gegerbtes Leder. Ich war an Renimgar-Fleisch gewöhnt, nicht an dieses fette Zeug, denn ich hatte es bisher nur als Eintopf anlässlich der Ahnenfeiern gegessen. Ich kaute es bedächtig, schluckte und wurde mit einem schwefligen Rülpser belohnt, der wie Galle in meinem Magen brannte.
    Danach zog ich an der Liane und versuchte, den Leichnam wieder hinauf zu hieven. Er durfte nicht auf dem schlammigen Boden liegen bleiben, denn dort würde er nicht nur verderben, sondern auch noch wilde Tiere anlocken. Vermutlich würde sein feister Geruch alle möglichen Fleischfresser anziehen. Mutter und ich mussten wahrscheinlich in

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