Auf ein prima Klimakterium
Grenzen – ich beschloss, sie, so gut es eben ging, zu ignorieren. Du kannst Dir ja denken, dass ich als ›Spätgebärende‹ noch sehr gefordert war, ich zählte ja schon 41 Lenze, als ich die letzte meiner drei wunderbaren Töchter zur Welt gebracht hatte. Ja, sie hielten mich auf Trab und das Leben war wunderbar.
Mit fünfzig Jahren beschloss ich, keine Menstruation mehr haben zu wollen, und was soll ich sagen: Schlagartig ab meinem Geburtstag war Schluss mit den Blutungen. Und wenn’s mir mal etwas warm wurde (so richtige Hitzen hatte ich nie), trank ich Schafgarben- und Frauenmanteltee. Mehr war nicht!
Aber plötzlich stand die Welt auf dem Kopf. Es war die Krankheit meiner Mutter, die alles veränderte. Parkinson und Alzheimer! Wir lebten im gleichen Haus und glaub mir, diese Zeit brachte mich immer wieder an meine Grenzen. Es war wirklich eine jahrelange Zeit der Prüfungen für mich und meine Familie.
Als meine Mutter eines Tages so ruhig in ihrem Sessel saß, sagte ich zu ihr: »Gell, Mama, wenn du auf der anderen Seite drüben bist, dann versuche doch bitte, mir ein Zeichen zu geben!«
Ein etwas heiseres »Jaja« war die Antwort.
Und was soll ich sagen: Kurz darauf wurde sie von ihrem jahrelangen Leiden erlöst, an einem sonnigen Tag im Mai. Sie starb daheim, im Kreise ihrer Töchter und Enkeltöchter.
Als sie im Sarg hinausgetragen wurde, konnte ich diesen schnellen Abschied schier nicht ertragen und so wurde der Sarg auf meinen Wunsch hin vor unserem Garten nochmals abgestellt und geöffnet. So schön lag sie da, die Mama, die wunderbare Frau, die selbst so viel Leid in ihrem Leben erdulden musste. Nun hatte sie ihre Ruhe. Nachbarskinder kamen und streichelten ihr übers Haar, meine Töchter legten ihr noch kleine Brieflein und Blumen in die Arme. Nach diesem Abschied konnte sie auf ihre letzte Reise gehen.
Zehn Tage nach ihrer Beisetzung saß ich mit meinem Mann in ihrer Stube – da flog eine Schwalbe zur Balkontür herein, drehte eine Runde und flog wieder hinaus. Für mich war dies eine eindeutige Botschaft.
Also, das muss ich schon sagen, die jahrelange Zeit der Pflege hat mich unendlich geschlaucht. Liebe Marianne, du weißt es ja selber, wie so was ist.
Unsere Ehe stand mehr als einmal auf der Kippe. Mein nicht kaputt zu machender Optimismus und meine wunderbaren Töchter waren (und sind es immer noch) mein Lebenselixier.
Und doch erfüllte mich am Ende ein demütiger, zufriedener Stolz. Meine Mutter musste nicht ins Heim und konnte in ihrer gewohnten Umgebung gepflegt werden und sterben.
Ich wusste, ich hatte alles gegeben und getan, was möglich war!
So ging ich nicht nur durch mein Klimakterium, sondern absolvierte einen Reifeprozess, der mich wachsen ließ. Was sind schon ein paar Falten mehr? Was, wenn die Haut nicht mehr so straff ist wie vor ein paar Jahren? Bedeutungslos – im Gegensatz zum wahren Leben. So schnell haut mich kein Sturm mehr um und ich spüre, dass ich am Ende meiner Wechseljahre immer noch eine Vollblutfrau bin – mehr denn je.
Man darf es mir ansehen, dass ich schon viel erlebt und eine gewisse Reife erlangt habe. Ich will nicht hochmütig sein, nein, dankbar bin ich und es gibt viele Tage, an denen könnte ich die ganze Welt umarmen. Da quillt die Liebe aus meinem Herzen und ich schicke sie in den Kosmos.
Auch dass es Dich gibt, Du wunderbare Marianne, Du Großartige! Dich kennen zu dürfen, ist ein Geschenk des Himmels. DAS LEBEN IST SCHÖN!
Sei umarmt,
Deine Cornelia Beßler
Patrizia Moresco: Hormone
Ich bin jetzt nu mal in dem Alter, wo der Geburtstagskuchen unter der Anzahl der Kerzen kollabiert. Das ist mir aber völlig egal, weil ich es mit Geburtstagen halte wie mit einem guten Wein: Nach dem sechsten Glas hörst du auf zu zählen.
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