Auf ein Neues!: Roman (German Edition)
Neugier befriedigt?«
»Neugier würde ich es nicht nennen. Eher echte Sorge um das Wohlergehen meiner Nichte.« Eine so knappe Entgegnung hatte er nach ihrem liebevollen Umgang mit Alix nicht erwartet.
Griff gönnte sich einen Moment des Bedauerns über diesen Umschwung, ehe er sich wieder ins Gedächtnis rief, warum es nötig war, Distanz zu wahren. »Besser spät als nie«, murmelte er. »Letztes Mal, als du aus echter Sorge gehandelt hast, hätte ich das Kind meines Bruders beinah verloren.«
Nervös leckte Chelsie sich über ihre volle Unterlippe, und Griffs Augen folgten der Bewegung. Dass er es schaffte, die gewiefte Anwältin zu irritieren, war ihm eine kleine Genugtuung. Auch wenn es nichts an ihrer überwältigenden sexuellen Anziehungskraft änderte, war dies zumindest etwas, worauf er sich konzentrieren konnte.
»Ich möchte noch einmal um Verzeihung bitten«, sagte Chelsie. »Meine Eltern sind … sagen wir einfach: Sie sind meine Eltern, nicht meine Vorbilder.«
»Fein. Entschuldigung angenommen.« Das war alles. In der Ferne zwitscherte ein Vogel. Griff ließ die kleine Pause ungemütlich lang werden, sodass Chelsie das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte.
»Mrs. Baxter scheint sehr nett zu sein.« Sie brach das Schweigen als Erste, doch die Atmosphäre blieb angespannt.
»Richtig.«
»Alix scheint sie zu mögen.«
»Richtig.«
Offenbar waren seine knappen Antworten nicht abschreckend genug, denn die Dame begriff anscheinend nicht, dass er sie loswerden wollte. Griff wusste nicht, wie lange er es noch schaffte, nicht nur seinen Zorn, sondern auch seine Hormone im Zaum zu halten. Denn obwohl er sich über Chelsie ärgerte, fühlte er sich dennoch zu ihr hingezogen. Was ihn nicht wirklich wunderte, denn bei Frauen verließ ihn ja bekanntlich seine Urteilskraft.
»Ich glaube, Alix hat mein Besuch gefallen. Als ich ankam, war Mrs. Baxter gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten, und Alix spielte ganz allein.«
»Verstehe. Soll heißen, sie wird vernachlässigt.«
»Bist du immer so empfindlich? Das war keine Kritik, nur eine Feststellung.«
»Falls du es noch nicht kapiert hast, ich habe genug von deiner Einmischung.«
Chelsie hielt die Luft an, als müsse sie sich den nächsten Satz gut überlegen. Wieder fuhr sie mit der Zunge über ihre Unterlippe, und Griff brauchte jedes Quäntchen Willenskraft, um seinen Blick von diesem verführerischen Schauspiel loszureißen. Für Sex war in ihrer Beziehung kein Platz. Verdammt, sie hatten ja nicht einmal eine Beziehung.
Und sie würden auch nie eine haben.
Er würde Chelsie jetzt zu ihrem Wagen führen, etwas anderes fiel ihm nicht ein, um sie zum Gehen zu bewegen. Sonst brachten ihn die widerstreitenden Gefühle, die sie in ihm weckte, noch um den Verstand.
»Eigentlich wollte ich dich nur an das Angebot erinnern, dir bei Alix’ Betreuung zu helfen«, sagte Chelsie, womit sie ihm unwissentlich einen Ausweg wies.
Ohne zu zögern nutzte Griff seine Chance. »Wenn du wieder einmal das Bedürfnis hast, Mutter zu spielen, schaff dir ein eigenes Kind an. Von jetzt an kümmere ich mich um Alix.«
Chelsies braune Augen füllten sich mit Tränen und Griff schämte sich. Beim Anblick ihres Gesichts hätte er es sich fast noch einmal anders überlegt und ihr Hilfsangebot angenommen. Doch der Teil von ihm, der gerade erst hereingelegt worden war, rebellierte bei der Vorstellung. Außerdem, ermahnte er sich selbst, hatte die Dame bereits bewiesen, wie wenig sie sich um andere scherte.
Was machte sie dann hier? Diese bohrende Frage, die eine Flut von unwillkommenen Schuldgefühlen auslöste, schob Griff beiseite. Er hatte Chelsie verletzen wollen, und es war ihm gelungen.
»Ich habe einen Rechtsanspruch darauf, meine Nichte zu sehen«, erwiderte sie, sobald sie sich etwas gefangen hatte.
Griff gefiel es gar nicht, daran erinnert zu werden. »Dann ruf nächstes Mal vorher an.«
Chelsie kniff zwar die Augen zusammen, legte sich aber überraschenderweise nicht mit ihm an. »Gut. Alix hat diese Geschichte sehr gefallen, vielleicht möchtest du sie ihr gelegentlich vorlesen.« Chelsie reichte ihm ein abgegriffenes gelbes Buch. »Die Sprache ist etwas veraltet, aber mit der Zeit wird die Kleine schon damit klarkommen«, sagte sie mit brechender Stimme. Peinlich berührt senkte Chelsie den Kopf, drehte sich auf dem Absatz um und lief zu ihrem Auto.
Griff betrachtete das Buch, das sie ihm in die Hand gedrückt hatte. Der Titel war ihm nicht
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