Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
wollen sie zu verstehen geben:.Geht nicht weiter ... Es ist hoffnungslos. Clays Indianerfreunden sieht man die Strapazen kaum an. Wie von einem unsichtbaren Strick gezogen, setzen sie einen Fuß vor den anderen. Unglaublich, was diese Männer schleppen können. Clay ist am Ende seiner Kraft und muss sich setzen. Samt seiner Last sinkt er in den Schlamm. Nur ausruhen ... Eine kleine Weile nur ... Die Augen schließen ... Schlafen. Die Nachfolgenden stolpern über seine Beine, werfen ihm böse Blicke zu und quälen sich schweigend weiter. So geht es Meile um Meile. Eine endlose Karawane der Trostlosigkeit windet sich dem Pass entgegen.
Irgendwann sind sie fast oben. Clay hat völlig das Zeitgefühl verloren, spürt seinen Körper kaum noch. Er taumelt mehr vorwärts, als wie er geht. Mit starrem Blick und letzter Kraft erreicht er den Pass. Seine indianischen Begleiter sind schon oben. Einer von ihnen war die letzten Meilen hinter ihm und schob und drückte ihn vorwärts. Ermunterte ihn immer wieder und baute ihn auf, wenn er fast zusammenbrach.Die Hölle kann nicht schlimmer sein.
Jetzt lässt sich Clay Morgan kraftlos, keuchend und völlig fertig auf den Boden fallen. Nicht mehr fähig, sich das Gepäck vom Rücken zu schnallen. Stöhnend streckt er die kaputten Glieder von sich. Anderen geht es ebenso. Sie lassen sich fallen, wo sie gerade angekommen sind. Eine graue, zerlumpte Masse an Menschenleibern. Zwischen Kisten, Säcken und allerlei Inventar, liegen sie nun auf dem aufgeweichten Boden. Auf dem Hochplateau sieht es aus, wie auf einem Frachthof.
Etwas weiter oben steht eine große Holzhütte. Qualm windet sich träge aus einem Ofenrohr. Mehrere Männer in roten Uniformen stehen davor und halten Listen in ihren Händen. Einige diskutieren lebhaft mit den Ankömmlingen. Es sind die Männer der „North West Mountain Police“: die kanadische Polizei. Sie registrieren jeden, der hier ankommt. Prüfen dessen Ausrüstung und helfen bei kleineren Problemen. Wer es bis hierher geschafft hat, hat die Hölle durchwandert. Viele Male mussten sie den Aufstieg schaffen, um das Gewicht von 1000 Kilo auf den Berg zu schleppen. Ein Irrsinn. Jetzt wartet nur noch der Abstieg zum Lake Bennet auf jeden von ihnen. Von dessen südlichem Ende aus man mit selbst gebauten Booten und Flößen über die Seen und den Yukon River bis nach Dawson City schippert. Doch auch auf diesem Weg lauern noch viele Gefahren.
Nach einiger Zeit hat sich Clay soweit erholt, dass er seine Last abschnallen und vom Rücken nehmen kann. Sie stellen die Ausrüstung dicht zusammen und warten dann auf ihre Registrierung. Das kann gut und gerne bis zum nächsten Tag dauern. Also richten sie sich so gut wie möglich ein. Ein paar dicke Äste. Ein große Plane und man hat sich eine Notunterkunft gebaut. Hier oben liegt immer noch Schnee. Nur das Plateau ist von tausenden Stiefeln zu einer matschigen, dunkelbraunen Fläche zertrampelt worden. Clay holt ein Stück Dörrfleisch hervor und kaut müde darauf herum. Black Horse Charly gestikuliert mit einem der Mounties. Die anderen liegen auf Gepäckstücken und haben die Augen geschlossen. Auch Clay liegt auf einigen weichen Säcken und ist schon kurz darauf eingeschlafen.
Mitten in der Nacht erwacht er. Laute Stimmen haben ihn aus dem Schlaf gerissen. Nebenan streiten sich mehrere Männer. Die Szenerie auf dem Plateau ist erhellt von Fackeln und Öllampen. Gleich nebenan sitzt ein junger Mann und schaut der Streiterei amüsiert zu. Er hat eine Zigarette im Mundwinkel. Lächelnd blickt er zu Clay Morgan herüber. Der nickt ihm verschlafen zu. Der junge Mann mag vielleicht um die 25 Jahre jung zu sein. Unter seinem Hut erkennt man blonde Haare und er trägt einen Oberlippen Bart. Seine blauen Augen blicken aufmerksam und interessiert in die Runde. Später, als sie ins Gespräch kommen, erfährt Clay, dass der junge Mann Kid Garret heißt. Eigentlich ist sein Vorname James. Doch wegen seines Äußeren und da er so jung ist, hat er den Spitznamen beibehalten. Kid Garret erweist sich als ausgesprochen angenehmer Zeitgenosse. Seine offene und humorvolle Art beeindruckt Clay. Und wie es der Zufall will: Genau wie er, kommt Kid aus Montana. Als Cowboy hat er sich da unten seinen Lebensunterhalt verdient. Hat aber auch schon andere Arbeiten gemacht. Ist herumgezogen und wollte die Welt sehen. Zuletzt hat er bei einer Frachtwagenfirma gearbeitet, wo er als Kutscher und Begleiter tätig war. Doch er sei eben ein
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