Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
eigentlich, verdammt noch mal? Ich habe gerade den ganzen Tag damit verbracht, das Sorgerecht für das Kind meines Bruders zu erstreiten«, sagte er mit leiser, leicht verärgerter Stimme. Seine Nichte war zwar noch klein, aber nicht dumm. Griff wollte nicht, dass sie von diesem schrecklichen Tag mehr als nötig im Gedächtnis behielt. »Ich wäre in jedem Fall wütend, egal, wer versucht hätte, mir Alix wegzunehmen.«
»Ah ja.«
»Mit Chelsie hat das überhaupt nichts zu tun«, sagte Griff als Antwort auf Ryans ungläubigen Gesichtsausdruck.
Warum gingen ihm dann ihre dunklen Augen und die so zart schimmernde Haut nicht mehr aus dem Sinn? Und warum war ihre warme Berührung vorhin ihm durch und durch gegangen und zu einem Ort in ihm vorgedrungen, den er vor langer Zeit mit einem festen Schutzwall umgeben hatte?
Ryan zuckte die Achseln. »Du bist der Boss. Wenn du sicher bist, dass du kein Interesse hast, könnte ich es ja mal bei ihr versuchen.«
Griff schnaubte verächtlich. »Ich wette, sie ist nicht der Typ, der auf schmutzige Jeans und Turnschuhe steht.«
»Ein ziemlicher Schlag unter die Gürtellinie für jemanden, der nicht interessiert ist.«
»Halt den Mund und lass uns gehen.«
»Mami«, sagte Alix.
Griff schüttelte den Kopf.
»Mami«, heulte seine Nichte.
»O verdammt«, brummte Griff, während er ihre kleine Hand nahm und zur Tür ging.
Griff öffnete den Kofferraum seines Familienautos und nahm so viele Einkaufstüten heraus, wie er tragen konnte. Nach drei Gängen zum Haus und zurück hatte er die meisten Sachen ausgeladen. Er war überrascht von den Mengen an Nahrung und sonstigen Dingen, die notwendig waren, um eine Zweijährige zu versorgen. Seit seine Nichte zu einem festen Bestandteil seines Lebens geworden war, kaufte er viel mehr ein als vorher. Windeln waren nur einer der neuen Posten auf der Liste.
Nachdem er die letzte Tüte herausgehoben hatte, schlug er den Kofferraum zu. Alix’ Appetit war erstaunlich. Ebenso erstaunlich wie die Tatsache, dass er sein geliebtes Cabrio gegen einen Wagen eingetauscht hatte, den der Verkäufer als »ultimative Familienkutsche« bezeichnet hatte. Das Wort Familie hatte bei Griff einen Hustenanfall ausgelöst. Daraufhin hatte der Mann ihm auf den Rücken geklopft und geflachst: »Muss ja ein schlimmer Streit gewesen sein. Dieses Baby kommt Sie wesentlich teurer als Blumen oder Pralinen.«
Bei dem Gedanken an die Szene schnitt Griff eine Grimasse. Für seinen Sportwagen hatte er nicht viel bekommen. Der Gebrauchtwagenhändler war ein Gauner, der ihm für das Cabrio viel weniger gezahlt hatte, als er vor nicht allzu langer Zeit dafür hingeblättert hatte. Trotzdem musste man zugeben, dass der Mann im Bezug auf Frauen recht hatte. Und im Augenblick war Griff tatsächlich nicht gut auf das andere Geschlecht zu sprechen. Er und Alix bildeten eine Familie, und momentan sah es nicht danach aus, als ob aus dem Duo jemals ein Trio werden könnte.
Griff ließ die Lebensmittel auf der Küchentheke liegen und ging, um Mrs. Baxter abzulösen. Nach einem Tag mit einer lebhaften Zweijährigen brauchte die Haushälterin sicherlich etwas Ruhe, es sei denn, die schlaflosen Nächte der letzten Wochen hätten Alix am Ende doch noch eingeholt, sodass sie ein Nickerchen gemacht hatte. Das arme kleine Ding konnte den Schlaf brauchen.
Er übrigens auch. Er war körperlich erschöpft und emotional ausgelaugt. Sein Junggesellenleben hatte ihn schlecht darauf vorbereitet, mit seiner Nichte und ihren nächtlichen Ängsten umzugehen, die sie davon abhielten durchzuschlafen.
Das Schiebefenster in der Küche führte auf den grasbewachsenen Innenhof. Griff folgte dem Klang des Kinderlachens zu einer großen Weide am Rande des Grundstücks. Dass Alix so fröhlich kicherte, wunderte ihn. Obwohl sie sich mit Mrs. Baxter angefreundet hatte, blieb die Kleine der Haushälterin gegenüber reserviert. Doch da sein Büro sich nun im oberen Stockwerk des Zwei-Familien-Hauses befand, hatte sich seine Besorgnis etwas gelegt. Nächste Woche wollte er seine Kanzlei eröffnen. Falls es Probleme gab, würde Alix also meist innerhalb seiner Sichtweite sein.
Das Mädchen lachte schallend und Griff lächelte. Heute schien das Leben es ausnahmsweise einmal gut mit ihr zu meinen. Doch als er um die Hausecke bog, erstarrte er. Seine Nichte hatte es sich auf Chelsie Russells Schoß gemütlich gemacht. Die braunen Locken der Anwältin flatterten im Wind, während sie mit gesenktem Kopf darum
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