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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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Georgia, »um für unseren Ruhestand zu sparen.«
    Bert nickte. »Ruhestand …«
    »Er war unser einziger Sohn, und wir wollen für seine Kinder das Richtige tun. Sie verstehen einfach nicht, welche Opfer wir bringen.«
    Bert schüttelte den Kopf, als hätte er Schmerzen. »Das stimmt.«
    Mrs. Caine zögerte und sagte dann: »Nun, vielleicht habe ich eine Alternative.«
    Mein Herz setzte einen Moment lang aus. Ich sah Eve an.
    »Mein Mann und ich dachten«, begann sie, »es wäre vielleicht gut für die Mädchen, hierzubleiben.«
    Bert stolperte über das Bein eines Beistelltischs und ließ sich mit einem Plumps darauf nieder.
    »Wir wohnen gleich nebenan, also könnten wir auf sie aufpassen, Abendessen kochen, bei allen anstehenden Problemen helfen.«
    Georgia starrte Mrs. Caine an. »Aber Sie sind nicht ihre Familie.«
    »Ich weiß, wie ungewöhnlich das klingt. Aber die Mädchen
haben nur noch zwei Jahre Schule vor sich. Sie haben schon so viel durchgemacht, und wir dachten, sie sollten wenigstens die Möglichkeit haben, die Schule daheim fertig zu machen.«
    Eve faltete die Hände unterm Kinn, als würde sie beten.
    »Sie könnten uns in der Werkstatt helfen, wenn sie zusätzliches Geld für die Miete benötigen. Wir könnten jemanden an der Kasse brauchen.«
    Ein lautes Krachen ertönte unter Bert, und der Beistelltisch kippte um. Irgendwie schaffte er es, sich auf den Beinen zu halten. »Ja«, sagte er.
    Georgia starrte ihn mit offenem Mund an. »Bert!«
    »Ich bin zu alt für Mädchen, Georgia. Wir beide sind zu alt dafür.« Traurig starrte er auf den Tisch. »Wenn Sie es für das Beste halten, dann sollten wir es so machen.«
    Ich spürte, wie Eve die Hand in meine schob. Als ich mich zu ihr umdrehte, flüsterte sie mir ins Ohr. »Ta-da!«
     
    Mit einem Mal veränderte sich unser ganzes Leben. Bert und Georgia packten und fuhren ab, und Eve und ich begannen unser Leben ohne Familie. Schnell wurde uns eine Lektion in Erwachsenensorgen erteilt, Miete, Lebensmittel und Strom wurden mit einem von Bert unterzeichneten Tausend-Dollar-Scheck bezahlt, den wir auf dem Dielentisch fanden, nachdem sie fort waren. Ich musste mich jeden Tag zwicken, um sicher zu sein, dass ich nicht träumte. Die ersten Wochen verbrachte ich wie in einem Trancezustand.
    Wir begannen in der Werkstatt der Caines zu arbeiten, wo wir eigentlich die Bücher führen sollten, aber meistens nur am vorderen Schreibtisch saßen, nach guten Radiosendern suchten
und so taten, als wüssten wir nicht, dass die Caines keine Buchhalter brauchten.
    In diesen ersten Tagen war ich sehr in meine Erinnerungen vertieft und verbrachte Stunden damit, alte Fotos anzuschauen, die ich vor Langem in einem Schuhkarton unter meinem Bett versteckt hatte. Auf diesen Fotos lächelten wir immer, und während ich sie betrachtete, vergaß ich fast, dass wir damals alles andere als glücklich gewesen waren.
    Eines Tages sortierte ich sie gerade und wollte sie in die richtige chronologische Reihenfolge bringen, als Eve ins Schlafzimmer kam. Schweigend blieb sie einen Moment stehen und setzte sich dann neben mich. Nacheinander nahm sie jedes Foto in die Hand: Daddy auf einem unserer Dreiräder, wobei ihm die Knie bis zu den Ohren reichten; Daddy als Weihnachtsmann verkleidet, mit schiefem weißem Bart, unter dem sein brauner Bart hervorschaute. Diese wenigen Bilder waren alles, was uns von ihm geblieben war, und Eve studierte jedes so eingehend, als wollte sie das Leben aus ihnen heraussaugen.
    »An die meisten kann ich mich überhaupt nicht erinnern«, sagte sie schließlich. »Es ist, als wäre das alles jemand anderem passiert.«
    Ich nickte. »Wie ein Traum. Manchmal denke ich, was, wenn es immer so ist? Wenn wir uns mit dreißig an jetzt erinnern und das Gefühl haben, als würden wir alles von außen betrachten?«
    »Ich betrachte es von außen.« Eve warf mir einen Blick zu und wandte sich dann ab. »Du nicht?«
    »Manchmal wahrscheinlich.«
    Eves Gesichtsausdruck wurde hart. »Mir würde es nichts ausmachen, wenn die ganze Vergangenheit einfach verschwinden
würde. Ich muss mich nicht daran erinnern, wie es wirklich war. Es war nicht so wie hier drauf.« Sie wischte die Fotos beiseite. »Vielleicht erinnere ich mich deswegen nicht. Es war alles eine Lüge.«
    Ich nahm das jüngste Bild von uns dreien, das in der sechsten Klasse an Halloween aufgenommen wurde. Daddy war als große gelbe Banane verkleidet und trug eine spitze Mütze auf dem Kopf. Ich war eine

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