Auf ewig und einen Tag - Roman
weiß, wo zerklüftete Felsen einen Körper festhalten und bei Sturm so zerfetzen können, dass selbst wenn die Teile je wieder an die Oberfläche gelangen sollten, niemand mehr sagen kann, worum es sich einmal gehandelt hat.
Wir schleppten den riesigen Überseekoffer, den Daddy für seine Werkzeuge benutzt hatte, in Justins Wagen und trugen dann den Körper, in meine Decke eingewickelt, hinaus. Justin nahm ihn an den Schultern, ich an den Beinen, und das Gewicht erinnerte mich an den drei Meter langen Schwertfisch, den Daddy einmal ausgenommen hatte. Wir setzten ihn aufrecht in den Koffer, dann kippten wir den Oberkörper nach vorne, als würde er Sit-ups machen.
Schweigend fuhren wir dahin und parkten beim Anlegeplatz der Fähre. Dort blieben wir sitzen und warteten. Durch das leichte Rauschen des Winds hindurch drang die Musik aus der Bar, und der stampfende Rhythmus der Trommeln klang so gedämpft, dass es sich fast wie ein Herzschlag anhörte. Auf dem Dock stand ein Paar, das sich an der Hand hielt und auf das sich im Wasser spiegelnde Mondlicht hinausblickte. Wir sahen, wie der Mann sich herunterbeugte, um die Frau zu küssen, dann nahm er sie in die Arme und legte das Kinn auf ihren Kopf. Wir warteten, während sie sich von einem Fuß auf den anderen wiegten, ein langsamer Tanz, der eine Ewigkeit zu dauern schien, bevor sie sich schließlich erneut küssten und aneinandergeschmiegt zur Straße zurückgingen. Justin nickte. »Also los«, sagte er. »Gehen wir.«
Zu dritt mussten wir den Koffer aus Justins Wagen heben, Eve fasste den Griff neben mir. Wir trugen ihn zum Hafen hinunter und hievten ihn an Deck. Keiner von uns sagte ein Wort.
Es war das erste Mal seit jener Nacht, als ich Eve in den Armen von Ryan Maclean gesehen hatte, dass ich wieder an Bord von Daddys Boot war. Und in dieser Nacht glaubte ich an Vorsehung, an die Gerechtigkeit des Schicksals.
Ich ruderte mit einer losen Planke vom Dock weg, wobei das schmatzende Geräusch beim Eintauchen ins Wasser und der dumpfe Ton, als die Planke gegen den Rumpf schlug, schaurig verstärkt wurden. Kalter Sprühregen legte sich auf meine Wangen, als wir an den Wellenbrechern vorbei ins offene Meer hinausfuhren, wo der dunkle Himmel von der dunklen See nicht zu unterscheiden war und wie ein gähnendes Maul wirkte. Ich ließ den Motor an.
Eve kauerte in der Ecke, Justin neben ihr. Er hatte die Arme um sie gelegt und starrte auf die rauen Wellen hinaus. Ich steuerte und drückte Daddys kalte Schlüsselkette an die Lippen. Vor meinem inneren Auge sah ich das Foto von mir und Eve in unseren neuen pinkfarbenen Badeanzügen, das Bild, das ich in der Tüte mit dem Geld der Caines unter Eves Bett gefunden hatte. Jetzt glaubte ich, mich an den Tag am Strand zu erinnern, als ich Eves Hand hielt und Daddy grinste. »Solche Schönheiten«, sagte er mit der Kamera am Auge. »Wer hätte gedacht, dass ein Kerl wie ich so wunderschöne Mädchen machen kann.«
Das Boot schwankte im Sturm. Obwohl der Regen nachgelassen hatte, blies uns ein starker, beißender Wind ins Gesicht, nachdem wir den Schutz des Hafens verlassen hatten. Ich hielt den Blick aufs Land gerichtet und versuchte meine Übelkeit zu
vergessen, während Eve sich über der Reling übergab und Justin dabei ihr Haar zurückhielt.
Wir waren auf der nordöstlichen Seite der Insel, einem abgeschiedenen Gebiet, das nur mit einem Boot oder auf langen Fußmärschen entlang des Clay Head Trails oberhalb der Küstenlinie erreichbar war. Abgeschieden genug, um es sich als den idealen Ort zum Abfassen einer Rede vor dem Kongress vorzustellen. Der Ozean nahe genug an den tief herabhängenden Klippen, sodass ein Mann möglicherweise hinunterkletterte, um die abendliche Brandung zu bewundern. Und sich dabei vielleicht zu weit hinausbeugte. Vom Alkohol benebelt vielleicht abstürzte. Ich stellte den Motor ab.
Das Boot schwankte noch heftiger, und ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Ich beobachtete Justins Gesicht, das nass vor Schweiß oder Regen war, und er sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte. Schließlich nickte er knapp, und wir beide öffneten den Koffer. Wir wickelten den Körper aus der Decke, und er fiel mit einem klatschenden Geräusch aufs Deck wie die Schlegel eines Tiers auf den Fleischerblock. Wir hoben die Leiche hoch und hievten sie übers Heck.
Eve rappelte sich hoch, stellte sich neben mich und sah zu, wie der Körper auf dem Wasser aufschlug: erst der Kopf, dann Rumpf
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