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Auf einmal ist Hoffnung

Titel: Auf einmal ist Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burk Michael
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aus.
    Sie schwiegen sich an.
    Es klopfte. Der Kellner vom Room-Service schob diskret einen Wagen mit der bestellten Flasche herein und verschwand mit dem anderen Wagen und dem gebrauchten Geschirr ebenso unauffällig, wie er gekommen war.
    Dick ließ den Korken knallen und reichte Lucie ein volles Glas. Sie prostete ihm zu, aber er sah darüber hinweg und schüttete den Champagner achtlos in sich hinein. Dann setzte er sich tief in einen Sessel, streckte die Beine weit von sich und ließ die Arme kraftlos über die Lehnen hängen.
    »Du bist 'n Langweiler, stimmt's?« Ihre schrille Stimme gab ihm einen Stich.
    Er antwortete nicht. Sein Blick ging zur Zimmerdecke.
    Nach einer Weile sagte er, ohne daß er die Stellung veränderte: »Glaubst du wirklich, du bringst mich hoch?«
    »Wofür hältst du mich?« antwortete sie empört. »Für 'n Frigidaire?«
    »Vielleicht.«
    »Der Witz ist gut, Dickie.« Sie lachte fröhlich.
    Sie verbissen sich eine Zeitlang in eine Diskussion, wie ein Callgirl ihren Job ausfüllen sollte. Dick vertrat die Ansicht, ein anspruchsvoller Kunde könne alles verlangen. Lucie hingegen wies nur immer wieder darauf hin, wie groß doch ihre Erfahrung sei. So kamen sie zu keiner Übereinstimmung.
    Sie tranken und schwiegen.
    Er war wieder nahe dran, sie wegzuschicken und Shapiro nach einem Ersatz anzurufen. Konnte Shapiro ihm aber garantieren, daß eine andere nicht genauso dämlich daherquatschte wie Lucie? Er gab sich die Antwort selbst: Wenn er sie wegschickte, konnte er nur Zeit verlieren. Womöglich den ganzen Abend. Dann würden ihm nur noch vier Tage bleiben. Er entschloß sich, Lucies Gewäsch von der heiteren Seite zu nehmen.
    Von neuem unternahm er einen Anlauf, ihr beizubringen, was er heute von ihr erwartete. Er verschränkte die Arme vor der Brust und fragte geduldig; »Weißt du, was Antiquitäten sind?«
    »Hältst du mich für blöd?« Sie war entrüstet.
    »Okay, sag's schon.«
    »Quatsch.«
    »Was sind Antiquitäten?« Er ließ sie nicht aus den Augen.
    »Alte Klamotten, ist doch klar«, sagte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Okay. Weißt du auch, wo Frankfurt liegt?«
    »Frankfurt?« Sie hatte den Namen noch nie gehört. »Franks kenn ich. Mit Senf und Zwiebeln. Aber Frankfurt? Was soll der Scheiß?«
    »Frankfurt is 'ne Stadt.«
    »'ne Stadt?« Sie überlegte angestrengt und sagte zögernd: »Missouri?«
    »Wie kommste ausgerechnet auf Missouri?«
    »Dort wohnt 'ne Tante von mir. In Jefferson City. Kennst du's?«
    »Frankfurt liegt nicht in Missouri«, entgegnete er kühl, »das liegt irgendwo in Europa.«
    »He, willst du mich verarschen?« sagte sie gereizt.
    »Es liegt in Europa, merk dir das.«
    »Meinetwegen liegt es am Mond! Machen wir jetzt 'n Quiz?«
    Er angelte sich mit dem Fuß den Wagen, zog ihn zu sich heran und schenkte sich Champagner nach.
    »Mir auch«, verlangte sie schrill und hielt ihm ihr leeres Glas entgegen.
    Er beachtete sie nicht und trank einen großen Schluck. Dann stieß er wortlos mit dem Fuß gegen den Wagen, damit er zu ihr rollte. Doch auf halbem Weg blieb er stehen.
    Sie war gezwungen, sich zu erheben, und tat es widerwillig. Sie goß ihr Glas randvoll und schlürfte ein wenig davon ab. Dann setzte sie sich wieder und sagte amüsiert: »Wenn ich gewußt hätte, was du für 'n Langweiler bist, hätte ich auf den Job verzichtet. Da wär's ja am Times Square noch lustiger gewesen.«
    Er ging nicht darauf ein. Er stellte sich vor den Spiegel über der Kommode und betrachtete eingehend seine Figur.
    »Da kannst du lange schauen, du wirst nicht schöner«, kam es kichernd aus dem Sessel.
    Er richtete sich in Ruhe die spärlichen Haare, versuchte mit den Fingern die Falten seines Gesichts zu straffen und beobachtete währenddessen Lucie aus den Augenwinkeln heraus. Sie kaute auf ihren Fingernägeln herum. Ein Zeichen von Unglücklichsein, dachte er. Doch im gleichen Atemzug sagte er sich, daß er schließlich kein Samariter sei, der unglücklichen Nutten ein Erfolgserlebnis verschaffen wollte.
    Abrupt drehte er sich zu ihr. »Du hast also noch nie etwas von Frankfurt gehört.« Es war eine Feststellung.
    »Du kannst mich mal mit deinem Frankfurt!« sagte sie ungerührt.
    Er blieb gelassen und dozierte: »in Frankfurt gab es früher Schränke, die waren so groß und stabil, daß bequem ein paar Leute darin Platz hatten.«
    »Frankfurt! Frankfurt!« unterbrach sie ihn kokett und tänzelte um ihn herum.
    »Es waren schöne Schränke, von

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