Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
so macht? Ein wehmütiges Gefühl beschleicht ihn. Er hat keine Ahnung, wann er sie wiedersieht. Oh jaa, sie ist das Beste, was ihm seit langer Zeit passiert ist. Er muss leicht grinsen. Sie kommt einfach daher und schiebt sich in sein Leben. So, als wäre es das Normalste von der Welt. So frisch. So energisch und jung. Und ausgerechnet ihn hat sie ausgesucht. Wo sie sich doch bestimmt andere reichere und besser aussehende Männer angeln könnte. Aber was soll‘s? Darüber nachzudenken ist müßig. Es ist, wie es ist. Und er ist stolz und glücklich. Er wird Betty in Zukunft auf Händen tragen. Nur muss diese Sache erst zu Ende gebracht werden. Dann will er mit ihr ganz von vorne anfangen. Vielleicht auf der Ranch? So eine richtige Vorstellung hat er noch nicht über seine Zukunft mit ihr. Das bleibt abzuwarten. Erst ein Ding nach dem anderen, sagt er sich. Und über diese Gedanken schläft er ein.
Er wacht erst wieder auf, als ihn jemand am Arm rüttelt. Verschlafen blickt er hoch und erkennt Kid Garret. Der grinst ihn breit an. „Hey, Clay. Du Schlafmütze. Da bin ich.“ Clay wickelt sich aus seiner Decke und richtet sich auf. „Wo warst du denn so lange? Habe schon gedacht, du wärst verschollen. Oder die Mounties hätten dich geschnappt.“ „Neee. Ich wollte ja schon früher zu euch stoßen. Hatte aber noch jemandem geholfen, der in Schwierigkeiten war. Naja, ist nicht so wichtig. Bin jetzt hier. Und alles OK bei dir?“ Clay nickt und meint, dass er morgen früh mit dem Bau eines Floßes anfangen würde. Kid meint nur „OK“, wirft sich auf ein paar Säcke. Ist ruck, zuck unter einer Decke verschwunden und schnarcht schon bald vor sich hin. Clay schüttelt grinsend den Kopf. Dann ist auch er kurz darauf wieder eingeschlafen. Kid Garret ist früh wieder auf den Beinen, während Clay noch schlummert. Er sucht Feuerholz und entfacht ein kleines Kochfeuer. Bald schon brodelt Wasser im Kessel und frischer Kaffeeduft verbreitet sich. Es ist etwas am Nieseln und er zieht sich den Kragen seiner Felljacke hoch. Das Feuer hat er wohl etwas zu dicht an ihrem Schlaflager errichtet. Der Qualm zieht träge ausgerechnet zu Clay herüber. Der muss plötzlich husten, zuckt wie von einer Tarantel gestochen hoch und trifft den über ihm angebrachten Ast. Stöhnend und sich den Kopf haltend kriecht er unter der Plane hervor. Missmutig blickt er Kid an. „Auu. Das fängt ja gut an“, brummelt er und hält sich den Kopf. Kid kann sich ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. „Ist ja auch Zeit aufzustehen. Der Kaffee kocht schon.“ Clay hockt sich ans Feuer. Fährt mit der Hand über sein Gesicht und gähnt. Er reibt fröstelnd die Hände aneinander. Dann reckt und streckt er sich. „Ahhh, war das ein schöner Schlaf. Hatte ich auch nötig. Mir tun alle Knochen weh.“
„ Na ja, in deinem Alter!“, lästert Kid respektlos. Clay macht eine Handbewegung, als wenn er ihm eine Ohrfeige verpassen will. Er grinst jedoch breit: „Da kommst du Jungspund auch noch hin.“ Doch er freut sich, dass Kid hier ist. Ein lustiger, Typ, den scheinbar nichts zu kümmern scheint. Immer zu Späßen aufgelegt, wie Clay noch erfahren wird. Doch auch zupacken kann der Bursche. Wird verdammt noch mal nichts schaden, ihn dabei zu haben.
Nach einem kurzen und kargen Frühstück macht man sich daran, ein Floß zu bauen. Sie müssen weit auf die Hänge hinauf gehen, um noch geeignete Baumstämme zu finden. Bis in die höheren Lagen ist schon alles abgeholzt. Sie suchen sich die geeignetsten Stämme aus. Nicht zu dick, doch auch nicht zu zerbrechlich. Sie müssen schon eine gewisse Last tragen können. Alle Stämme werden dicht ans Ufer gebracht. Als sie genug beisammenhaben, machen sie eine Pause. Die Arbeit nimmt den ganzen Tag in Anspruch. Jetzt nur noch fest zusammenbinden und das Floß ist fertig. Kid macht den Vorschlag eine Art Hütte darauf zu errichten. Genau so, wie sie die Notunterkunft errichtet hatten. Dann wären sie bei einem Unwetter etwas besser geschützt. Clay pflichtet ihm bei. Eine gute Idee. Der Junge dachte nach.
Sie beobachten die Leute. Einige sind mit dem Bau ihrer Vehikel fertig und lassen sie zu Wasser. Andere sind schon einige Meter auf dem See, als ihr „Boot“ kentert und sie mitsamt der Ladung im Wasser landen. Kid wiegt skeptisch dem Kopf hin und her. „Schlecht gebaut, Leute“, lästert er leise. Dann steht er auf und geht zu den Männern, die wie Wasserratten ans Ufer kriechen. Er unterhält sich mit
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