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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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dann zog ich den dampfenden Topf vom Herd. »Danke für die Ermutigung.«
    »Ach, vergiss es. Es tut mir leid, okay?«
    »Miststück«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Arschloch.«
    »Offensichtlich bist du eifersüchtig.«
    »Ja, weil ich sicher bin, dass es Spaß macht, so verrückt zu sein.«
    Es klopfte an der Vordertür, und ich sprang auf. Zu früh! Zu früh! Eve drückte meine Schulter. »Ich geh hinten raus.«
    Ich nickte und lief ins Esszimmer. Ich stellte den Suppentopf auf den Tisch, strich das Haar zurück, drückte Daddys Schlüsselkette, damit sie mir Glück brachte, und lief in die Diele. »Herein!«, rief ich mit einer Stimme, die ein wenig zu säuselnd geriet.
    Justin öffnete die Tür. Sein Haar war zerzaust, und seine Augen wirkten fast traurig vor Müdigkeit. Er sah von meinem Pullover zum Holzofen, dann zu den brennenden Kerzen und schließlich auf seine fleckigen Jeans. »Oh«, sagte er. »Ich sollte mich umziehen.«
    Meine Wangen wurden heiß. »O nein, zieh dich nicht um. Ich bin nur gut angezogen, weil ich in der Kirche war.« Wie war ich bloß darauf gekommen? Mit ernstem Tonfall fügte ich hinzu: »Ich wollte für Daddy beten, ihn besuchen.«
    Justins Züge wurden weich. »Oh, das ist gut. Sicher.«
    »Also komm rein. Zieh deinen Mantel aus. Ich hab Essen im Rohr. Möchtest du eine Cola?«
    Justin zog den Mantel aus. »Du siehst hübsch aus«, sagte er.

    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, warum ich mich so rausgeputzt habe, um Daddy zu besuchen. Vermutlich nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass er dort oben ist und mich beobachtet. Ich wollte ihm zeigen, dass es mir gut geht.«
    »Wenn er dort oben ist und dich beobachtet, bin ich sicher, es freut ihn, das zu sehen«, antwortete Justin und folgte mir ins Esszimmer.
    »Komm, setz dich«, sagte ich. Als ich die Suppe umrührte, sah sie schon besser aus: dicker, eine pinkfarbene Flüssigkeit mit schwarzen Flecken darin, keine Spur von dem welken Löwenzahn. Ich verteilte sie auf die Teller.
    Justin saß da, starrte auf die Suppe, dann lächelte er mich an und nahm seinen Löffel. »Erdbeeren?«
    »Erdbeersuppe. Das Rezept hab ich aus einem Buch.«
    Ich beobachtete sein Gesicht, als er den Löffel hob. Er behielt die Suppe lange im Mund, dann schluckte er sie schließlich hinunter und nickte. »Wirklich gut«, sagte er.
    Ich strahlte. »Danke.« Mein Herz klopfte so laut, dass er es sicher hören konnte. Ich beobachtete ihn, während er aß, betrachtete die sanfte Wölbung seiner Unterarme, seiner Schultern und seiner Brustmuskeln unter dem Hemd. Ich nährte ihn. Aus meinen Händen ging die Nahrung in seinen Körper.
    Ich sah auf meinen Schoß hinab und zermarterte mir den Kopf, was ich als Konversation anbieten konnte. »Schöner Tag draußen, was? Ich liebe diese Jahreszeit.« Oje, ging’s vielleicht noch platter? Um mich von weiteren Banalitäten abzuhalten, aß ich einen Löffel Suppe.
    Und hätte fast gewürgt.
    Nun, da sie heiß war, schmeckte die Suppe grauenvoll, wie erbrochener Hustensaft. Aber Justin aß seinen Teller leer, also
hatte er vielleicht einen anderen Geschmackssinn. Vielleicht mochte er Erbeerkotze.
    Ich nahm ihm den Teller weg. »Als Nächstes gibt’s Salat, und ich sehe mal nach dem Hähnchen.«
    Ich ging in die Küche, legte das Kinn auf die Backrohrtür und roch plötzlich den Rauch. Ich schrie auf und riss die Tür auf. Die Oberseite des Hähnchens war schwarz, die Seiten immer noch rosa, und ich sah es finster an, als hätte es mich betrogen. Vielleicht konnte ich es abkratzen, mehr Marmelade darüberstreichen. Bei all der Zeit, die ich damit verbracht hatte, Mrs. Caine beim Kochen zuzusehen - warum hatte ich nie einen Blick auf die Temperaturanzeige geworfen?
    Doch erst mal kam der Salat. Salat war kein Problem. Salat mit Dressing, dann verbranntes Hähnchen, dann Tee. Und dann vielleicht ein Kuss. Vielleicht.
    »Alles bestens, Ker.«
    Ich fuhr herum. Eve saß am Küchentisch, das Kinn auf die Hände gestützt, und beobachtete mich.
    »Was machst du hier?«, zischte ich.
    »Ich will bloß sicherstellen, dass du zurechtkommst. Abgesehen davon ist es die beste Unterhaltung, die ich das ganze Jahr hatte.«
    »Hau ab. Ich kann nicht mit ihm reden, wenn du hier bist.«
    »Schon gut, schon gut, ich gehe.« Sie stand auf. An der Tür blieb sie stehen und drehte sich um. »Aber wenn du meine ehrliche Meinung hören willst: Justin empfindet nicht das Gleiche wie du. Nur meine Meinung, aber mach dich nicht zum

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