Auf einem Maskenball verführt
Interesse an einem solchen Bericht zu haben. Aber Alyssa Blake würde sich eben niemals ändern. Ihr Beruf würde für sie immer an erster Stelle stehen.
„Also gut“, seufzte er. „Ich werde dich dabei unterstützen und deine Fragen beantworten.“
„Ehrlich?“, fragte sie ungläubig.
„Ja. Aber unter einer Bedingung: Du fragst nur mich und belästigst niemanden sonst hier auf Saxon’s Folly. Abgemacht?“
„Abgemacht“, strahlte sie. Nach kurzem Nachdenken fragte sie: „Und du machst auch keinen Rückzieher, wenn dir mein Standpunkt vielleicht zu kritisch wird?“
Er schüttelte den Kopf. „Das wird wohl kaum passieren. Denn du wirst sicher nichts schreiben, was Rolands Andenken in den Schmutz ziehen würde.“
Im goldenen Licht der Abendsonne wirkte sein Profil markanter denn je. Hinter ihm wiegten sich die Nikaupalmen leise rauschend im Wind.
Alyssa freute sich über Joshuas Angebot. „Den Nachruf auf ihn habe ich schon an die Redaktion geschickt. Aber jetzt geht es ausschließlich darum, ob vielleicht abweichende Weinproben prämiert worden sind. Und mein Chef gibt sich nur mit exzellenter Recherche und harten Fakten zufrieden. Wenn es hier einen Skandal gibt, möchte er ihn aufgedeckt sehen.“
„Und wenn du dabei deinen Bruder belastest? Ist ein ziemlicher Interessenkonflikt, wie ich finde.“
Damit sprach er nur ihre eigenen Bedenken aus. Es wäre ihr lieber gewesen, jemand anderes hätte den Artikel geschrieben. Doch dazu hätte sie David einweihen müssen, und das durfte sie nicht, sie musste an ihr Versprechen Kay gegenüber denken.
„Damit muss ich leben. Ich stehe nicht im Ruf, ein Weichei zu sein“, antwortete sie kurz.
„Hört sich ja ziemlich abschreckend an.
„Du bekommst doch nicht etwa Angst?“ Sie lachte. „Als Feigling würde ich dich nämlich nicht gerade bezeichnen.“
„Oh, vielen Dank.“ Er lachte ebenfalls. „Als was dann?“
Als umwerfend sexy. Atemberaubend attraktiv. Und unglaublich fürsorglich.
Aber natürlich würde sie ihm das nicht sagen.
„Hm. Mal nachdenken … Als vorsichtig.“
„Ja, das bin ich. Aus gutem Grund. Glaub mir, ich werde dich nicht aus den Augen lassen, solange du hier auf Saxon’s Folly recherchierst.“
„… und als misstrauisch.“
„Hey, immerhin habe ich dir meine Unterstützung zugesagt“, widersprach er.
Schon bald sollte sie merken, dass er seine Ankündigung ernst gemeint hatte und genau aufpasste, dass sie die Abmachung einhielt.
Als sie einmal ihr Diktiergerät aus der Tasche zog, als sie mit Caitlyn sprach, kam Joshua sofort mit finsterer Miene auf sie zu. „Alyssa, bitte halte dich an unsere Vereinbarung.“
Caitlyn witterte dicke Luft zog sich lieber zurück.
„Hör mal, Caitlyn hatte nichts dagegen“, rechtfertigte Alyssa sich.
„Weil sie dich mag. Du hast ihre Gutmütigkeit ausgenutzt.“
„Sie ist erwachsen und kann selbst entscheiden, was sie tut.“
„Sie hält dich für eine Freundin und vertraut dir. Aber für deine Arbeit gehst du doch über Leichen.“
Alyssa richtete sich kerzengerade auf und sagte zornig: „Jetzt mach mal einen Punkt. Es stimmt, dass ich die Wahrheit herausfinden will. Aber Caitlyn als Mittel zum Zweck zu benutzen käme für mich überhaupt nicht infrage.“
„Frag mich. Wie wir es vereinbart haben.“
Wenigstens war er etwas ruhiger geworden. Gemeinsam gingen sie zu einer kleinen Sitzgruppe im Garten und setzten sich. Alyssa legte ihr Diktiergerät auf den Tisch.
„Was dagegen, wenn ich unser Gespräch aufnehme?“, fragte sie. „Dann kannst du später nicht behaupten, ich hätte dir das Wort im Munde herumgedreht.“
Joshua verzichtete auf einen Kommentar, und Alyssa stellte ihre erste Frage.
„Ist es richtig, dass die Saxons niemals ihre Kunden hinters Licht führen würden?“
„Absolut. Wenn Wein in so großen Mengen produziert wird wie auf Saxon’s Folly, ist es fast unmöglich, in fast allen Fässern die gleiche Qualität zu erreichen. Wein ist kein Fabrik-, sondern ein Naturprodukt. Für seine Herstellung benötigt man viel Erfahrung. Es ist eine Wissenschaft, ja sogar eine Kunst. Jeder Kellermeister wird bestrebt sein, das Beste aus der jeweiligen Lage und Rebsorte herauszuholen … und damit unverwechselbare Weine kreieren.“
Alyssa schaltete das Aufnahmegerät ab. „Ich muss mit Caitlyn sprechen, um mir einen vollständigen Eindruck zu verschaffen.“
„Nein!“
Typisch Joshua Saxon. Arrogant und ichbezogen. Ohne
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