Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
ihnen und sie gestikulieren wild. Als er zurückkommt, verzieht er die Mundwinkel und spottet: „Keine Ahnung haben diese Leute. Die haben Tage lang gehackt und gesägt. Dachten, sie können einfach ein paar Bretter fertigen und sie zusammen nageln. Dabei haben sie vergessen, die Planken auch abzudichten.“ Dabei kichert er vor sich hin und kann kaum noch aufhören. Immer wieder schüttelt er kichernd den Kopf. „Na, hoffentlich erfahren wir nicht das gleiche Schicksal“, grinst Clay. „Nööö. Unser Flößchen hält schon. Wird gut gebaut, denke ich. Wir werden noch irgendwie eine Art Segel befestigen und dann sollst du mal sehen, wie wir abgehen“, lacht er schallend. „Dein Wort in Gottes Ohr“, grinst Clay.
Am nächsten Tag gehen sie daran, die Stämme zusammenzubinden. Vorher macht sich Clay sogar noch die Mühe, sie auf einer Seite abzuflachen. So passen sie besser aneinander. „Ein schönes Floß wird das“, bemerkt Kid zufrieden. Mit Seilen und Stricken wird alles festgezurrt. Anschließend bauen sie noch ein Notzelt aus Planen und einem Stück Persenning, das herrenlos herumliegt. Ein dickerer, vier Meter langer Ast bildet den Mast, an dem sie zusammengebastelte Stücke der Planen als Segel befestigen. Nun ist ihr Wasserfahrzeug fertig. Hinten noch ein Ruder angebracht und sie können in See stechen. Auch diese Arbeit hat wieder den vollen Tag in Anspruch genommen. Erschöpft hocken sie am Feuer. Kid knurrt der Magen. Und er kommt auf die Idee, jagen zu gehen, um etwas Fleisch zwischen die Rippen zu bekommen. Clay spöttelt: „Na, ob du hier noch Jagbares findest? Vielleicht noch ein paar kümmerliche Eidechsen. Das größere Wild hat sich längst aus dem Staub gemacht.“ Kid blickt enttäuscht aus der Wäsche. Kleinlaut muss er Clay recht geben. Hier ist alles schon weggeschossen worden. Kein Wild weit und breit. Also müssen sie mit ihrem Dörrfleisch, ein paar Büchsen Bohnen und trockenem Brot auskommen. Unterwegs wollen sie dann aber jagen gehen. Am Feuer hockend reinigt Clay seine Waffen. Durch die Nässe und den Dreck der vergangenen Tage haben sie mächtig gelitten. Interessiert schaut Kid zu. „Eine schöne Waffe, dein Colt“, nickt er anerkennend. Clay reicht sie ihm herüber und Kid wiegt sie prüfend in der Hand. „ Gut ausgewogen. Doch mit dem 7½-Zoll-Lauf für mich zu lang. Ich bevorzuge eher den 4¾-Lauf. Ist schneller beim Ziehen.“ Hierbei lächelt er hintergründig. „Ja, aber dafür hat meiner mehr Bums. Und eine längere Reichweite“, grinst Clay. Dann holt er seine Winchester heraus. Das Modell „Win 73“ im Kal. 44/40. Mit Achtkant-Lauf. Die beiden Systemdeckel sind aus Messing gefertigt. „Woww. Eine unter tausend“, raunt Kid respektvoll. Seine Augen glänzen beim Anblick dieser Waffe. „Ja, ich habe sie von meinem Stiefvater geerbt“, sagt Clay. „Habe sie dann ein wenig verändert und modifiziert. Ein gutes Gewehr mit hoher Treffsicherheit. Davon gibt es nicht viele.“ Kid schürzt die Lippen und nickt anerkennend. Dann reicht er Clay seinen Revolver. Ein neues Modell. Ein 44er Smith&Wessen mit Kipplauf. Ein sogenannter Double-Action-Revolver. Clay wiegt ihn prüfend in der Hand: „Mhh ... Schön kurz und handlich. Sehr schönes Stück. Und schnell geladen.“ Kid nickt dazu. Dann nimmt er ihn wieder zurück und wirbelt ihn gekonnt um den Finger. Wie ein Jongleur hantiert er mit der Waffe. Clay ist beeindruckt. Der Junge kann mit dem Ding umgehen. Dann zeigt Kid ihm noch sein Gewehr. Auch eine Winchester. Allerdings ein kurzer Sattelkarabiner, bei dem das Röhrenmagazin sieben Patronen fasst. Nachdem die beiden Männer sich noch eine Weile über Waffen unterhalten haben, schlagen sie ein anderes Thema an. Sie erzählen von sich und woher sie kommen. Wie sie leben.
Kid gibt dabei eine Anekdote zum Besten. Er hatte zwei Großväter, die gemeinsam im Bürgerkrieg dienten. Als der zu Ende war, kam einer der beiden heim. Er hatte sein linkes Bein verloren. Kurz darauf kam auch der Zweite nach Hause. Er hatte merkwürdigerweise sein rechtes Bein verloren. Doch sie nahmen es mit Humor. Jedes Jahr zogen sie dann gemeinsam los und besuchten ein Schuh Geschäft. Einer suchte sich dann einen linken und der andere einen rechten Schuh aus. So sparen wir Geld, meinten sie jedes Mal. „Neee. Das ist doch nicht wahr?“, lacht Clan lauthals. „Doch. Du kannst es mir glauben“, prustet Kid. Noch eine ganze Weile amüsieren sie sich über diese Geschichte, bis Clay
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