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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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mich an sich, und in mir brodelte ein schmerzhaftes Heimweh, ein Gefühl des Verlusts und der Sehnsucht nach beiden, nach Eve und Justin. Als er die Hand an mein Kinn legte, neigte ich ihm das Gesicht zu, ließ mich küssen, erwiderte seinen Kuss und umkreiste seine Zunge, die sich warm und süß an der meinen reiben sollte. In meinem Kopf herrschte ein sinnloses Stimmengewirr. Ich zitterte, war weder fähig, mich näher an ihn zu drücken, noch mich loszureißen. Bis die Stimmen zu Wut anschwollen, und mit einem plötzlichen verzweifelten Ruck schrie ich auf und stieß ihn weg. Ich taumelte zurück und rang hechelnd nach Luft, als könnte ich so seinen Geschmack aus meinem Mund vertreiben.
    Er sah auf mich hinab. »Oh«, flüsterte er.
    Ich wich zur Tür zurück, fiel fast hin.
    »Kerry, es tut mir leid, ich hab nur … Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich tue.«
    »Nichts. Es ist nichts.«

    »Ich möchte dir nicht wehtun, niemandem.«
    Ich schüttelte den Kopf, öffnete die Tür, trat auf die Veranda hinaus.
    Justin folgte mir und schloss die Tür hinter sich. Er blieb einen Moment stehen und musterte mein Gesicht, bevor er sprach. »Also gut.« Seine Stimme klang angespannt, sein Gesicht war rot. »Also gut, Kerry, du weißt, dass zwischen uns etwas ist. Egal, ob du das ignorierst oder nicht, es wird immer zwischen uns sein. Ich hab versucht, es zu ignorieren, aber, mein Gott, es treibt mich in den Wahnsinn. Es ist, als sähe ich dich, und du wärst alles, was ich an Eve geliebt habe, und mir wird klar, dass vielleicht die einzigen Dinge, die ich an Eve geliebt habe, diejenigen waren, die mich an dich erinnerten.«
    »Nicht!« Ich stolperte die Verandastufen hinab, rannte die Einfahrt hinunter und dachte, Nein, nein, o Gott, nein … Ich hörte seine Schritte, die mir folgten, das Knirschen des Kieses, also rannte ich in den Schuppen, der früher Justins Büro gewesen war. Ich lief hinein, schloss die Tür und lehnte mich dagegen.
    Er schlug mit der Faust gegen die Tür, dann stieß er sie auf, und ich taumelte nach vorn. Seine Hand packte meinen Hinterkopf, und sein Atem ging schwer, als er seinen Mund so heftig auf den meinen drückte, dass ich mir auf die Innenseite der Lippen biss. Er drehte den Kopf, sodass seine Wange an der meinen lag. »Es ist richtig«, sagte er heiser. »Es ist vollkommen richtig.«
    Meine Beine waren zu schwach, um sich zu bewegen. Ich schüttelte den Kopf, aber noch während ich das tat, hob er mich hoch und stieß mit dem Fuß die Tür zu. Ich blendete mein Denken aus. Ohne zu wissen, wie es dazu gekommen war, fand ich mich plötzlich auf dem staubigen Boden wieder, und Justin lag auf mir. Und mit einem Mal gab es keine Fragen mehr, nur noch
Verlangen. Alles floss ineinander, das staubige Grün der Schuppenwände, die Muscheln und Steine auf dem Fenstersims, dieser Boden, wo ich mit ihm gesessen und in die magischen Welten seiner Gedanken eingedrungen war, alles zog mich an den Ort zurück, den ich nie verlassen hatte. Wie Justin sich anfühlte, war so vertraut, das rote Muttermal an seiner Schulter, sein Geschmack, sein Geruch, seine Lippen auf meinem Mund, meinem Hals, meinen Brüsten, die Biegung seines Rückens, all das kannte ich so genau. Und irgendwie war auch Eve hier, als Teil dieser Vereinigung, die Eve, die uns bei Ebbe in Pfützen gefolgt war, die mit uns gemalt, an verregneten Nachmittagen den Geschichten gelauscht hatte. Diese Vereinigung geschah nicht trotz, sondern mit ihr, und mich erfasste eine tiefe, schmerzliche Trauer, als ich ihn streichelte und schließlich mit einem qualvollen Gefühl der Seligkeit in mich einführte. Er bewegte sich langsam, atmete schwer, liebte mich so, als wäre er eine Welle auf einer Welle, dahinschmelzend, sich auflösend. Ich spürte nicht den Boden unter meinem Rücken, nicht die stickige Sommerluft, nicht Haut, Atem oder Herzschlag, nur ein Erschauern, das in meiner Brust begann und sich durch meinen Rumpf bis in die Arme und Beine ausdehnte, wie Leben, das in etwas Totes gefahren war.
    Noch lange danach blieb er in mir und strich mit den Fingern über mein Gesicht, als würde er mich neu kennenlernen. Ich schluchzte. Es war passiert. Es war wundervoll und falsch, und es war das einzige und letzte Mal.
    Justin strich mein Haar zurück und sah mir in die Augen. »Du könntest bleiben«, sagte er leise. »Eve möchte, dass du bleibst.«
    »Nein, das möchte sie nicht, Justin, nicht wirklich. Sie glaubt nur, es sei richtig, das zu

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