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Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Auf Dunklen Schwingen Drachen1

Titel: Auf Dunklen Schwingen Drachen1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cross
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irgendwelche Bäume klettern, um in Sicherheit zu sein …
    Ganz bestimmt raschelten die dichten Rhododendren und Palmwedel hinter dem Steinhügel bereits unter den Schritten von etwas Großem, Leisem und Hungrigem.
    Bisher war ich für Mutter in Krisenzeiten nicht sehr nützlich gewesen, und ich hielt mich an diese Tradition. Ich blieb wie gelähmt stehen, die Liane schlaff in der Hand.
    Die Bestie tauchte auf, aufgerichtet auf die Hinterbeine.
    Nein. Es war ein Mann.
    Wieder falsch. Es war eine … Frau!
    Eine hagere, beinah bis auf das Skelett abgemagerte Frau, deren Gesicht, das konnte ich selbst in dem wenigen Licht erkennen, von Gelbsucht gezeichnet war. Ihre Augen waren so groß, dass sie mich fast an Eier erinnerten. Sie trug eine zerrissene, knielange Tunika aus grobem, ungefärbtem Hanf, die an der Taille mit einem geflochtenen Hanfgürtel zusammengebunden war, und darunter einen knöchellangen Rock. Als sie einen Schritt vorwärts trat, klaffte ein Schlitz in dem Rock auf und entblößte unglaublich haarige, kräftige Waden. Aber nein, das waren nicht ihre Waden, sondern eine Art Hose aus Borkentuch, das sie sich in Streifen um die Beine gewickelt und festgeknotet hatte.
    Ich stand so lange da und glotzte sie an, bis sieben weitere Frauen aus dem Dschungel aufgetaucht waren und sich in einem Halbkreis vor Mutter und mir aufgebaut hatten. Die erste Frau, diejenige, die ich gebannt anstarrte, sprach.
    »Wir nehmen keine Jungen«, erklärte sie Mutter.
    Mutter sah mich an. Ich schloss den Mund und zuckte mit den Schultern. Mutter sah aus, als läge das Gewicht eines Brutdrachen auf ihrer Brust.
    »Keine Jungen«, wiederholte Gelbgesicht. »Und wir können dich auch nicht aufnehmen, Schwester. Tut mir leid.«
    Sie klang nicht, als würde sie das bedauern. Sondern eher gereizt, weil sie uns abweisen musste, obwohl ich nicht einmal genau wusste, was sie da verweigerte.
    Mutter knurrte, griff in ihren schmutzigen Bitoo und zog den letzten Armreif hervor. Sie hielt ihn in ihren bebenden Händen und streckte ihre Arme aus. Ich erwartete einen brillanten Lichtstrahl, der den Schmuck beleuchtete, so wie damals, als sie auf dem Hof der Glasspinner ein ähnliches Angebot gemacht hatte. Aber nein, es passierte nichts.
    Gelbgesicht trat zögernd näher und hob den Armreif an. In diesem Moment wirkte der Schmuck brillant und lebendig, eine zusammengerollte Kreatur aus Lapislazuli und Blattgold. Mein Herz schlug mir bis in den Hals.
    Offenbar waren diese Frauen keine Brut Re Rishi und hatten von daher keine Ahnung von der schmutzigen Geschichte dieses Armreifs. Trotzdem war ich gespannt wie eine Lederfalle. Gelbgesicht drehte und wendete den Armreif hin und her, hielt ihn sich dicht vor die Augen und bedeutete dann einer kleinen, pockennarbigen Frau, vorzutreten und ihn zu untersuchen. Sie berieten sich mit einem einzigen Blick.
    Dann wandte sich Gelbgesicht an Mutter. »Wo hast du das her?«
    »Wir haben es nicht gestohlen!«, mischte ich mich ein und wurde sofort von Gelbgesichts Blick durchbohrt. »Meine Mutter hat ihn gemacht. Wir sind Danku Rishi, und wenn sie ein Mann wäre, dann wäre sie eine Dankomikon, eine Keramikmeisterin.«
    »Und ihr habt euren Ku verlassen, weil …?«
    Ich verstummte und sah Mutter an. Sie bedeutete mir mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken, fortzufahren.
    »… unser Großvater uns zu Nas Rishi Poakin Ku erklärt hat«, murmelte ich.
    »Weil?«
    »Weil …«, meine Wut flammte auf und gab mir das Recht, zu improvisieren, die Wahrheit ein wenig zu verkürzen, »weil meine Mutter versucht hat, meine Schwester mit Geldpapier zurückzukaufen, nach einem unehrenhaften Roidan Kasloo.«
    »Das kommt mir kaum wie ein Grund vor, eine Frau und ihren Sohn zu Nas Rishi Poakin Ku zu erklären.«
    »Ich bin kein Junge.«
    »Sag das noch mal, Kind.«
    »Ich bin kein Junge.«
    Sie hob eine Braue. »Heb den Lendenschurz hoch!«
    Ich gehorchte errötend. Die Frauen neben Gelbgesicht rührten sich, als ich mein Geschlecht enthüllte.
    »Also gut, du bist kein Junge. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum ihr beide von eurem Handwerkerclan ausgestoßen worden seid.«
    »Weil mein Vater starb, heho! Für die Vergehen meiner Mutter. Er wurde bestraft und starb, und sein ältester Bruder ist unser Clan-Großvater, und er hat meine Mutter noch nie gemocht!« Meine Brust hob und senkte sich unter meinen schweren Atemzügen, und ich hatte die Hände zu Fäusten geballt. Tränen liefen mir über die schmutzigen

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