Auf ewig und einen Tag - Roman
Mischung in einen Topf auf dem Herd. Dann holte ich das Hähnchen aus dem Kühlschrank. Es sah immer noch gefroren aus, das konnte nicht gut sein. Ich versuchte, es mit den Händen anzuwärmen, dann strich ich orangefarbene Marmelade darauf und schob es ins Backrohr. Mit gerunzelter Stirn sah ich auf den Temperaturregler und stellte ihn schließlich auf dreihundert Grad.
» Petit escargot flambé «, sagte Eve von der Tür aus. Sie hatte ein weißes Handtuch um den Kopf geschlungen. »Meine Kochmütze«, erklärte sie grinsend.
»Mein Gott, Eve, nur du kannst in einem Turban umwerfend aussehen.«
» C’est vrai, mademoiselle. Also, was gibt’s noch zu tun? Wo ist dein erster Gang?«
»Ich hab Suppe«, antwortete ich und machte mit dem Kopf ein Zeichen in Richtung des Topfs.
Eve zog die Augenbrauen hoch. »Sie ist rosa.«
»Ja, nun. Hör zu, könntest du vielleicht den Salat machen? Der Kopfsalat ist dort drüben.«
Eve nickte und begann den Salat zu rupfen. »Also du und
Justin, ja? Aber warum solltest du dich nicht ranhalten? Ihn dir zu schnappen ist ja keine Sünde, bevor er verheiratet ist.«
»Ich schnapp ihn mir nicht, Eve. Es ist seine Entscheidung. Wenn es passieren soll, passiert’s.«
Sie zuckte die Achseln. »Richtig. Hat er dir denn irgendein Zeichen gegeben, dass es passieren könnte? Hat er mit dir geflirtet oder dich berührt, wenn es nicht nötig gewesen wäre?«
Ich wischte mir die Hände am Pullover ab. »Ich weiß nicht. Nicht direkt.«
»Ah«, sagte Eve.
Ich wartete, dass sie fortfuhr, aber sie griff nur nach einem Messer und begann, vor sich hin zu summen.
»Hör doch auf, so zu tun, als wärst du Expertin, was Männer angeht. Ich muss ihm bloß zeigen, wie richtig es wäre. Leslie mag ihn nicht so, wie ich das tue. Zwischen uns gibt es etwas, das kein Außenstehender verstehen kann.«
Eve sah mich eine Weile an und nickte dann. Ihre Augen wirkten seltsam flach, als wären sie mit Pflastern überklebt.
Ich funkelte sie an, um sie herauszufordern, endlich zu sagen, was sie offensichtlich unbedingt loswerden wollte, aber sie blieb stumm und konzentrierte sich auf den Salat. Ich ließ es dabei bewenden und machte mich daran, das Feuer anzuzünden. Ich starrte in die Flammen und stellte mir vor, wie Justin den orangefarbenen Schein auf meinem Gesicht beobachtete und beim schmachtenden Klang von Johnny Mathis’ Stimme aus dem Radio feststellte, dass ich es war, die er wirklich liebte. Das würde funktionieren. Das musste es einfach.
Was kam als Nächstes? Was jetzt? Ich zündete die weißen Kerzen auf dem Esstisch an und trat einen Schritt zurück. LoraLees Buch hatte ein rosafarbenes oder grünes Tischtuch erwähnt,
und nach einer panischen Suche war ich schließlich darauf gekommen, den Tisch mit den rosa geblümten und mit Bändchen verzierten Tüchern zu decken, die in unserer Kindheit, als wir uns noch für Bändchen und rosa Blümchen begeisterten, als Bettüberwurf gedient hatten. Gemeinsam mit den Kerzen sah das Ganze tatsächlich sehr romantisch aus.
Ich ging in die Küche zurück. Eve rührte die Suppe um. »Erdbeeren? Das ist ziemlich verrückt.«
Ich prüfte mein Spiegelbild in der Backofentür. »Es ist exotisch.«
»Wenn du meinst. Der einfältige Cop war übrigens Brad Carrera. Er ist gerade vorbeigegangen, und ich hab ihm dieses Lächeln geschenkt, du weißt schon, bei dem man die Zähne nicht sieht, und er hat mir zugezwinkert und gesagt, ›hey, Schöne‹. Und dann, stell dir vor, dreht er sich um, um meinen Gang zu beobachten. Ich hab über die Schulter nach hinten gesehen, und seine Augen waren auf meinem Hintern.«
»Officer Carrera? Mein Gott! Ich hätte gedacht, er hat einen besseren Geschmack.«
Sie grinste, aber dann verblasste ihr Lächeln plötzlich. »Also glaubst du wirklich, er steht auf das Ganze hier?«
Ich probierte die Suppe und sah sie an. »Glaubst du, dass es so was wie Schicksal gibt?«
»Schicksal?« Sie sah mich merkwürdig an. »Wie Mom, die Daddy verlassen hat, und Daddys Tod? Ist das Schicksal?«
»Du weißt, was ich meine.«
Eve zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht hat jeder ein Schicksal. Aber ich glaube, es ist gewöhnlich das Gegenteil von dem, was man sich vorgestellt hat. Ich meine, schau uns an. Schau die meisten Leute hier an. Die eine Hälfte des Jahres rackern
sie sich den Arsch ab, die andere Hälfte frieren sie ihn sich ab. Und die meiste Zeit sind sie vollkommen unglücklich.«
Ich sah sie schweigend an,
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