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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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Lichter flackerten. »Amelia Bedelia«, sagte Eve. »Du hast diese Bücher geliebt.«
    »Warum hat er eigentlich aufgehört, uns vorzulesen?«
    Eve zog die Augenbrauen hoch. »Weil wir nicht mehr auf seine Knie passten.«
    Ein heftiger Windstoß blies durch die Fensterritzen und ließ die Vorhänge flattern. Plötzlich gab es einen Knall, und die Lichter gingen aus. »Mist«, sagte Eve.
    Ich rutschte von ihr weg und ging zum Fenster, zog die Vorhänge zu und blieb lange dort stehen, ohne mich umzudrehen. »Wie kommt es, dass ich mir erst Gedanken machte, wie schwer es für ihn war, als es zu spät war? Ich denke immer wieder darüber nach, wie es gewesen wäre, wenn ich noch einen Tag mit ihm gehabt hätte.«
    »Um was zu tun? Ihm zu sagen, dass es dir leidtut? Du hast doch Bescheid gewusst. Es war nicht deine Aufgabe, für ihn zu sorgen.«
    Es klopfte an der Tür, und sie ging auf, bevor wir antworten konnten. »Seid ihr Mädels da? Mein Gott, ich hab das Gefühl, ich war schwimmen.« Justin beugte sich hinunter, um sich die Nässe aus dem Haar zu reiben, das anschließend stachelig in die Höhe stand. »Ich wusste nicht, ob ihr Kerzen habt.«
    Er stellte eine Tüte auf den Boden und nahm drei lange Kerzen und ein Streichholzbriefchen heraus, alles tropfnass. Er starrte auf die Streichhölzer und zuckte dann die Achseln. »Ups.«
    »Ich hole welche.« Ich ging in die Küche, durchsuchte mehrere Schubladen und fand schließlich das Feuerzeug, das Daddy immer für seine Pfeife benutzt hatte. Als ich ins Wohnzimmer zurückkam, lachte Eve.
    »Nun, wenigstens sind die Eimer dicht«, sagte Justin, der auf dem Sofa neben ihr saß. »Aber alles, was ich dir sagen kann, ist,
dass ich als Ehemann vollkommen nutzlos bin. Ich meine, wenn du dein Fahrrad repariert haben möchtest - gut. Wenn du eine Gutenachtgeschichte hören möchtest, schaffe ich das vermutlich auch, aber wenn du jemanden brauchst, um dein Dach richten zu lassen - vergiss es.«
    »Es gibt wichtigere Dinge, als Lecks zu flicken«, sagte Eve. »Wir haben uns gerade über Gutenachtgeschichten unterhalten, die Daddy uns immer vorlas. Ich sagte, das sei eines der schönsten Dinge gewesen, die er für uns getan hat.«
    Ich zog meine Augenbrauen hoch, aber sie bemerkte es nicht.
    »Du meinst also, dass es nicht so wichtig gewesen wäre, wenn er zugelassen hätte, dass es in dein Bett regnet«, sagte Justin.
    »Nein. Wie du gesagt hast, Eimer tun’s auch.«
    »Ja, solange ich eine verständnisvolle Frau habe.«
    »Ich hab ein Feuerzeug«, sagte ich und stellte die Kerzen auf den Couchtisch. Ich zündete sie an und setzte mich auf die andere Seite von Justin.
    Er seufzte und legte den Arm um mich. Ich wurde starr.
    »Gerade kam mir dieses Bild«, sagte er. »In fünfzig Jahren vielleicht, wenn wir alt sind, sitzen wir hier im Wohnzimmer, ein Feuer brennt, wir lauschen dem Regen, ihr Mädels strickt, und ich löse ein Kreuzworträtsel.«
    »Stricken?«, fragte Eve. »Du machst wohl Scherze?«
    »Tut mir leid, Eve. Na schön, du planst eine exotische Reise oder schmiedest ein Komplott, um die Welt zu regieren.« Er drückte meine Schulter. »Aber Kerry strickt.«
    Eve kicherte, aber das war mir egal. Alles, was in dem Moment zählte, war sein Arm um mich, ein köstliches Gefühl, das sich von meinen Schultern über meine Brust hinab ausdehnte. Ich kniff die Augen zusammen und beobachtete, wie die Kerzenflammen
nach rechts und links tanzten. »Was werden wir wohl denken?«, fragte ich.
    »Ich schätze, das hängt davon ab, was wir bis dahin mit unserem Leben angefangen haben. Wenn wir all die wichtigen Dinge nicht getan haben, warten wir wahrscheinlich bloß darauf, dass es zu Ende geht. Aber wenn wir alles getan haben, was wir wollten, schwelgen wir in Erinnerungen.«
    »Das ist das Problem«, sagte Eve. »In letzter Zeit hab ich das Gefühl, als würden die wichtigen Sachen nie mehr passieren.«
    Justin zog den Arm von mir weg und lehnte sich zurück, um Eve anzusehen. »Das meinst du nicht wirklich.«
    »Ich warte einfach ständig, dass etwas anfängt«, erwiderte sie. »Obwohl ich weiß, dass es nicht von selbst anfangen wird, kann ich nichts tun als warten. Als wäre alles in Nebel gehüllt, bis es losgeht, was auch immer, ein Uni-Abschluss, ein Umzug aufs Festland oder sich verlieben.«
    »Ich war verliebt«, sagte Justin. »Oder zumindest glaubte ich das. Es ist toll auf seine Weise, aber es ist nicht alles. Jedenfalls nicht genug, um einem das Gefühl zu geben,

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