Auf einem Maskenball verführt
Kompromissbereitschaft.
Mit ihm zu streiten wäre völlig sinnlos gewesen.
Mit einem Seufzen schaltete Alyssa das Gerät wieder ein und setzte ihre Befragung wie geplant fort.
Dank Joshuas aufschlussreichen und interessanten Antworten würde der Beitrag sicher richtig gut werden. Um das Interview zu beenden, kam Alyssa nochmals auf ihr eigentliches Thema zu sprechen. Und wieder versicherte Joshua, dass eine Irreführung der Verbraucher für Saxon’s Folly niemals infrage käme.
„Also ist es ausgeschlossen, dass ein besserer Wein beim Golden Harvest Wine Award vorgestellt als danach in den Läden verkauft wurde?“
„Ich kann nur wiederholen: Absichtlich würden wir so etwas niemals tun. Natürliche Unterschiede zwischen den einzelnen Fässern können vorkommen, doch die Schwankungen fallen so minimal aus, dass nur sehr erfahrene Tester überhaupt etwas davon merken.“
„Wir sprechen hier aber nicht von feinen Unterschieden …“
„Ich habe die Proben selbst gekostet und versichere, dass keine signifikante Abweichung vorlag … Mrs. Blake, ich lade Sie ein, mit verbundenen Augen den prämierten Wein und den, der in den Läden verkauft wird, zu probieren. Mal sehen, ob Sie einen Unterschied feststellen.“
„Gut!“, rief Alyssa erfreut und ohne Zögern. „Vorausgesetzt, Mr. Saxon, Sie setzen mir dieselbe Probe vor wie den Preisrichtern.“
„Versteht sich von selbst. Ich sage Ihnen, Sie werden in aller Öffentlichkeit Ihre Vorwürfe zurücknehmen müssen.“
Zum ersten Mal kamen Alyssa Zweifel. Was, wenn David sich geirrt hatte und alles mit rechten Dingen zuging? … So oder so, sie würde die Wahrheit berichten.
Als Alyssa später am Abend die Treppe herunterkam, war der große Salon voller Menschen. Sofort fiel ihr Joshua auf, der am Fenster stand und sich mit ernster Miene mit seinem Vater unterhielt.
Megan, Kay und Amy saßen zusammen auf dem Sofa. Caitlyn und Heath unterhielten sich mit einem Mann, den Alyssa noch nicht kannte. Am Buffet arrangierte Ivy einige Platten mit kleinen Snacks.
Natürlich war Alyssa nicht entgangen, dass das Gespräch zwischen Joshua und Phillip bei ihrem Eintreten abrupt verstummt war. Joshua kam auf sie zu und fragte: „Was möchtest du trinken?“
Ohne sich etwas anmerken zu lassen, antwortete sie: „Ein Glas Limonade, bitte.“
Dann gesellte sie sich zu Caitlyn und Heath, die ihr freundlich zunickten. „Alyssa, kennst du Barry Johnson?“, fragte Caitlyn.
„Nein, wir hatten noch nicht das Vergnügen“, sagte Mr. Johnson.
„Barry ist wegen einiger lächerlicher Vorwürfe hier“, sagte Megan, die zu der kleinen Gruppe gestoßen war. „Er soll untersuchen, ob der Golden Harvest Kommission gefälschte Weinproben untergeschoben wurden. Ich hoffe doch, Barry, du klärst die Organisatoren auf, dass das totaler Quatsch ist.“
Barry lächelte unverbindlich und erkundigte sich mit Blick auf Alyssas verbundene Hand nach ihrem Unfall. So kam das Gespräch aufs Reiten, und bei dieser Gelegenheit gab Barry einige haarsträubende Geschichten aus seiner Jugend zum Besten, die alle erheiterten.
„Alyssas Reitunfall war absolut nicht zum Lachen“, mischte sich Joshua ein. „Es hätte wer weiß was passieren können. Wie oft habe ich zu Roland gesagt, dass sein Hengst zu wild ist …“
Während Alyssa das Glas mit Limonade nahm, das er ihr hinhielt, widersprach sie: „Die Pferde können doch nichts dafür. Die beiden Jugendlichen haben Schuld.“
„Tja, wahrscheinlich hast du recht“, sagte Joshua. „Wehe, wenn sie erwischt werden. Mit ihnen habe ich ein Hühnchen zu rupfen.“ Dabei machte er ein so grimmiges Gesicht, dass Alyssa die Jungen fast leidtaten. „Die Polizei vermutet, dass die beiden zu einer Bande gehören, mit der es schon öfter Ärger gegeben hat.“
„Dann wird man sie sicher bald kriegen“, sagte Megan. „Und bestrafen.“
Alyssa und Joshua sahen einander an und lachten.
„Was habt ihr denn?“, fragte Megan erstaunt.
„Na ja“, meinte Joshua, „einen solchen Rachedurst kenne ich von dir gar nicht.“
„Also hör mal, die Pferde hätten zu Schaden kommen können …“, antwortete Megan empört.
„Oder Alyssa ums Leben …“, sagte Joshua stirnrunzelnd.
Er wandte sich ihr zu, nahm vorsichtig ihre verletzte Hand und sagte mit warmer Stimme: „Ich bin so froh, dass es dir wieder besser geht.“
Aus den Augenwinkeln sah Alyssa, wie Megan erstaunt die Augenbrauen hochzog, und errötete leicht. Es war ihr unangenehm,
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