Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
weiß. War nur neugierig. Tut mir leid, Mister. Dachte mir, als Nachbar und Kollege stelle ich mich mal vor“, lächelt Clay und zieht bedauernd die Schultern hoch. „Ich scheiße auf Nachbarn“, quetscht der Kerl unhöflich zwischen den Zähnen hindurch und blickt dabei drohend. „Wir wollen hier oben bei uns keinen sehen. Mach, dass du Land gewinnst.“ Clay geht langsam und mit abgespreizten Händen an ihm vorbei. Hierbei lächelt er ihn unschuldig an. „Sorry, Mister. Hatte wirklich keine bösen Absichten.“ Der Kerl deutet ihm mit dem Gewehrlauf an, dass er verschwinden soll und lacht dabei hämisch. Clay hat auch genug gesehen. Er begibt sich wieder zu Jacob. Er ahnt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Das muss einer der Kerle sein, mit denen Jack, sein Stiefbruder, losgezogen ist. Die anderen werden wohl in der Stadt sein.
Eilig macht sich Clay auf den Weg. In „Kate‘s Saloon“, bestellt er sich einen Drink. Als er sich wieder auf den Weg machen will, kommt ihm Kid entgegen. „Na, schon wieder auf Wanderschaft gewesen?“, spöttelt Clay. „Möchte doch zu gerne wissen, wo du dich überall herumtreibst.“ Kid grinst bis über beide Ohren. „Wirst du bald erfahren. Komm mit. Ich muss rüber zu den Mounties.“ Gespannt und neugierig folgt ihm Clay. In der Polizeistation angekommen, unterhält sich Kid angeregt mit einem Police Officer, während Clay an einem Tisch Platz nimmt und in einigen herumliegenden Katalogen blättert. Der Police Officer nickt des Öfteren bei dem Gespräch mit Kid und holt irgendwelche Akten und Papiere hervor. Clay wundert sich. Was hat der Bursche nur mit der Polizei zu palavern? Als das Gespräch endlich beendet ist, kommt Kid zu ihm an den Tisch. Er setzt sich und blickt ihn ungewohnt ernst an. „Hör zu. Ich muss dir jetzt was erzählen“, beginnt er. Clay sieht ihn verwundert an. So ernst hat er den Freund ja noch nie gesehen.
Dann holt Kid tief Luft: „Ich habe bei keiner Fracht-Wagen-Company gearbeitet. Ich arbeite als Detektiv. Ja, Cowboy war ich auch. Früher mal. Ist schon einige Jahre her. Dann wurde ich von der Pinkerton-Dedektei angeworben. Andere Kollegen und ich sind schon lange hinter einer Bande her, die Überfälle auf die Pazifik Railroad verübt hat. Einige konnten wir bereits fassen. Acht weitere sind flüchtig. Wir waren mit fünfzig Mann hinter denen her. Es war schwierig, sie zu verfolgen. Sie hatten gute Verstecke und konnten uns immer wieder entwischen. Die letzten acht Strolche überfielen dann noch Banken im Staat Washington. Wahrscheinlich taten sie das, um anschließend schnell über die Grenze nach Kanada verschwinden zu können. Bei ihrem letzten Überfall wurden zwei von ihnen verhaftet und drei erschossen. Kurz und knapp. Drei von den Banditen sind abgehauen. Und wir vermuten sie hier in Kanada. In Skagway waren wir ihnen auch auf der Spur. Und wir stellten fest, dass sich ihnen ein neuer Mann angeschlossen hatte. Na ja, ... und dann kamst du ins Spiel.“
Clay ist sprachlos. Entgeistert und auch ein wenig enttäuscht knurrt er: „Wieso hast du mir das nicht alles schon früher erzählt? Oder glaubst du, dass ich mit der Bande etwas zu tun habe?“ Kid winkt energisch ab und schüttelt den Kopf. „Nein, nein. Der Bursche, der sich den letzten Dreien angeschlossen hat, sieht anders aus. Erst im Verlauf unserer Reise begann ich zu ahnen, dass auch du jemanden verfolgst. Und so nach und nach fügten sich die Mosaiksteinchen zusammen. Dein Stiefbruder ist derjenige, den du suchst. Und er ist es auch, der sich diesen Galgenvögeln angeschlossen hat, nicht wahr?“ Clay muss schlucken. Was für eine Geschichte. Unglaublich. Kid ist ein Pinkerton-Detektiv. Einer aus der legendären Truppe, die in den Staaten schon so manche Bande erwischt hat. So auch die James-Younger-Bande, deren Mitglieder seit dem Bürgerkrieg Unruhe stifteten und die Eisenbahngesellschaften mit Überfällen terrorisierten. Kid lächelt entschuldigend. „Sorry, dass ich dir das nicht früher erzählt habe. Doch ich musste mir erst ganz sicher sein. Mittlerweile habe ich einiges herausgefunden. Ich arbeite mit den Mounties zusammen. Allerdings habe ich hier keine Befugnisse. Kann keinen verhaften. Doch sie helfen mir, so gut sie können. Ihnen sind auch schon einige Gestalten aufgefallen. Sie beobachten sie. Doch solange sie nichts anstellen, lassen sie die in Ruhe. Und so haben wir uns immer mal neue Erkenntnisse zukommen lassen.“ Clay schüttelt immer wieder
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