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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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eine Sekunde, bevor sie wieder in die Schachtel griff. Unsere Blicke verknoteten sich, während sie, mit einem schmalen Lächeln auf dem Gesicht, langsam ein anderes Foto zerriss.
    Dann zerriss sie ein weiteres, und jede Zelle in mir schrie auf, um ihr Einhalt zu gebieten, bevor es zu spät war. Weil wir dies schon einmal erlebt hatten: Daddy auf der Couch mit unserem Fotoalbum, der mit Tränen in den Augen die Bilder ablöste, die Fotos unserer Mutter zerknüllte und mit zitternden Händen zerriss, während Eve und ich wie versteinert dastanden und irgendwie ahnten, was dies bedeutete. Es war vorbei. Die Vergangenheit war vorbei, man wartete nicht mehr, dass sich etwas änderte. Und damals sahen wir, dass es einfacher war, wütend zu sein, als sich an die Hoffnung zu klammern.
    Und statt die Bitte auszusprechen, die jetzt genauso in mir widerhallte wie damals, nahm ich die restlichen Bilder aus dem Schuhkarton und warf ihn unters Bett, bevor sie den Behälter darin entdeckte. Dann begann ich blindlings Fotos zu zerreißen und warf die Fetzen in die Höhe, damit sie wie Konfetti auf unsere Köpfe herabrieselten.

    Eve rührte sich nicht, sondern starrte mich nur an, als sei ich verrückt geworden. Sie sah auf die zerrissenen Fotos hinab, und ein harter Ausdruck trat in ihre Augen. »Ich hab mich entschieden«, sagte sie. »Ich behalte das Baby.«
    »Du bist ja total durchgeknallt! Du ruinierst dein Leben, bloß um mir eins auszuwischen?«
    »Du denkst, das hat irgendwas mit dir zu tun?« Ihre Stimme kippte. Sie schüttelte schnell den Kopf. »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?«
    Die Kraft in ihrer Stimme schockierte mich. Ein Teil von mir wollte das hier tatsächlich beenden, mich einfach abwenden, aber ein anderer Teil, ein viel größerer, wusste, dass das keine Alternative war. Ich setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Arme kleine Eve, schwanger und allein, es bricht mir das Herz. Vögelt mit jedem Typen in ihrer Reichweite, als könnte sie sie damit zwingen, sie zu lieben, aber wer liebt dich jetzt?«
    »Ich bin nicht hinter ihm her, Kerry, das hab ich dir bereits gesagt. Nicht ich …« Ihre Stimme brach ab. Sie blickte zu mir auf. Ohne Make-up wirkte ihr Gesicht unnatürlich blass und aufgedunsen. »Die Wahrheit ist, dass er in dieser Nacht zuerst angefangen hat. Ich hatte solche Angst und wollte bloß, dass er mich festhält. Ich weinte, er umarmte mich und küsste mich, und ich war es, die sich zurückzog.«
    Ich spürte, dass alles in mir zum Stillstand kam, als sei ich paralysiert. Ich wollte sie schlagen, am Sprechen hindern, doch als ich ihr ins Gesicht sah, wusste ich, dass sie die Wahrheit sagte. »Du verdammte Lügnerin!«
    »Ich riss mich los, und er starrte mich an, und dann sprang er auf und lief davon. Er lief in sein Büro, und ich saß da und war eigentlich kurz davor, selbst Schluss zu machen, mich zu
den beiden, zu Ryan und Daddy, ins Wasser werfen, das war’s, was ich tun wollte. Aber schließlich sah ich Licht im Büro und bin ihm gefolgt.« Sie hob eine Handvoll zerrissener Fotos auf. »Ich weiß nicht, warum, Kerry, aber so war’s. Und dann ist es einfach passiert.«
    »Mein Gott«, sagte ich langsam. »Jetzt kapier ich’s. Du hast gewusst, was los war. Du bist zu Justin gegangen, weil du gewusst hast, dass du schwanger bist. Du hast mit ihm geschlafen, damit du hinterher sagen kannst, das Baby ist von ihm.«
    »Machst du Witze? Für wen hältst du mich? Glaubst du wirklich, ich würde das tun?«
    »Ich weiß genau, wer du bist, und ich weiß, dass du das tun würdest. Das alles passt doch perfekt zusammen. Deshalb hast du dich in dieser Nacht auch übergeben, wegen der Schwangerschaft war dir übel.«
    Ein Ausdruck panischer Angst huschte über ihr Gesicht, der sich jedoch schnell in Zorn verwandelte. »Ich war da noch nicht schwanger! Ich hab dir gesagt, dass wir immer Kondome benutzt haben, abgesehen davon kommt es mit der Zeit nicht hin. Justin ist der Vater, Kerry - und denkst du, ich hätte ihn gezwungen? Er wollte es genauso.«
    »Er hat dich benutzt, weil du zufällig da warst und weil du willig warst. Ganz genauso wie Mr. Maclean und Brad Carrera dich benutzt haben, außer dass sich bei euch beiden herausgestellt hat, dass ihr euch gegenseitig benutzt habt.«
    »Er sagte, er sei verliebt in mich.«
    Ich biss mir fest auf die Zunge, bis ich wusste, dass ich ohne zu würgen sprechen konnte. »Dasselbe haben Brad und Mr. Maclean gesagt. Bist du wirklich so leichtgläubig?

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