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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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Narren.«
    Ich starrte sie wütend an. »Nun, vielen Dank für den Rat.« Ich sah ihr nach, bis sie aus der Hintertür verschwunden war,
dann drehte ich das Backrohr auf hundertfünfzig Grad herunter, stellte den Tee auf und ging ins Esszimmer zurück. Ich setzte mich an den Tisch, klammerte mich an der Sitzfläche meines Stuhls fest und versuchte, gegen eine starke Übelkeit anzukämpfen.
    Justin sah mich an. »Hast du nicht gesagt, es gibt Salat?«
    Ich sprang auf. »Den hab ich vergessen!«
    »Ist schon gut. Hör zu, darf ich dich was Persönliches fragen? Es ist allerdings wirklich persönlich.«
    Er würde mich fragen, ob ich ihn mochte. Ich müsste mit einem gespielten Was-soll-denn-das-Lachen antworten. »Okay«, sagte ich matt.
    »Ich habe mich gefragt - und du musst nicht antworten, wenn du nicht willst -, aber ich habe mich gefragt, was du sagst, wenn du mit deinem Dad redest?«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich erzähle ihm einfach, was mir gerade passiert, was ich fühle. Ungefähr so, als würde man Tagebuch schreiben.«
    Justin berührte meine Hand, Haut streifte leicht über Haut. »Erzählst du ihm, dass es dir gut geht? Dass du glücklich bist?«
    Ich sah auf die kribbelnde Stelle, wo mich seine Finger berührt hatten, und erwartete fast, dass sie sich verfärben würden, in Rosa oder Gold. »Ich bin okay«, sagte ich. »Ich meine, Glück ist eine relative Sache, aber ja, ich bin nicht unglücklich.«
    »Weil mir ganz angst und bange wurde, als ich dich gestern gesehen habe. Äußerlich betrachtet, scheint es euch immer gut zu gehen. Du und Eve, ihr könnt beide eure Gefühle so gut verbergen. Aber ich weiß, wie sehr es wehtun muss.«
    »Wahrscheinlich. Aber wir gewöhnen uns daran.« Ich lächelte schnell. »Also, essen wir den Salat.«

    In der Küche war niemand, Eves Turban lag auf dem Boden. Eigentlich hatte ich erwartet, dass sie am Tisch sitzen würde, hatte sogar fast darauf gehofft. Doch als ich zur Tür ging, um in die Nacht hinauszuspähen, entdeckte ich einen Zettel, der im Fensterrahmen steckte. TUT MIR LEID, stand in Eves Blockschrift darauf. Ich zog ihn heraus und studierte ihn, als könnten mir die drei Worte etwas verraten. Ich war nicht sicher, ob ich mich jetzt besser oder schlechter fühlte. Schließlich faltete ich den Zettel zusammen und steckte ihn in die Tasche, denn wenn diese Nacht etwas lief mit Justin, wollte ich irgendeinen Teil von ihr, irgendein Zeichen ihrer Reue bei mir haben.
    Als ich mit dem Salat und dem Tee zurückkam, stand Justin am Holzofen und sah ins Feuer.
    Dann blickte er mich an. »Ich möchte dir was zeigen, Kerry. Ich mache das oft, ich stelle mir oft verschiedene Orte für meine Geschichten vor, und ich glaube, ich hab gespürt, wo dein Dad ist. Ich glaube, ich könnte es dir zeigen.« Er griff nach meiner Hand.
    Ich spürte, wie ich lächelte und wollte es unterdrücken, aber meine Lippen gehorchten mir nicht. »Manchmal«, sagte er, »versuch ich mir den Ort vorzustellen, von dem aus er dich beobachtet. Aber alles, was mir einfällt, ist albern und abgedroschen. Engel zum Beispiel, die auf Wolken sitzen und Harfe spielen. Das würde ihn so langweilen, dass er den nächsten Zug auf die Erde zurück nähme.«
    Justin nahm meine Hand zwischen seine Hände. »Ich zeig’s dir, ja? Schließ die Augen.«
    Ich starrte ihn an, mein Herz klopfte so stark, als wollte es aus meiner Brust springen, dann schloss ich langsam die Augen.
    »Es ist nicht wirklich etwas, was du sehen kannst, kein Ort.
Spür einfach, wie du weggleitest, deinen Körper loslässt, sodass du gleichzeitig nichts und alles bist.«
    Ich spähte durch die Wimpern. Justins Augen waren geschlossen, hinter seinen Lidern zuckte es. Ich betrachtete das Grübchen auf seiner Wange, stellte mir vor, wie es wäre, es zu küssen.
    »Spürst du’s? Wie dein Kopf fortzuschwirren beginnt? Genau dort finde ich meine Geschichten, weit weg in diesem Nichts. Das ist Canardia.«
    »Ja«, antwortete ich. Ich wollte meinen ganzen Körper in seine Handfläche schmiegen, zwischen seinen beiden Händen liegen und von ihnen eingehüllt sein. Und plötzlich wusste ich, dass ich es sagen musste. Ich zog meine Hand weg. »Ich hab gehört, du verlobst dich.«
    Justins Augen klappten auf, und seine Züge wurden härter, als wäre er gerade aus einem Traum erwacht. »Du hast was gehört?«
    »Mit Leslie. Ich hab gehört, dass du nächsten Frühling Leslie einen Antrag machen willst.« Ich schüttelte den Kopf. »Ist schon

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