Auf ewig und einen Tag - Roman
wollen.«
»Vielleicht ist es das Richtige.«
Ich schloss die Augen und sog das Zittern seiner Hand auf meiner Wange in mich auf. »Das ist es nicht«, antwortete ich. »Es ist zu viel damit verbunden.« Zu viel Geschichte, zu viel von Eve, und etwas Tieferes, Verborgenes: die Angst, dass der Wunsch, bei Justin zu bleiben, Eves Tod zu einer Erleichterung für uns machen würde.
Er bat mich nicht, es zu erklären, sondern rollte von mir herunter. Schließlich nahm er meine Hand. »Ich weiß.«
Er schwieg einen Moment, ich legte den Kopf an seine Brust und konzentrierte mich auf seinen Atem und seine weiche Haut an meiner Wange. Schließlich sagte ich: »Dann können wir es vielleicht tun. Eve helfen.«
Justin erstarrte.
»Weil ich wahrscheinlich immer dachte, ich wollte etwas anderes damit bezwecken. Aber jetzt weiß ich, dass es nur für Eve geschieht, um ihr zu geben, was sie braucht.«
Justin stieß mich weg, legte sich wieder zurück und starrte an die Decke. Er schüttelte den Kopf.
»Es ist die einzige selbstlose Tat, die wir für sie tun können. Sie zu zwingen, so zu leben, ist wie eine Strafe. Das hat sie nicht verdient, Justin.«
»Kerry, bitte …« Er kniff die Augen zu. »Das werde ich nicht. Ich kann nicht, vor allem nicht jetzt, nach dem hier.«
»Du kannst es ihretwegen oder deinetwegen nicht?«
Er drehte sich um, um mich anzusehen, dann stand er auf und zog seine Jeans an. »Du wirst es nicht tun, Kerry. Die Entscheidung habe ich zu treffen.«
»Genau genommen ist es Eves Entscheidung.«
»Das ist Unsinn. Sie kann nicht klar denken; offensichtlich kann das keine von euch beiden.«
»Also setzt du dir Scheuklappen auf, bloß weil es das Einfachste ist, und wenn sie dann tot ist, bezeichnet man dich in der Times als den lange leidenden Ehemann.«
»Besser, als Mörder genannt zu werden.«
Ich schüttelte verständnislos den Kopf. »Hältst du es dafür?«
Justin packte sein Hemd und funkelte mich an. »Sie ist meine Frau«, sagte er. »Wag es nicht, meine Frau anzutasten.« Und dann stieß er mit dem Fuß gegen meine am Boden liegenden Kleider und ging schnell weg.
Ich streifte meinen Pullover über meine nackte Haut und hörte, wie die Tür zugeschlagen wurde. Ich sollte zu Eve gehen und ihr sagen, dass die Qual ein Ende hatte, dass es Zeit war. Ich sollte zu ihr gehen und so viel wie möglich von ihr aufnehmen. Aber meine Beine waren noch nass von Justins Sperma, und ich konnte die beiden Dinge nicht zusammenbringen. Sie hatten nichts miteinander zu tun. Außer in dem einen Punkt, dass Justin mir nie vergeben würde, und am Ende wäre dies meine Art, mich für Eve zu entscheiden.
37
Gillian hatte sich an Eves Brust geschmiegt. Ich stand im Türrahmen mit einem Becher Eiscreme in der Hand, in meiner Tasche ein Pillenfläschchen.
»Weißt du, was Mr. Allen zu mir gesagt hat?«, fragte Gillian. »Ich bin zu ihm gegangen, weil ich dachte, es wäre vielleicht zu anstrengend für dich, meine Abschlussfeier durchzustehen, und er sagte, er würde Lautsprecher aufstellen, und du könntest alles übers Telefon verfolgen. Ich meine, wenn du wirklich hingehen könntest, wäre es besser, aber wenn nicht, könntest du es zumindest mithören.«
Ich sah, wie in Eves Gesicht ein Muskel zuckte. »Das ist wirklich nett von ihm«, sagte sie. »Ich kann nicht glauben, dass du schon die sechste Klasse abgeschlossen hast. Wie ist das nur so schnell passiert?«
»Und Daddy kann die Filmkamera mitnehmen. Erinnerst du dich, als du im Krankenhaus warst und er den Schulchor gefilmt hat? Und er vergaß die Verschlusskappe abzunehmen, und alles war schwarz?«
Eves ersticktes Lachen klang eher wie ein Schrei. Sie rang keuchend nach Luft, und Gillian streichelte ihre Brust. »Und dann hört man ihn plötzlich Scheiße flüstern, und mit einem Mal sieht man uns. Vielleicht wäre es besser, stattdessen eine Webcam zu benutzen. Jason hat eine, die er benutzt, um mit seinem Vater in Colorado zu reden, und wenn dann irgendwas passiert und
du nicht alles sehen kannst, könntest du auf Daddys Handy anrufen und es ihm sagen.«
Eve kniff die Augen zu. »Du bist so schlau«, sagte sie.
»Ich werde Jason fragen.« Sie klatschte in die Hände. »Ich ruf ihn jetzt an, ja? Ich bin sicher, er leiht sie uns.« Sie stand auf.
»Gillian, Süße, warte einen Moment. Weil ich im Augenblick wirklich müde bin, und ich muss dir was sagen, bevor ich einschlafe.«
Sofort war Gillian still. Sie atmete fast genauso schwer
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