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Auf ein prima Klimakterium

Auf ein prima Klimakterium

Titel: Auf ein prima Klimakterium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marianne Saegebrecht
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Pater David Steindl-Rast in seinem wunderbaren spirituellen Buch Credo , das mir der Autor an Pfingsten dieses Jahres zu meiner Freude überbringen ließ.
    »Concordia domi foris pax – Eintracht daheim, draußen Friede«, dieser Ausspruch, aus dem Munde unseres Religionslehrers, der mir vom Schöpfer in der Zeit der Realschule als Mentor zur Seite gestellt worden war, schwebt immer wieder wie eine Wolke über meiner Fontanelle. Seine Appelle, dem Gebot der Nächstenliebe zu folgen, verschmolzen mit meinem tiefen Empfinden, fanden bei meinen Mitschülerinnen gnädig Gehör, spornten hingegen die klassenälteste Mitschülerin, ein schon viermal versetztes Musterexemplar an ausgereiftem Weibsbild aus gut situiertem Hause, zu kontraproduktiven Aktionen an.
    Es gelang ihr, bei günstigem Nährboden natürlich, durch Erschaffung von täglichen Lügengebilden, Zwietracht in die Herzen der Mitschülerinnen zu säen und so dem herbeigerufenen Unfrieden Tür und Tor zu öffnen.
    »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, ist das Eigentliche – liebt und ehrt ihr eure Mitmenschen, werdet ihr diese nicht bestehlen, sie nicht kränken, nicht belügen. Erforscht euer ureigenstes Gewissen und eure Herzen und beichtet nur das, was ihr selbst als Sünde empfindet«, empfahl er uns liebevoll.
    Das ›Musterexemplar‹ nahm ihn beim Wort, denn wie sie zu berichten wusste, musste sie, nach einem versuchten Übergriff ihrerseits, auf den Körper des charismatischen Mannes verzichten. Die verletzte Seele eines Menschenkindes empfand es, auf den Spuren von Judas Ischariot, keineswegs als Sünde, dem Unschuldigen diesen sexuellen Übergriff unter seinen Talar zu schieben, und man glaubte dem internatserprobten, einsamen Mädchen aus einer großen Brauerei-Dynastie.
    Er verlor seine Würde, sein Lehramt und wurde mit sofortiger Wirkung in eine Berg-Pfarrei, ohne Anspruch auf eine Pfarrköchin, versetzt. Aus der Pfarrei, die aus einer kleinen Kapelle mit großem Judaskuss-Altarbild und einer alten Berghütte mit zwei Zimmern bestand, und seiner katholischen Diözese konnte er nach einem Jahr austreten und eine neue karitative Lebensaufgabe in Tibet, seinem Lieblingsland, antreten.
    Ich war damals untröstlich über den Verlust dieses einmaligen Lehrers, in dessen Wirkungsfeld ich für zwei Jahre meine Seele und meinen hungrigen Geist spiegeln durfte. Die Vergebung war der große religiöse Schwerpunkt in seinen Lehrthesen. »Ihr könnt erst vergeben, wenn ihr lernt zu verstehen«, erklärte er uns sehr oft. Er hatte der Lügnerin aus vollstem Herzen vergeben und schloss sie in seine Gebete ein, das hatte er meine Mutter und mich bei unserem Besuch in seinem einsamen Bergdomizil wissen lassen, und für mich greifen seine Worte heute noch immer tief in mein gelebtes Leben mit ein.

    Der Begriff Vergebung ist aus dem täglichen Alltag nicht wegzudenken. Liebe Leser, wie schwer fällt es doch, sich für eine Unachtsamkeit, für einen lieblosen Spaß oder das Vergessen eines Geburtstagstermins bei seinen Freunden und Mitmenschen zu entschuldigen, vor allem nach einem Streit den ersten Schritt auf dem Weg zu einer Versöhnung zu riskieren. Groß ist meine Freude, wenn es mir gelingt, reinen Tisch zu machen, wie ich es immer nenne.
    Wie wichtig ist es dabei, eine eigene Kränkung, die sich bitterlich in einer Herzenskammer zurückgezogen hat, durch Offenlegung dem Verursacher überhaupt erst klar zu machen.
    Was für ein befreiendes Gefühl es doch darstellt, zu einem feinen gemeinsamen Mahl wieder neu eindecken zu dürfen.
    Ich erinnere mich, wie oft es mir als Dreizehnjähriger noch vor dem Schlafengehen gelang, der zum Schneiden dicken Luft, die sich nach einem Streit meiner Eltern in unserer Wohnung häuslich einzurichten gedachte, durch meine versöhnliche Aufbereitung des Streiturgrunds die Haustüre zu weisen. Mit klopfendem Herzen und stillem Lächeln kuschelte ich mich danach auf meinem Schlafplatz, unserem lebenserfahrenen Küchensofa, in meine geliebte Rosshaardecke, um mich vertrauensvoll in die wohltuenden Arme des großen Bruders Schlaf zu legen. In dieser Lebensphase gelang es mir noch öfters, durch beruhigende Gesprächsstrategien, die unberechenbaren Gefühlsschwankungen und Ungerechtigkeiten meines Stiefvaters per Handschlag zu entzaubern. Erst durch einen bösartigen Magentumor, dessen Auswuchs bis fast zur Kindskopfgröße mit großen Schmerzen und psychischen Veränderungen einherging, veränderte sich sein Verhalten rapide

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