Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
können“. meint Clay in dem lauten Stimmengewirr. Abwägend wiegt Kid den Kopf hin und her. „Ist schon eine gefährliche Sache. Bin ja für jeden Mist zu haben, doch das hier macht mir Angst.“ „Also gut! Sehen wir zu, dass wir jemanden aufgabeln, der sich hier auskennt.“ Mit ihrem Floß liegen sie an achter Stelle. Sie haben also noch Zeit, bevor sie loslegen müssen. Es kann immer nur ein Floß oder Boot diese gefährlichen Passagen durchfahren. Würden alle auf einmal losfahren, gäbe es ein heilloses Durcheinander. Sie zurren nochmals die Ladung fest und dann warten sie. Ein Fahrzeug nach dem anderen legt ab. Sie sehen sie hinter der Biegung verschwinden, die in den Canyon führt. Sie könnten ja oben auf den Klippen das Schauspiel verfolgen. Doch sie wollen es gar nicht sehen. Clay und Kid sind Cowboys. Nicht, dass sie wasserscheu sind. Doch das hier ist einfach zu viel Wasser. Clay wünscht sich auch, dass sie die Fahrt endlich hinter sich hätten. Ein Mann kommt auf sie zu. Seine Kleidung ist nass. Auch er trägt wasserdichte Überhosen. Darüber eine eingefettete Lederjacke. Seinen Hut hat er unter dem Kinn mit einem Band festgebunden. Nach einer kurzen Begrüßung fragt er sie, ob sie es alleine versuchen wollen. Clay meint, dass es wohl besser sei, einen erfahrenen Mann an Bord zu haben. Der andere nickt mit ernster Miene. „Ihr habt recht. Es ist verdammt gefährlich. Von oben sieht alles nicht so schlimm aus. Aber wenn man erst in den Rapids ist, hat schon mancher die Nerven verloren und ist gekentert. Wir versuchen schon lange, einige der Felsen wegzusprengen. Bisher ohne nennenswerten Erfolg. Das Dynamit wird sofort weggerissen und explodiert dort, wo wir es nicht haben wollen. Eine große Sch... ist das alles. Und immer mehr Irre wollen hier durch. Naja, auf der anderen Seite hat Whitehorse auch Vorteile von dem Boom.“ Hierbei grinst er sarkastisch. „Ihr seht nicht so aus, wie die goldgierigen Verrückten dort! Was treibt euch in den Yukon?“
„ Nur Geschäfte“, antwortet Clay kurz und bündig. Der Mann nickt grinsend. „Geht mich ja auch nichts an.“ Nach kurzem Überlegen sagt er: „Also, passt auf. Ich lotse euch da durch. Ich gehe ans Ruder und ihr beiden nehmt dicke Stangen und helft mir, von den Felsen wegzubleiben. Das ist wichtig. Wenn das verdammte Floß erst festhängt und anfängt sich zu drehen, ist der Spaß vorbei. Dann können wir den Rest schwimmen.“ Er setzt ein breites Grinsen auf. Clay und Kid suchen sich am Ufer herumliegendes Treibgut. Sie finden zwei geeignete Stangen, die lang und dick genug sind. Dann legen sie langsam ab.
Mit klopfenden Herzen gleiten sie auf den Canyon zu. Wie ein großes dunkles Maul, denkt Clay. Er hat sich auf der rechten Seite postiert und blickt gespannt auf die immer schneller werdenden Wassermassen. Hier in der Einmündung zwängen sie sich zusammen und gewinnen urplötzlich an Schnelligkeit. Clay sieht die Wände der Schlucht an sich vorbei rasen. Das Floß liegt aber gut im Wasser. Es gleitet flott dahin und fast könnte man die Fahrt genießen. Clay denkt, dass es eine gute Idee war, ein Floß zu bauen. Die Stämme – wenn sie gut und fest verbunden sind – halten schon etwas mehr aus als ein dünnwandiges kleines Boot. Nach drei Minuten sind sie durch den Canyon gerauscht. Doch jetzt kommt erst das Schlimmste. Der Lotse hat recht gehabt. Von oben sah alles eher harmlos aus. Doch jetzt, auf Augenhöhe mit den Wellen und den Felsen, bekommt man Respekt. Die auf Grund liegenden dicken Felsbrocken türmen das Wasser meterhoch auf. Ein dumpfes Rauschen und Gurgeln umgibt sie. Das Floß wird hin und her geschleudert. Quietschend und schabend ratscht es über die spitzen, scharfen Kanten der unter Wasser liegenden Hindernisse. Der Lotse hat alle Mühe, das Floß auf Kurs zu halten. Und Clay und Kid stoßen sich immer wieder von den Felsblöcken ab, die mit rasender Geschwindigkeit auf sie zukommen. „Immer schön in der Mitte halten!“, schreit der Lotse ihnen durch die tobende Gischt zu. Leichter gesagt als getan. Sie bemühen sich redlich. Doch ein Floß ist sehr schwer und träge und reagiert langsam. Immer wieder donnern sie an die Felsen. Es geht hoch und runter. Wie in einer Schiffschaukel. So gut sie das Floß auch zusammengebunden haben, jetzt hat Clay Angst, dass die Stricke reißen und alles auseinanderfällt. Die scharfen Steine sind wie Messer. Gischt überspült die Stämme. Einmal bleiben sie vorne an einem
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