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Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
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gut - du musst mir nichts vormachen. Eve hat’s mir gesagt.«
    »Wenn ich mich verloben sollte, wünschte ich, jemand würde mich informieren. Eve sagte …«
    »Du besorgst einen Ring.« Die Worte flossen aus mir heraus wie Tränen. »Eve hat mir alles erzählt, dass du Leslie vor ihrem Abschluss einen Antrag machst, damit sie nicht zum Studium weggeht.«
    Justins Gesicht war krebsrot. »Also habt ihr beide schon mein ganzes Leben verplant, Kerry?«
    Ich starrte ihn an, und er schüttelte den Kopf. »Ich bin neunzehn Jahre alt, verstehst du? Mir ist noch nicht mal der Gedanke
gekommen. Und Leslie? Ich meine, versteh mich nicht falsch, ich mag sie sehr, aber ich bin nicht bereit, den Rest meines Lebens mit ihr zu verbringen.«
    »Du heiratest nicht?« Er heiratete nicht? Er tat es nicht? »Ich liebe dich«, sagte ich.
    Justin gab einen seltsam erstickten Laut von sich, sein Gesicht wurde blass. Überhaupt kein gutes Zeichen.
    Aber vielleicht hatte er es auch gar nicht gehört. Bitte, lieber Gott, lass es ihn nicht gehört haben! Ich griff nach der Teekanne auf dem Tisch, Dampf stieg mir ins Gesicht. »Lass mich dir Tee einschenken.«
    »Ich weiß, dass du das tust.«
    Ich fuhr zurück, ließ die Kanne fallen, Liebstöckelwurzeltee lief heiß über die Vorderseite meines Pullovers. Mein Gesicht war erstarrt, mein Mund stand offen, ich konnte nicht denken, nicht atmen, also erstickte ich ein Schluchzen und rannte los. Ich lief aus dem Zimmer und zur Vordertür hinaus. Ich würde zum Kai rennen, vom Dock springen, ins Meer, zu Daddy, einfach verschwinden.
    Doch als ich die Einfahrt erreichte, zerrte Justin an den Ärmeln meines Pullovers und zog mich zurück, sodass ich gegen seine Brust fiel. Seine Küsse regneten auf meinen Kopf, auf meine Schläfen hinab, an meinem Ohr vorbei, meine Wange hinunter zu meinen Lippen. Ich packte ihn, drückte mich an ihn, und er gab einen erstickten Laut von sich und erstarrte.
    Wir standen da, die Gesichter kaum ein paar Zentimeter voneinander entfernt, atmeten den Atem des anderen ein, dann wich er zurück. Die Zeit stand still, Bruchteile von Sekunden, die eine Ewigkeit dauerten, während er mir mit unergründlichem Ausdruck, offen und verschlossen zugleich, in die Augen sah. »Es
tut mir leid«, flüsterte er. »Es tut mir leid.« Und dann taumelte er zurück, drehte sich um und rannte weg. Und ich sank auf die Knie und sah ihm nach, sah ihm sogar noch nach, als er schon in der Dunkelheit verschwunden war.

ZWEI
    Trennung

März 2007

7
    Die Fähre von Point Judith war ziemlich leer und beförderte mehr Waren als Menschen. Die raue See schlug mir auf den Magen, ein rhythmisches Rucken, das mich umzuwerfen drohte, als ich mit dem Fuß meine Viererschläge klopfte. Es blies ein scharfer Wind, und der Nieselregen nagte an meinem Gesicht, aber ich stand draußen, weil mir irgendwie danach war. Ich wollte meine Rückkehr auf all meine Sinne wirken lassen: den eindringlichen Klang des Nebelhorns, den Geruch des Meeres, die Gischt, den Salzgeschmack auf der Zunge und den ersten Blick auf die Insel, wenn sie in Sicht kam.
    Ich hatte nur für drei Tage Kleider eingepackt, weil ich mir nicht vorstellen konnte zu bleiben. Ich hatte diese Kleider eingepackt und meine Erinnerungshilfen: eine leere Flasche, die einst vergifteten Schnaps enthielt, und die Fetzen der zerrissenen Briefe, die Eve und ich an Justin geschrieben hatten, bevor ich fortgegangen war. Ich hatte Eves Brief nie gelesen, konnte nie die Kraft aufbringen, die einzelnen Teile zusammenzusetzen. Aber selbst in zerrissener Form waren die Briefe eine Erinnerung an die dunkle Seite von Eve, genau wie die leere Schnapsflasche eine Erinnerung an meine eigene war. Ich hatte Justin nicht gesagt, dass ich kommen würde, und jetzt wünschte ich, ich hätte es getan. Denn was wäre, wenn ich auftauchte und Justin sagte: Ach, tut mir leid, ein Riesenfehler! Wie sich rausgestellt hat, würde sie sich lieber den Arm abhacken, als dich zu sehen!

    Irgendwie war ich plötzlich auf diesem Boot gelandet, dabei entsprach derart impulsives Handeln gar nicht meiner Natur. Es hätte mich nicht überrascht, wenn mein Körper vom Schiff gesprungen wäre und versucht hätte, nach Hause zu schwimmen. Oder wenigstens zu einem Telefon geschwommen wäre und angerufen hätte. Wenn ich angerufen hätte, wäre er vorbereitet gewesen, was hieß, ich wäre es auch gewesen, stellvertretend. Und wenn ich ihn gesehen hätte, hätte ich sagen können, hey, ich

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