Auf eiskalter Fährte. Abrechnung im Yukon (German Edition)
und für die Ausrüstung der „Digger“. Das sind die wirklich klugen und cleveren Leute. Andere stecken ihr Geld in Saloons, Bordelle und Restaurants, was ebenso sinnvoll ist. Übrigens, wenn sie eine weibliche Begleitung suchen. Sie finden sie in der Fourth und der Fifth Avenue. Wenn sie wissen, was ich meine.“ Er zwinkert Clay bedeutungsvoll zu. Clay versteht und winkt grinsend ab. „Danke für den Hinweis. Aber ich suche nur ein Pferd.“ Und dann fügt er knurrend hinzu: „Und Jack Morgan.“ Sein Nachbar stockt und blickt ihn mit großen Augen an. „Jack Morgan?“, kommt es gedehnt aus seinem Mund. Und mit zusammengekniffenen Augen und sich am Kinn kratzend fragt er: „Was wollen sie denn von dem?“ Clay blickt ihn durchdringend an. Schüttelt dann leicht mit dem Kopf, ehe er antwortet: „Er ist mir noch eine Kleinigkeit schuldig.“ Mehr sagt er nicht. Sein Nachbar schweigt und wendet sich wieder seinen Kumpels zu. Clay denkt an Kid. Wo dieser Bursche nur steckt. Verdammt. Er konnte sich bisher immer auf ihn verlassen.
Und so beschließt er, noch einmal runter zum Landungssteg zu gehen. Vielleicht ist er ja inzwischen dort eingetroffen. Es dämmert schon, als er dort ankommt. Von Kid wiederum nichts zu sehen. Na, dann kann man nichts machen, denkt er und muss sich langsam nach einer Bleibe umsehen. Morgen wird er Kid schon finden. Clay hat Glück. Er findet eine Unterkunft im erst kurz zuvor erbauten „Westminster Hotel“. Kein Luxus, aber für ihn ausreichend. Eine billige Bleibe.
In der Stadt gibt es jetzt sogar schon vereinzelt Elektrizität. Eine moderne Errungenschaft, die das Leben beträchtlich erleichtert. Man munkelt, dass es sogar eine kleine Eisenbahn geben wird, die die weit auseinanderliegenden Goldfelder miteinander verbinden soll. Doch das ist im Moment nur ein Gerücht. Durch den anwachsenden Reichtum der Stadt soll es demnächst auch fließendes Wasser geben. Die Schwengelpumpen haben dann ausgedient. Doch das alles interessiert Clay im Moment nur am Rande. Er hat andere Sorgen. Als es an der Tür klopft, greift er instinktiv nach seinem Gewehr. Doch es ist Kid, der hereinkommt. Grinsend lässt er sich auf einen Stuhl fallen. „Entschuldige, dass ich erst jetzt auftauche. Ich hatte noch einige Angelegenheiten zu erledigen“, lächelt er. Clay ist sauer. Böse blickt er zu Kid hinüber. „Konntest ja wenigstens mal Bescheid sagen“, knurrt er. „Wo hast du dich denn herumgetrieben?“ Ausweichend erklärt Kid Garret, dass er eben auch seine Angelegenheiten hätte. Außerdem hätte er ein paar Leute kennengelernt und wäre bei ihnen hängen geblieben. Clay gibt sich etwas mürrisch mit diesen Aussagen zufrieden. Komische Sache denkt er. Wieso erzählt er nicht, was er getrieben hat. Was hat er denn für Geheimnisse? Dann erklärt ihm Kid, dass sie kein Hotelzimmer bräuchten. Er hätte eine leere Hütte organisiert. Etwa zwei Meilen vor der Stadt. Sie hätte einem alten Goldsucher gehört. Der aber habe seine Zelte abgebrochen und sich davon gemacht. Clay fragt lieber nicht, wie Kid an diese Hütte gekommen ist. Der ist im Moment sowieso nicht so gesprächig und tut geheimnisvoll. Also packt Clay seine paar Sachen und dann gehen sie gemeinsam zu der Hütte.
Es ist schon dunkel, als sie dort ankommen. Trotzdem erkennt man noch den Zustand der Behausung. Eine windschiefe Bude. Die Fensterläden aus den Angeln gerissen und auch die Tür bewegt sich nur unter Gewaltanwendung. Drinnen nicht viel besser. Als sie die Lampen entzündet haben, stöhnt Clay. „Was für eine Bruchbude. Kein Wunder, das der Kerl abgehauen ist. Hier würde ich nicht mal mein Pferd unterbringen.“ „Ahhh, sei doch nicht so pingelig“,grinst Kid. „Sei froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Und das zum Nulltarif. Außerdem können wir hier unsere ganzen Klamotten, oder besser deine, unterbringen. Wir besorgen uns morgen einen Frachtwagen und schaffen den Krempel hierher.“
Der Junge hat wirklich Humor, denkt Clay. Aber was soll‘s. Er hat nicht vor, hier Wurzeln zu schlagen. Er will Jack finden und dann mit ihm abrechnen. Nicht mehr und nicht weniger.
Ihm gefällt es hier nicht. Die Stadt nicht. Die Menschen nicht und erst recht nicht, dass Betty nicht hier ist. Er merkt, wie sich seine Laune ständig verschlechtert. Je länger sie hier sind. Angewidert klopft er auf das zusammengebastelte, hölzerne Bett um den gröbsten Schmutz zu entfernen. Dann kippt er das ganze Ding um und schlägt mit
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