Auf einem Maskenball verführt
gegangen.“
Kein Wunder. Wie sie wusste, war Joshua ein Mann, der seine Verantwortung ernst nahm. Und zurzeit hatte er wirklich einiges um die Ohren! Die Leitung von Saxon’s Folly. Seinen Eltern Trost und Stütze sein. Rolands Nachlass regeln. Und nun auch noch der drohende Skandal um die Prämierung des Chardonnay …
Mit seinen dunklen Augen sah er sie so lange fragend an, bis sie genug Mut aufgebracht hatte und und wissen wollte: „Woran denkst du?“
„Du hast meinen Bruder sehr geliebt …“
Da er auf eine Antwort zu warten schien, schluckte Alyssa und nickte schließlich.
„Aber du hast mir erlaubt, dich zu küssen.“ Zärtlich berührte er ihre Lippen. „Hier. Und hier.“ Mit den Fingerspitzen strich er über ihr Kinn, ihren Hals …
„Joshua!“
„Du hättest meine Küsse kaum so hingebungsvoll erwidert, wenn du Roland wirklich geliebt hättest.“
„Ich habe ihn geliebt“, beharrte sie und blickte starr auf ihre Bettdecke.
Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob sanft ihren Kopf. Eindringlich fragte er: „Hast du je mit Roland geschlafen?“
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. „Was soll die Frage?“
„Bitte, ich muss es wissen.“
Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Nein.“
„Aha, jetzt kommen wir der Sache schon näher. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass du einen Mann so küsst wie mich, wenn du einen anderen liebst, der gerade erst gestorben ist. So gut kenne ich dich inzwischen.“
Sag jetzt nur nichts Falsches, dachte Alyssa, halt lieber den Mund.
Nach einer Weile fragte er: „Was hast du dazu zu sagen?“
Sie durfte nichts sagen. Sie hatte Kay ihr Ehrenwort gegeben. Wieder schüttelte Alyssa den Kopf.
Unbeirrt fuhr Joshua fort: „Weißt du, was ich glaube? Du wolltest gar nicht, dass er seine Verlobung mit Amy löst. Nach allem, was ich mit dir am Wasserfall erlebt habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass du Roland nicht geliebt hast.“
„Doch. Habe ich.“ Nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, herrschte angespanntes Schweigen. Alyssa konnte die bedrückende Stille fast nicht mehr ertragen.
Wieder war Joshua derjenige, der das Schweigen brach. „Ich werde schon noch dahinterkommen“, sagte er entschlossen.
Sie würde jedenfalls nichts verraten. „Die Antwort steht mir im Gesicht geschrieben.“ Alyssa wusste selbst nicht, wieso ihr dieser Satz herausgerutscht war.
„Wie meinst du das?“
„Ich kann es dir nicht sagen.“ Seufzend schlug sie die Hände vors Gesicht.
„Bitte schau mich an.“
Reglos blieb sie im Bett sitzen, bis er sehr vorsichtig ihre Hände nahm und senkte. „Alyssa, warum lässt du mich im Dunkeln tappen?“
„Glaub mir, ich kann dir nicht helfen“, stieß sie verzweifelt hervor und fügte betroffen hinzu: „Ich habe schon zu viel gesagt.“
„Hast du vor irgendetwas Angst?“
„Schluss jetzt mit der Fragerei!“ Erschöpft schloss sie die Augen, fuhr jedoch sofort wieder hoch, als sie seine Hände auf ihrem Bauch spürte. „Was tust du da?“
Nachdem er einige Zeit auf seine Hände geschaut hatte, antwortete er: „Ein Baby kannst du von Roland nicht erwarten, wenn ihr nicht miteinander geschlafen habt. Es muss um etwas anderes gehen.“ Nachdenklich fuhr er fort: „Ich habe dir geholfen, den Aufnahmeantrag hier für das Krankenhaus auszufüllen. Du hast keine lebensbedrohenden Krankheiten, sodass Roland als Knochenmarkspender oder so für dich infrage gekommen wäre.“
Offenbar wollte er sie mit seinen absurden Ratereien aus der Reserve locken. Alyssa presste die Lippen aufeinander.
Joshua nahm ihren Duft nach Jasmin und Zimt wahr, den selbst der sterile Krankenhausgeruch nicht zu überdecken vermochte. Eindringlich betrachtete er Alyssa … Der rötliche Schimmer ihres Haars war unverkennbar. Und ihre ausdrucksvollen Augen wirkten im Moment dunkelblau. Auf einmal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Irgendwie kommt es mir vor, als ob du ähnliche Haare und Augen hättest wie er. Bisher habe ich nur nicht darauf geachtet.“
„Lächerlich!“
„Ah, wenigstens sprichst du wieder mit mir.“ Er war also auf der richtigen Spur. Vorsichtig strich er ihr über das Haar, das sich weich und seidig anfühlte. „Ich sehe deutlich den Rotschimmer. Deine blauen Augen wirken manchmal ziemlich dunkel … die von Roland waren beinah marineblau.“
Während er ihre Wange streichelte, sprach er weiter: „Blass ist deine Haut nicht. Und Sommersprossen hast du auch nicht. Genau wie bei
Weitere Kostenlose Bücher