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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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dem Geld der Caines gekauft hatte. Den ganzen Abend würde ich mitbekommen, wie die Jungs sie anstarrten und wie sie die Schultern zurückwarf, wenn sie ihre Blicke spürte. »Ich glaube, ich bin nicht mehr in der Laune dafür«, sagte ich. »Könnten wir einfach ein Stück gehen, Justin? Würde es dir was ausmachen?«
    Er musterte mich eindringlich. »Es soll Gewitter geben heute Abend.«
    Ich sah ihn scharf an, und er zuckte die Achseln. »Also, mir macht’s nichts aus, nass zu werden, wenn’s dir nichts ausmacht.«
    So verbrachten wir den Abend, wir schlenderten durch die Straßen und beobachteten die Leute vom Festland mit ihren Eiscremetüten in der Hand, die sie sich nach dem Dinner leisteten. Sie versammelten sich wie Weihnachtssänger um die Pfosten mit den Speisekarten und überlegten, welche Vorspeisen ihren Preis wert sein mochten. Sie standen unter Straßenlaternen, studierten Stadtpläne und entschieden, was sie am nächsten Tag unternehmen wollten, und es gab mir einen kleinen Stich, wenn ich sah, dass ihre einzige Sorge darin bestand, ob morgen der Wind wohl die Wolken weggeblasen haben würde. Während wir weitergingen, wurde mir klar, was mich schon seit unserem Ausflug nach Boston bedrückt hatte: dass ich den Eindruck hatte, mit Eve nicht offen sprechen zu können. Um meines eigenen Seelenfriedens willen musste ich so tun, als sei sie nicht verantwortlich für das, was sie getan hatte, obwohl ich tief in meinem Innern ganz anderer Meinung war: Wenn der Abgeordnete Maclean aus Liebe zu ihr verrückt geworden war, bis hin zu dem Punkt, dass er dies selbst in Gegenwart seiner Familie nicht
mehr verbergen konnte, dann war das ihre Schuld. Eve hatte ganz genau gewusst, was sie tat.
    »Nächstes Jahr bist du dran«, sagte Justin plötzlich.
    Ich sah über den Hafen zu den smaragdgrünen Lichtern hinüber, die die Newport Bridge umsäumten, und beobachtete, wie sie sich aus der schwarzen See erhob, sich lang dahinstreckte und wieder in den Ozean eintauchte. »Es ist komisch«, sagte ich. »Ich fühle mich irgendwie so viel älter als sie alle. Sie denken, an diesem Podium vorbeizugehen und das Diplom zu kriegen sei das Wichtigste auf der Welt. Während ich weiß, dass es nichts anderes ist, als einen Fuß vor den anderen in Richtung von Nirgendwo zu setzen. Bloß ein Stück Papier mit ihren Namen in Schönschrift darauf, aber was ändert das schon? Wenn ihr Leben vorher beschissen war, ist es das hinterher auch.«
    Justin blieb wie angewurzelt stehen und drehte sich zu mir um. »Wie kommst du jetzt darauf?«
    Ich hob das Kinn. »Wenn ich meinen Abschluss mache, bittest du mich dann, dich zu heiraten?«
    Justin sah mich verständnislos an. »Was?«
    »Mrs. Maclean erzählte uns, sie hätten sich am Abend ihrer Abschlussfeier zum ersten Mal geküsst. Und später haben sie dann geheiratet. Und jetzt schläft er mit Eve.« Ich legte den Kopf in den Nacken und sah in den dunklen Himmel hinauf. »Ich weiß nicht, was ich eigentlich sagen will. Ich hab nicht die geringste Ahnung. All diese Gedanken schwirren mir einfach durch den Kopf. Ich hab das Gefühl, es gibt nur ein paar wirklich wichtige Dinge im Leben, und die muss man am Schopf packen, wenn man kann, weil man nie weiß, wann sie wieder verschwinden. Ich muss wissen, ob du überhaupt je heiraten willst.«

    »Natürlich will ich das, klar.«
    »Mich?«
    Justin sah mich einen Moment an, dann nahm er meine Hände. »Natürlich will ich das«, sagte er wieder. »Das hab ich vor.«
    Tränen brannten in meinen Augen, als er meine Hände an seine Lippen führte und flüsterte: »Ja, du bist älter als diese Schüler«, sagte er. »Älter als sie, und in gewisser Hinsicht auch älter als ich.« Es küsste meine Finger und lächelte schief. »Natürlich will ich dich heiraten.«
    Ich legte die Hand an sein Gesicht. Es war rot, seine Augen wirkten seltsam verschwollen und sein Blick irgendwie auf der Hut.
    Dann küsste ich ihn, mitten auf der Dodge Street, während Leute auf der umlaufenden Veranda des Surf Hotels zusahen. Die Luft um uns war erfüllt mit Sommerlachen, die Sehnsucht nagte an meinen Eingeweiden. Aber irgendwie wusste ich, dass etwas fehlte. Ein winziger Splitter, den ich nicht greifen konnte, hinderte die Einzelteile daran, sich zu einem Bild zusammenzufügen, vollkommen zu werden. Also zerrte ich an ihm, krallte die Finger in sein Hemd und drückte meine Zunge gegen seine Zähne, als könnte ich ihn so davon abhalten, vom Boden abzuheben und

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