Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auf ewig und einen Tag - Roman

Titel: Auf ewig und einen Tag - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Joy Arnold Angelika Felenda
Vom Netzwerk:
das.«
    »Ich auch. Offensichtlich.«
    Er lachte. »Offensichtlich, ja.«
    Natürlich erzählte ich Eve alles. Sie war schließlich Eve. Ich hatte nie ein Geheimnis vor ihr gehabt. Und manchmal hatte ich fast das Gefühl, sie sei dabei, während Justin und ich uns unterhielten, uns küssten. Was ein bisschen pervers klingt, aber so war es nicht, eher tröstlich. Justin stellte zum Beispiel eine Frage, und ich überlegte, was Eve wohl antworten würde. Er berührte mich, und die Hälfte meines Vergnügens ergab sich aus dem Wissen, dass ich ihr später davon erzählen würde. Ich weiß, es hört sich schrecklich naiv an, aber ich hatte das Gefühl, indem ich diese Intimitäten mit ihr teilte, müsste ich nicht einen dem anderen vorziehen. Ich könnte diesen freien Teil in mir besetzen, ohne andere Teile aufzugeben, die mich erst vollständig machten. Den Schatten, den ich in Eves Augen sah, wenn ich nach Hause kam, glaubte ich durch meine eigene Freude wettmachen zu können.

    Und am Ende war es wirklich Eve, die mich als Erste verließ.
    Wir lagen auf meinem Bett, die Beine gegen die Wand gestemmt. Wir waren in einer unserer drogenähnlichen Stimmungen, wiegten uns hin und her und summten Billie-Holiday-Songs. Wir kamen manchmal in diese verrückten Zustände, fingen an zu kichern und konnten nicht mehr aufhören, oder drehten uns im Kreis, bis uns schwindlig und schlecht wurde und wir hinfielen. Es war eine Möglichkeit, den Druck aus unseren Köpfen abzulassen.
    Plötzlich hielt sie inne und strich mit dem Fuß über den losen Gummi an der Sohle meines Turnschuhs. »Hey, hör zu, ich hab eine Idee.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich finde schon seit einer Weile, dass unsere Haare schrecklich aussehen. Lass uns das ändern, was Radikales machen.«
    Ich rückte von der Wand weg und ließ mein Haar über die Stirn fallen. »Wie wär’s mit Ponys?«
    Eve sah mich lange an, dann nickte sie. »Genau, Ponys. Justin wird begeistert sein.« Sie grinste mich an, hinterhältig, als hielte sie sich zurück, mit etwas sehr Unangenehmem herauszuplatzen.
    Unser glattes dunkles Haar war immer auf die gleiche Weise geschnitten, gerade und gut schulterlang. Gewöhnlich ließen wir es bei Gary, dem Herrenfriseur, schneiden, der einmal die Woche mit der Fähre kam und Hausbesuche machte. Aber Garys Vorstellung von radikal bewegte sich eher auf der Ebene, ein Gummiband zu benutzen, um den Pferdeschwanz festzubinden, also beschlossen wir, richtig Geld auszugeben und zu Aztec zu gehen, dem Salon, wo ein Schnitt dreißig Dollar kostete, ohne Waschen und Föhnen. Hair Design stand auf dem Schild, als würden sie Pinsel, Schere und Klebstoff nehmen, um dich in jemand anderen zu verwandeln.

    Wir gingen den Hügel der High Street hinunter, das Stück, das so steil war, dass wir schnell in Laufschritt fielen. Als wir um den Hügel herum zum Hafen kamen, wären wir fast mit Ryan Mclean zusammengestoßen, der einen dampfenden Styroporbecher zu seinem Wagen trug. Wir kannten den Kongressabgeordneten Maclean, der als erster Inselbewohner in das hohe Amt gewählt worden war, nur aus den Geschichten in den Lokalzeitungen. Er war einer der Saisonbewohner, die in großen Häusern auf der Nordseite der Insel lebten und im Winter aufs Festland zogen, wenn es auf der Insel nicht sonderlich angenehm war.
    Er wich uns aus und schenkte uns ein breites Lächeln, wobei seine Zähne so reklameweiß blitzten, dass sie zu fluoreszieren schienen. »Ihr hättet fast ein Kaffeebad gekriegt!«
    Ich lächelte und bemerkte dann, dass seine Augen auf Eve gerichtet waren. Er hatte leuchtende Augen, wie man sie bei Schauspielern sieht. Wurde man mit solchen Augen geboren, wie mit einer genetischen Markierung , bevor man überhaupt realisierte, was man später einmal werden würde? Oder bekam man solche Augen, nachdem man als Politiker Karriere gemacht und eine Menge Lügen erzählt hatte?
    Eve schenkte ihm ein dünnes Lächeln. »Ich sehe es schon in den Zeitungen: Kongressabgeordneter angeklagt wegen Verbrühens zweier Teenager. Könnte Ihre Chancen auf Wiederwahl verderben.«
    »Oder ich könnte mich zum Helden stilisieren, euch schnell ins Medical Center bringen und an eurer Seite bleiben, obwohl ich Wahlkampf machen sollte. Das wäre gute PR.« Er verdrehte die Augen. »Also wählt ihr beide nächste Woche, ja? Seid gute Bürger und all das?«

    Eve warf den Kopf zurück und lachte aus keinem erkennbarem Grund, vielleicht nur, um ihm ihren schlanken Hals zu

Weitere Kostenlose Bücher