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Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt

Titel: Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni di Lorenzo Helmut Schmidt
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Lichtwarkschule nichts zu tun, das ist eine Einsicht in die Notwendigkeiten, die sich aus der Überalterung der deutschen Gesellschaft ergeben. Um die höheren Rentenansprüche zu finanzieren, brauchen wir einen früheren Eintritt in die Berufstätigkeit.
    Aber wenn die Menschen nicht einmal mehr während des Studiums Zeit haben, sich allgemeines Wissen anzueignen, wann sollen sie es dann schaffen?
    Wenn jemand im Laufe seines Lebens dazu nicht die Wissbegierde und die Kraft aufbringt, kann man ihm nicht helfen. Das lernt er dann leider auch nicht durch lange Jahre auf der Universität.

    13. November 2008

[ Inhalt ]
    »Entschuldigung, Frau Schmidt«
    Über Schach, Galanterie und
kleinbürgerliche Bescheidenheit
    Lieber Herr Schmidt, fast Ihr ganzes Leben lang spielen Sie Schach …
    Stimmt.
    Wie haben Sie das gelernt?
    Als Sieben- oder Achtjähriger, von meinem Vater.
    Konnten Sie Ihren Vater jemals besiegen?
    Das weiß ich nicht mehr. Er hat jedenfalls mit meinem Bruder und mir gern zu Hause gespielt. Das hörte dann auf, als ich in die Oberschule kam. Für Schach hatte ich erst mal keine Zeit mehr.
    Aber das Spiel hat Sie nicht mehr losgelassen?
    Nein, es ist wirklich ein interessantes Spiel. Im Laufe des Lebens haben vor allem meine Frau und ich viel miteinander gespielt; wir tun das bis heute. Unsere letzte Partie war vorgestern Abend.
    Wer hat gewonnen?
    Meine Frau hat während ihrer Krankheit mindestens dreimal gewonnen – und ich nur zweimal.
    In einem Film von Georg Stefan Troller sieht man,wie Sie Loki schachmatt setzen. Darauf sagen Sie richtig galant: »Entschuldigung, Frau Schmidt.« Machen Sie das immer so?
    Nein. (Lacht)
    Der große Schachspieler Bobby Fischer hat einmal gesagt, er könne jeder Frau der Welt einen Springer vorgeben – und sie trotzdem besiegen. Spielen Männer besser Schach als Frauen?
    Es scheint so zu sein, möglicherweise ist es aber auch nur der bloße Schein. Da Sie von Bobby Fischer sprechen, muss ich meinen hamburgischen Staatsrat und späteren Bonner Staatssekretär Hans Birckholtz erwähnen. Er war von Fischer fasziniert und auch selbst ein guter Spieler. Gegen den habe ich immer verloren – so wie heute gegen Peer Steinbrück.
    Steinbrück bestreitet diese Darstellung. Er sagt, einmal hätten Sie gewonnen.
    Ich glaube, in dieser Frage hat Steinbrück ausnahmsweise unrecht.
    Spielen Sie am liebsten zu Hause?
    Ja, fast immer. Ich habe zu Hause und am Brahmsee gelegentlich auch mit Politikern eine Partie bestritten.
    Bei Ihnen waren schon die mächtigsten Männer der Welt. Warum haben Sie Präsidenten und Aristokraten so gerne privat empfangen?
    Weil sich Menschen in einer privaten Atmosphäre viel leichter dem Gegenüber aufschließen, als wenn man sich in einem Sitzungssaal mit vielen Diplomatenauf beiden Seiten des Tisches trifft, die sorgfältig jedes gesprochene Wort notieren. Außerdem hat es mir bei einigen Gästen, zum Beispiel bei Breschnew, Giscard d’Estaing oder dem amerikanischen Präsidenten Gerald Ford, auch Spaß gemacht, die kleinbürgerliche Bescheidenheit meiner Wohnverhältnisse zu präsentieren.
    Wenn man einen etwas hochnäsig wirkenden Adeligen wie Giscard d’Estaing oder König Juan Carlos nach Langenhorn einlädt, ist man da nicht auch ein wenig verlegen, weil die doch in Palästen leben und nicht in Bungalows?
    Überhaupt nicht – im Gegenteil! Ich fühlte einen gewissen Stolz, ihnen zu zeigen, dass man auch mit sehr viel weniger Aufwand leben kann.
    Gibt es eine Schachpartie, an die Sie sich besonders gern erinnern?
    Nein, aber ich erinnere mich an ein Schachspiel, das ich sehr lieb gewonnen habe. Das habe ich mir in der Kriegsgefangenschaft selbst aus Holz mit einem Messer geschnitzt. Es hatte vielleicht eine Größe von 15 mal 15 Zentimetern, die schwarzen Felder waren mit Ersatzkaffee gefärbt. In jedem Feld war ein Loch; da konnte man die kleinen Holzfiguren hineinstecken. Dieses Spiel habe ich mit nach Hause gebracht, es steht heute noch irgendwo in einem Schrank.

    20. November 2008

[ Inhalt ]
    »Das meiste ist doch sehr lustig!«
    Über Schmähbriefe
    Lieber Herr Schmidt, heute …
    … Moment, ich habe etwas mitgebracht. Sie hatten mich mal nach den Schmähbriefen gefragt, die bei mir angekommen sind. Ich habe ein paar rausgesucht.
    Sehr schön! Wollen Sie daraus vorlesen?
    Hier zum Beispiel: »Sie haben den Mut oder die Frechheit, in der ZEIT anderen Regierungen Belehrungen zu erteilen.« Der nächste Satz lautet: »Du bist und bleibst

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